Drei Autos pro Rennstall ?

Ein Ferrari kommt selten allein.

Meistens kommt noch ein zweiter. Bald schon könnte noch ein dritter kommen...

Sollen in der Zukunft nicht nur zwei, sondern sogar drei Fahrzeuge pro Team an den Start gebracht werden? Könnte es kleineren Teams gestattet werden, beispielsweise ein Ferrari-Kundenauto ins Rennen zu führen? Mit dieser schwierigen Thematik setzten sich die Teamchefs der Formel 1 im Rahmen der Pressekonferenz von Abu Dhabi auseinander, zeigten sich aber recht zurückhaltend.

"Ich halte ein drittes Auto nicht für ausgeschlossen. Wir dürfen aber keine Situation schaffen, die kleineren Konstrukteuren finanziell oder sportlich schadet", sagt Ross Brawn (Mercedes) und fragt: "Was hätten wir denn schon erreicht, wenn wir ihnen das Leben wesentlich schwerer machen würden? Damit gäbe es lediglich eine kleinere Gruppe von Konstrukteuren", erläutert der Brite. "Das wäre in meinen Augen keine gute Sache. Es kann eine Lösung sein, wenn wir zu wenige Fahrzeuge in der Startaufstellung haben. Viel lieber würde ich aber eine gesunde Menge an Konstrukteuren sehen- und zwar möglichst viele davon. Das ist meine persönliche Meinung", hält der Mercedes-Teamchef fest. Stefano Domenicali (Ferrari) ist ebenfalls nicht restlos davon überzeugt. Drei Autos pro Team seien zwar "ein Gesprächs-Gegenstand im Hinblick auf die Zukunft der Formel 1", doch in diesem Zusammenhang sei Vorsicht geboten. "Wichtig ist, die Vor- und Nachteile zu verstehen. Es ist von großer Wichtigkeit, dass wir dieses Thema mit unseren Teilhabern, den Konstrukteuren und den Formel-1-Teams besprechen. Mehr kann ich derzeit nicht dazu sagen. Klar ist aber: Wir müssen diesen Punkt auf den Tisch bringen. Sollte es eine Lösung für eine bessere Formel 1 sein, dann sollten wir es tun. Ansonsten schauen wir einmal", meint Domenicali und übergibt das Wort an Martin Whitmarsh (McLaren). Letzterer sieht "ein paar interessante Ideen für den Einsatz eines dritten Autos" und verweist auf einige positive Nebeneffekte einer solchen Regelmodifizierung.

Dritte Autos für Promi-Gaststarter?

"Wir alle würden uns doch darüber freuen, Valentino Rossi, Sebastian Loeb oder dergleichen in einem Formel-1-Fahrzeug zu sehen. Das wäre doch toll", findet Whitmarsh, merkt aber an: "Wir müssen da verantwortungsvoll handeln. Ich denke, es liegt in der DNS der Formel 1, dass es eine Vielzahl an Teams geben muss. Wir haben einige neue Rennställe und es gibt kleinere Mannschaften. Wir alle müssen anerkennen, dass es sehr schwierig ist, das Budget für die Formel 1 aufzutreiben", meint der McLaren-Teamchef. "Würden Ferrari, Red Bull, McLaren und Mercedes ab sofort jeweils drei Autos einsetzen, wäre das in meinen Augen schädlich für den Sport. Es gibt Vor- und Nachteile und es ist richtig, darüber zu reden." Vorrangig sollte es in der Formel 1 aber um Anderes gehen. Nämlich um ein "machbares und nachhaltiges Model für sämtliche Formel-1-Teams", erläutert Whitmarsh. Dessen Landsmann Frank Williams (Williams) sieht die Situation aus einer anderen Position heraus. "Wir haben heute eine ganze Reihe von klasse Herstellern in der Formel 1. Die Leute, die diese Teams leiten, tun das aber, um Profit zu machen", sagt der langjährige Teamchef.

Die kleinen Teams halten sich bedeckt

"Und wenn die Verkäufe zurückgehen, werden die Kosten reduziert. Ich kann nur dazu sagen: Solange wir Geld auf der Bank haben, werden wir von Williams immer in der Formel 1 antreten. Hoffentlich wird das noch für viele, viele Jahre der Fall sein. Ich bin mir nicht so sicher, ob meine Mitstreiter hier ihre Schicksale so kontrollieren können, wie sie es vielleicht gerne tun würden. Über ihnen könnte jemand stehen, der in Bezug auf die Formel 1 weniger emotional eingestellt ist", meint Williams. Und was sagen die kleineren Teams dazu? Sie könnten unter Umständen einen Aufschwung erleben, wenn sie bewährtes Material einsetzen würden. John Booth (Marussia-Virgin) winkt aber ab: "Ich sehe keine Notwendigkeit, die Formel 1 zu verändern", erklärt der Brite. "Die Startaufstellung ist derzeit wirklich gut gefüllt. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass jeder Rennstall auch ein Konstrukteur ist", sagt Booth. Saul Ruiz de Marcos (HRT) ergänzt: "Wir sehen da Vor- und Nachteile. Pauschal können wir aber nicht sagen, ob wir dafür oder dagegen sind. Ich denke, es wird eine Diskussion geben und auch einen Vorschlag. Dann werden wir weitersehen."

12.11.2011