Webber: Nach Red Bull ist Schluss

Mark Webber könnte seine Rennkarriere

in der Formel 1 nach Red Bull beenden

Schon seit geraumer Zeit ist klar: Mark Webber wird auch in der kommenden Saison an der Seite von Sebastian Vettel für das Red-Bull-Team an den Start gehen. Wie die brasilianische 'O Estado de S. Paulo' berichtet, lagen dem Australier aber durchaus auch andere Angebote vor. Unter anderem soll sich Renault für die Dienste Webbers interessiert haben, doch Webber entschied sich für Red Bull.

Erneut unterschrieb der 35-Jährige allerdings lediglich einen Einjahresvertrag. Wie es danach weitergeht, ist offen. Fest steht für Webber offenbar nur, dass er nicht erneut Aufbauarbeit bei einem kleinen Rennstall leisten möchte. "Ich war bei Teams wie Minardi und Williams, wo es nicht so groSSe Ressourcen gab. Danach stieSS ich zu Red Bull und damit zu einer titelfähigen Struktur", sagt Webber. "Für jemanden wie mich gibt es da kein Zurück mehr. Ich werde nicht noch einmal zu einem kleineren Team wechseln, sondern ganz einfach nach Hause gehen", kündigt der Formel-1-Routinier an und erklärt seinen Standpunkt: "Wenn ich hier einmal meinen Abschied einreiche, werde ich eher etwas anderes tun, als weiterhin in der Formel 1 zu fahren." Zumindest bis Ende 2012 ist er noch dabei...

Webber wünscht sich Bridgestone zurück


2010 hatte Mark Webber bis zum letzten Rennen Chancen, Weltmeister zu werden, lag teamintern sogar über weite Strecken vor Sebastian Vettel. 2011 ist alles anders: Während der 24-jährige Champion aus Deutschland wie auf Wolke sieben schwebend von Erfolg zu Erfolg eilt, hat der 35-jährige Routinier aus Australien noch keinen einzigen Grand Prix gewonnen. Dabei hat er das Rennfahren sicher nicht verlernt, aber in der Formel 1 haben sich über den Winter einige Rahmenbedingungen geändert. Webber räumt offen ein, dass die Pirelli-Reifen sein "grösstes Problem" sind: "Wenn ich die Wahl hätte, würde ich lieber weiterhin mit dem japanischen Zeug fahren, aber wir haben keine Wahl. Du musst das nehmen, was du bekommst, und das habe ich dieses Jahr versucht", trauert er den früher verwendeten Bridgestone-Pneus nach.

Sehnsucht nach Bridgestone

"Holen wir sie zurück", meint der Red-Bull-Pilot augenzwinkernd, denn von der neuen Pirelli-Generation, die vor allem den Hinterreifen stärken soll, verspricht er sich keine Revolution des Kräfteverhältnisses: "Ich glaube nicht, dass die Reifen viel ändern werden." Zu marginal sind die für 2012 geplanten Änderungen im Vergleich zu den signifikanten Reformen, die im vergangenen Winter einiges auf den Kopf gestellt haben. Denn nicht nur bei Red Bull ist Webber gegenüber Vettel abgefallen, sondern auch bei anderen Teams hat es Verschiebungen gegeben: Lewis Hamilton hat plötzlich mit Jenson Button zu kämpfen, Witali Petrow schlägt sich deutlich besser als 2010 und sogar bei Ferrari ist die Kluft zwischen Fernando Alonso und Felipe Massa noch grösser geworden. Webber: "Jenson hatte ein gutes Jahr, ganz anders als im Vorjahr. Die Regeln könnten das begünstigt haben. Der Teufel steckt im Detail. Wenn sich nur Kleinigkeiten ändern, kann das eine Menge bewirken, und das ist dieses Jahr mit Sebastian passiert. Er hat einen tollen Lauf. Es gibt dieses Jahr einige Fahrer, die aus verschiedenen Gründen viel stärker sind als in der Vergangenheit. So ist es halt", analysiert er, fasst sich aber gleichzeitig an der eigenen Nase: "Ich will nicht nach Ausreden suchen, sondern meine Antworten auf der Strecke geben. Das Gefühl ist ein anderes als im Vorjahr", gibt Webber zu und verweist auf unglückliche Umstände: "Wir hatten zu Saisonbeginn viele Zuverlässigkeitsprobleme. Wir haben das Auto an den Sonntagen ins Ziel gebracht, aber manchmal eher schlecht als recht. Vielleicht wäre die Saison anders verlaufen, wenn ich die ersten Rennen gleich gewonnen hätte, aber es wäre trotzdem manchmal eine Riesenherausforderung gewesen, Seb zu schlagen."

Viel Pech am Saisonbeginn

Beispiele für Rennen, die den Negativtrend ausgelöst haben, fallen ihm mehrere ein: "Monaco, wo ich nach dem Boxenstopp nur Vierter war, Schanghai, wo ich kein KERS hatte, Malaysia - es hat viele Wochenende gegeben, die enttäuschend verlaufen sind. Das hat den Trend zu Sebs Gunsten gesetzt", ist der Red-Bull-Pilot überzeugt. Insofern wünscht er sich in Abu Dhabi und Brasilien Erfolgserlebnisse vor dem Winter, um 2012 positiv in Angriff nehmen zu können. "Wir hatten dieses Jahr viele Rennen, aber ich war nur einmal vor ihm. Ich werde mein Bestes geben, damit das hier wieder passiert", meint er in Abu Dhabi. "Jeder Grand-Prix-Sieg ist etwas Besonderes. Vor Jahresende noch einmal zu gewinnen, wäre sicher sehr zufriedenstellend. Wir wissen aber, dass McLaren hier stark sein wird - und Seb sowieso. Wir müssen alles auf die Reihe bekommen, aber ich halte es nicht für unrealistisch, ein paar Runden vor Schluss vorne zu liegen. Dieses Jahr war für mich nicht so gut wie das letzte", gibt er zu. "Es gab da und dort ein paar brauchbare Rennen, aber eben nicht genug, um bis zum Schluss dranzubleiben. Seb hat mehr gewonnen als alle anderen zusammen. Im Vorjahr hatte ich doch einige Höhepunkte, während dieses Jahr ziemlich konstant war. Viele Höhepunkte hat es da nicht gegeben, aber so war es halt. Dieses Jahr war von den Ergebnissen her schwieriger."

Vorfreude auf den Winterurlaub

Daher heisst es nach Brasilien abschalten und neu starten: "Natürlich werde ich eine Pause einlegen, wie alle anderen auch", freut sich Webber schon auf seinen Urlaub. "Du lernst immer dazu, also schaut man schon ein bisschen zurück, aber nur in einem gesunden Ausmaß. Und dann überlegst du dir, was du im Jahr darauf besser machen kannst. Wenn du so lange dabei bist wie ich, weißt du, woran du arbeiten musst." Ein Schlüssel zu einer besseren Gesamtleistung ist seiner Meinung nach der Samstagnachmittag, früher eine seiner grossen Stärken: "Wenn du im Qualifying dran bist, liegst du im Rennen von Anfang an vorne. Ja, es ist möglich, durchaus möglich. Ich sehe genauer als jeder andere, wie Rennen gewonnen werden, und weiss, wie man das macht", glaubt er daran, dass er eine Chance hat, das Blatt nächstes Jahr zu wenden. Einen Wunsch hat er übrigens schon an den Weihnachtsmann geschickt: "Ich hoffe, dass wir keine dermassen deprimierenden Pressekonferenzen mehr haben werden", grinst Webber. Racer-Qualitäten muss er sich ja nicht wünschen, denn die hat er sogar 2011 demonstriert: "Jeder redet über Eau Rouge, aber das schwierigste Manöver war, Fernando in Kurve zehn in Singapur zu überholen. Das war mein bestes Manöver des Jahres", so der WM-Vierte.

Webber in Abu Dhabi: Keine Gedanken an 2010


Ferrari-Pilot Fernando Alonso kam vor zwölf Monaten als Tabellenführer zum WM-Finale nach Abu Dhabi, gefolgt von Red-Bull-Pilot Mark Webber. Nachdem der Grand Prix in den Vereinigten Arabischen Emiraten gefahren war, war es jedoch Webbers Teamkollege Sebastian Vettel, der sich als neuer Weltmeister feiern lassen durfte. Vor diesem Hintergrund könnte man annehmen, dass bei Webber an diesem Wochenende in Abu Dhabi der eine oder andere Gedanke an das Rennen im Vorjahr aufkommt. Davon will der aktuelle WM-Vierte allerdings nichts wissen. "Die Dinge liefen damals einfach zu Gunsten von Sebastian und nicht zu meinen oder denen von Fernando", so der Australier in seiner Kolumne für 'BBC'. "Abu Dhabi mag das Rennen gewesen sein, wo die Weltmeisterschaft letzten Endes entschieden wurde, aber grundsätzlich wird der Titel auf einer ganzen Menge Strecken rund um die Welt gewonnen oder verloren. Ich messe daher den Ereignissen auf einer speziellen Strecke nicht allzu viel Bedeutung bei", versichert der Red-Bull-Pilot. Webber gesteht zwar, dass ein paar Gefühle im Spiel sein werden. "Doch das ist schliesslich überall, wo wir auftreten, der Fall. Jeder Kurs ist mit Erinnerungen verbunden. Natürlich war es für mich nach dem Rennen im vergangenen Jahr eine Enttäuschung, aber daran werde ich mich jetzt nicht mehr aufhalten. Sobald du im Auto sitzt, sind all diese Dinge Vergangenheit und du konzentrierst dich aufs Fahren." Nichts anderes erwartet der Australier auch von Alonso: "Ich bin mir sicher, bei Fernando wird es genau das Gleiche sein."

Unterm Strich sei der Grand Prix von Abu Dhabi laut Webber eines von 19 Rennen im Jahr, das nicht wichtiger oder weniger wichtig ist, als andere: "Jedes Rennen zählt. Wir haben im Jahr nur 19 Gelegenheiten, gegen die besten Fahrer der Welt anzutreten. Es steht also immer eine Menge auf dem Spiel. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mein Teamkollege Vettel den Fahrertitel und mein Team Red Bull den Konstrukteurstitel bereits gewonnen haben."

11.11.2011