Vettel feiert siebten Saisonsieg in Spa

Weltmeister Vettel kann's noch: Sieg in Spa

Jetzt hat auch Sebastian Vettel seinen Ehrenplatz in Michael Schumachers "Wohnzimmer": Der Weltmeister feierte seinen ersten Sieg auf dem Traditionskurs in Spa und machte einen weiteren grossen Schritt zur erfolgreichen Titelverteidigung. Schumacher selbst zeigte bei seinem 20-jährigen Formel-1-Jubiläum ebenfalls eine Klasseleistung und kämpfte sich vom letzten Startplatz grandios bis auf Rang fünf vor.

Was für ein Auftakt für die Schweizer Fraktion in Spa. Da Senna Alguersuari abschiesst, machen unsere Trümpfe einige Plätze gut. Buemi (Startplatz 11) kommt als Sechster aus der ersten Runde. Das Sauber-Duo: Pérez (9) kommt auf die Sieben, Kobayashi (12) ist Achter. Doch schon nach wenigen Runden geht es los mit dem Crash-Festival. Die TV-Bilder zeigen nicht, was genau geschieht. Doch Pérez holt sich an der Box einen neuen Frontflügel, Buemi taucht mit kaputtem Heckflügel auf. Für den Romand ist das Rennen beendet.

Und auch Kobayashis Frontflügel ist ramponiert. Doch der Japaner kann weiter fahren – und wie. Nach einem Renndrittel liegt Koba auf Rang vier. Dann zieht Hamilton vorbei, aber der kampfstarke Sauber-Pilot gibt nicht auf, will wieder am Briten vorbei. Aber er riskiert zu viel – es kracht erneut. Hamilton donnert in die Leitplanken. Das Rennen ist für ihn beendet, für Kobayashi geht es weiter. Durch den nötigen Boxenstopp fällt Kobayashi jedoch aus den Punkten, fährt auf Rang 14. Dafür ist sein Teamollege Pérez auf Punktekurs. Doch nicht lange. Die Schock-Nachricht kommt bei Rennhälfte: Durchfahrtsstrafe für den Crash mit Buemi. Die Schweizer schiessen sich gegenseitig aus den Punkten! Kurz nach der Strafe muss der Mexikaner seinen Sauber wegen eines Problems mit dem Hinterrad parkieren. Kobayashi beendet das Rennen als Zwölfter. Bitter: Force India holt mit Sutil (7.) sechs Punkte, liegt in der Team-Wertung nur noch neun Zähler hinter den Hinwilern. Soviel zu den "Schweizern".

Vettel feierte im zwölften Rennen der Saison seinen siebten Sieg und hat jetzt bereits mehr Punkte auf dem Konto als bei seinem WM-Triumph im vorigen Jahr. "Juchu, danke Jungs. Was für ein Rennen", rief der Red-Bull-Pilot nach dem Rennen in seinen Boxenfunk. "Ich bin sehr glücklich und stolz, mich hier in die Siegerliste eingetragen zu haben. Das ist eine sehr schöne Strecke, ich habe jede Runde genossen", sagte Vettel nach der in Spa traditionell verkürzten Ehrenrunde: "Ich bin sehr zufrieden mit dem Rennen, vor allem damit, wie wir mit den Reifen umgegangen sind. Denn vor dem Rennen hatten wir noch Zweifel, denn es gab Probleme mit den Vorderreifen. Wir sind ein großes Risiko eingegangen, aber es ist aufgegangen." Teamkollege Mark Webber machte den Red-Bull-Doppelsieg perfekt. Der Australier rundete damit ein für ihn positives Wochenende ab. Am Samstag hatte er zu seinem 35. Geburtstag seinen Vertrag bei den "Bullen" bis Ende 2012 verlängert.

Webber bleibt damit auch in der Gesamtwertung mit 167 Punkten auf Rang zwei hinter Dominator Vettel (259), der jetzt 92 Punkte Vorsprung hat. Nachdem er am Samstag mit seiner 24. Pole Position zu den dreimaligen Weltmeistern Niki Lauda und Nelson Piquet aufgeschlossen hatte, ließ er am Sonntag seinen insgesamt 17. GP-Sieg folgen. Bester Nicht-"Bulle" in der Gesamtwertung ist Ferrari-Pilot Fernando Alonso (157), der in Spa aber nur Vierter hinter Jenson Button (149) wurde, der von Startplatz 13 als Dritter noch aufs Podium fuhr.

Schumacher zeigte eines seiner stärksten Rennen. Nach dem verpatzten Qualifying, als er an seinem Silberpfeil ein Rad verloren hatte, war er von Rang 24 gestartet und zeigte eine beeindruckende Aufholjagd. 1995 hatte er in Spa schon einmal von Startplatz 16 noch den Sieg geholt. Am Ende landete er vor Rosberg, der von Startposition fünf ins Rennen gegangen war und zwischenzeitlich sogar geführt hatte. "Das war sicher ein sehr schönes Ende", sagte Schumacher: "Nachdem es am Samstag so enttäuschend begonnen hatte und wir nichts mehr zu verlieren hatten, hatte ich schon ein Gefühl, dass es ganz gut wird."

"Ich habe ihm bestimmt kein Jubiläums-Geschenk gemacht. Ich habe versucht, mich zu verteidigen, aber keine Chance, wir hatten andere Reifen", sagte Rosberg, der am Ende Benzin sparen musste, aber zumindest seine Führungsrunden genossen hatte: "Das ist schon cool, besonders in der Situation dieses Jahr." Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug sagte über die Spekulationen, Nico Rosberg habe die Ansage erhalten, Michael Schumacher vorbeizulassen: "Wer uns das zutraut, dem ist nicht zu helfen. Wer uns kennt, weiss, dass wir so was nie machen würden. Wer so denken will, soll so denken. Wir machen’s nicht."

Hinter Rosberg fuhr Adrian Sutil auf Platz sieben im Force-India als vierter deutscher Fahrer noch in die Punkteränge. Virgin-Pilot Timo Glock belegte Rang 18. Einen Rückschlag erlebte Lewis Hamilton. Der McLaren-Mercedes-Pilot (146) schied in Runde 13 aus, nachdem er nach einer Kollision mit Sauber-Pilot Kamui Kobayashi heftig gegen die Leitplanke geprallt war. "Mir geht’s gut", sagte der Brite, der zumindest unverletzt geblieben war: "Ich weiss nicht, was passiert ist. Ich bin von irgendwem getroffen worden, da war das Rennen vorbei." Zumindest auf Podiumskurs hätte Hamilton sich gesehen, der Titel sei aber schon vor dem Rennen nicht mehr drin gewesen.

Beim Start behauptete Vettel seine Führung, Rosberg kam sehr gut weg und schob sich in der ersten Kurve auf Rang zwei. Webber fiel bis auf Rang acht zurück. Schumacher arbeitete sich mit einem Klassestart vom 24. auf den 15. Rang vor. Noch bei der ersten langen Bergaufpassage überholte Rosberg Vettel und übernahm die Führung, die sich der Weltmeister aber in Runde drei zurückholte. Zwei Runden später fuhr Vettel aber zum ersten Reifenwechsel an die Box, was ihn auf Rang neun zurückwarf. Rosberg war wieder Erster, wurde aber von Alonso (7.) und Hamilton (8.) überholt. Hamilton übernahm Platz eins, als Alonso in Runde 8 an die Box fuhr und unmittelbar vor Webber wieder auf die Strecke kam, der ihn dann spektakulär außen in der Eau Rouge überholte.

In Runde 10 fuhr Vettel aussen in einer Kurve an Rosberg vorbei und eroberte kurz darauf die Führung zurück, als Hamilton zum Reifenwechsel abbog. Seine neuen Gummis konnte der Brite aber nur zwei Runden nutzen, bevor er nach der Kollision heftig gegen die Leitplanke prallte und ausschied. Die Rennleitung schickte das Safety-Car auf die Strecke, was Vettel noch schnell zum zweiten Reifenwechsel nutzte. Hinter Alonso und Webber reihte sich Vettel auf Platz drei wieder ein, Rosberg war Fünfter, Schumacher lag auf Rang neun.

In Runde 17 wurde das Rennen wieder freigegeben, Vettel schnappte sich zunächst Webber, eine Runde später dann Alonso und ging wieder in Führung. Rosberg kletterte auf Rang vier, Schumacher auf sieben. Danach beruhigte sich das Rennen ein bisschen, Vettel setzte sich rund fünf Sekunden von Alonso ab. Von hinten arbeitete sich Button kontinuierlich nach vorne. Alonso fuhr in Runde 29 zum nächsten Boxenstopp, Vettel folgte in Runde 30, Webber in Runde 31, was Button kurzzeitig die Führung bescherte, die sich Vettel aber schon einige hundert Meter später zurückholte. Schumacher schob sich in Runde 34 auf Rang sechs vor und machte danach Jagd auf den vor ihm fahrenden Rosberg - letztlich erfolgreich.

Rennergebnis GP von Belgien

  • 1 S. Vettel Red Bull 1:26:44.893
  • 2M. Webber Red Bull +0:03.741
  • 3 J. Button McLaren Mercedes +0:09.669
  • 4 F. Alonso Ferrari +0:13.022
  • 5 M. Schumacher Mercedes GP +0:47.464
  • 6 N. Rosberg Mercedes GP +0:48.674
  • 7 A. Sutil Force India +0:59.713
  • 8 F. Massa Ferrari +1:06.076
  • 9 V. Petrov Lotus Renault +1:11.917
  • 10 P. Maldonado Williams +1:17.615
  • 11 P. di Resta Force India +1:23.994
  • 12 K. Kobayashi Sauber F1 +1:31.976
  • 13 B. Senna Lotus Renault +1:32.985
  • 14 J. TrulliLotus Racing + 1 Rund
  • 15 H. Kovalainen Lotus Racing + 1 Runde
  • 16 R. Barrichello Williams + 1 Runde
  • 17 J. d'Ambrosio Virgin Racing + 1 Runde
  • 18 T. Glock Virgin Racing + 1 Runde
  • 19 V. Liuzzi HRT F1 + 1 Runde

Ausfälle

  • S. Perez Sauber F1 + 17 Runden Ausfall
  • D. Ricciardo HRT F1 + 31 Runden Ausfall
  • L. Hamilton McLaren + 32 Runden Ausfall
  • S. BuemiToro Rosso + 38 Runden Ausfall
  • J. Alguersuari Toro Rosso + 44 Runden Ausfall

Schnellste Runde im Rennen: M. Webber (Red Bull) 1:49,883 Minuten, in Runde 33

28.8.2011