Coulthard über Schumacher und Bruno Senna

Schumacher und David Coulthard:

Mittlerweile verstehen sich die beiden gut

Michael Schumacher feiert beim Grossen Preis von Belgien sein 20. Formel-1-Jubiläum. Grund genug für David Coulthard, in seiner Kolumne im 'Telegraph' auf eine bewegte gemeinsame Zeit in der Königsklasse des Motorsports zurück zu blicken - acht Jahre lang kämpften die beiden Rad an Rad um Positionen.

An der Rennstrecke von Spa kehrt natürlich zwangsläufig die Erinnerung an die Kollision zwischen den beiden im Jahr 1998 zurück. Damals führte Schumacher das verregnete Rennen an und krachte beim Überrunden in das Heck von Coulthard. Danach stellte der Deutsche seinen beschädigten Ferrari an der Box ab und stürmte wutentbrannt in die McLaren-Mercedes-Box, um dem Schotten seine Meinung zu sagen: "Er ging mir an den Hals und beschuldigte mich, versucht zu haben, ihn umzubringen."

Es sei interessant, dass Schumacher in einem Interview mit der 'BBC' jenes Wochenende in seiner Karriere besonders bedauert - nicht die Kollision mit Damon Hill 1994 in Adelaide oder jene 1997 im Kampf um den WM-Titel mit Jacques Villeneuve in Jerez: "Nein, er erinnerte sich an unser Gerangel in Spa." Beim folgenden Rennen in Monza habe er sich "stundenlang" mit Schumacher im Zelt von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zusammengesetzt, um über den Zwischenfall zu sprechen: "Ich sagte, dass ich meinen Anteil an Verantwortung an diesem Unfall übernehme. Ich versuchte, ihn vorbei zulassen, aber rückblickend hätte ich in diesen schrecklichen Bedingungen nicht auf der Gerade vom Gas gehen sollen. Ich gab ihm jedoch auch zu bedenken, dass er mit Sicherheit auch Fehler in seinem Leben gemacht hat", so der heutige DTM-Pilot weiter. Schumacher habe daraufhin gesagt "Nicht, dass ich mich daran erinnern kann".

In den Augen von Coulthard war dies der typische Schumacher: "Michael hatte immer einen hundertprozentigen Glauben an sich selbst, der an Arroganz grenzte." Das habe ihn jedoch womöglich in der Karriere nach vorne gebracht: "Vielleicht ist das der Unterschied, ob man ein mehrfacher Gewinner der Weltmeisterschaft ist oder nicht." Nach seinem zwischenzeitlich erfolgten Rücktritt sei ein anderer Schumacher in den Sport zurückgekehrt: "Er ist gereift, ist entspannter und einsichtiger. Vielleicht hat ihn dies als Wettbewerber verändert. In meinen Augen geht das Licht aus, wenn du zurücktrittst. Ich glaube schon daran, dass man es wieder einschalten kann, aber ob es jemals wieder so hell leuchtet?"

Damit möchte Coulthard jedoch nicht sagen, dass Schumacher zurücktreten solle. Er könne vielmehr stolz darauf sein, dass er Spass an der Formel 1 hat und so lange dabei ist. Er könne "absolut" wieder Rennen gewinnen. Das hänge vielmehr vom Auto, nicht von den Qualitäten Schumachers ab. Gleichzeitig habe sein Teamkollege Nico Rosberg jedoch mehr aus dem Auto herausgeholt. Mittlerweile kommt Coulthard so gut mit Schumacher aus, dass er "kurioserweise einen zunehmenden Wunsch verspürt, dass er gewinnt": "Ich bewundere ihn absolut. Wie auch immer, ich werde ihm die Hände schütteln und ihm zu 20 Jahren in der Formel 1 gratulieren."

Senna muss abliefern

Mitten in der Formel-1-Saison hat das Renault-Team Nick Heidfeld vor die Türe gesetzt und Bruno Senna zum Stammfahrer befördert: "Er muss mit einem grossen Rückschlag umgehen, den man als grausam bezeichnen kann angesichts der Tatsache, dass er dieses Jahr der führende Fahrer bei Renault war", so Coulthard gegenüber dem 'Telegraph'. Dass Heidfeld an diesem Wochenende im Renault-Outfit im Fahrerlager von Spa auftauchte, empfindet der Schotte als "bizarr": "Vermutlich hat dies rechtliche Gründe, da er gegen seine Rückstufung kämpft."

Gleichzeitig steht Bruno Senna unter Druck: "Er hat nun seine grosse Chance erhalten. Er wird sicherlich keine bessere bekommen. Er sitzt in einem guten Mittelfeld-Auto und muss abliefern. Einige der Leute, die ich respektiere, vertreten die Meinung, dass er tatsächlich ein sehr guter Fahrer ist. Wir werden es sehen."

27.8.2011