FOTA-Meeting in Abu Dhabi abgesagt

Das mit Spannung erwartete FOTA-Treffen

wird verschoben

Das mit Spannung erwartete FOTA-Treffen, das im Rahmen des Grand Prix von Abu Dhabi geplant war, findet nun doch nicht statt. "Aus logistischen Gründen" musste das Meeting abgesagt werden - es soll nun beim Saisonfinale in Brasilien am letzten November-Wochenende nachgeholt werden.

Hintergrund des Treffens der Teamorganisation ist der Streit der Rennställe um das Ressourcen-Restriktions-Abkommen RRA, das seit Monaten die FOTA destabilisiert. Da die Teams die Parameter des Abkommens zur Kostenreduktion selbst erstellt haben und auch als Kontroll-Instanz auftreten, gibt es interne Spannungen. In Singapur wurde ein neues RRA zur Unterschrift vorgelegt, doch Red Bull weigerte sich, es zu unterschreiben, weil man daraus in Zukunft Nachteile befürchtet. Der österreichische Rennstall aus Milton Keynes fordert, dass die Beschränkungen nicht nur für die Aerodynamik - die große Stärke des Teams - gelten, sondern auch für Motor und KERS.

Wenn kein Konsens gefunden wird, befürchten einige Teams die Auflösung der FOTA. Das könnte weitreichende Folgen haben: Das Concorde-Agreement, das die Verteilung der Formel-1-Einnahmen regelt, läuft Ende 2012 aus und muss daher neu verhandelt werden. Sollte die Teamorganisation davor auseinanderbrechen, wären die Rennställe in den Verhandlungen mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in einer schwächeren Position.

Warum Red Bull das neue RRA nicht unterschreibt


Red Bull wird seit langem vorgeworfen, sich nicht an das Abkommen zu halten, das sich die FOTA selbst auferlegt hat und die Ausgaben der Rennställe regeln soll - konkret soll man zu viel Zeit im Windkanal verbringen und zu viel Personal beschäftigen. Sechs Teams wurden vom niederländischen Finanzdienstleister Capgemini im Auftrag der FOTA stichprobenartig auf Basis des Geschäftsjahres 2010 untersucht, bei Weltmeister Red Bull soll es angeblich Ungereimtheiten gegeben haben. Klare Beweise dafür hat aber bisher niemand geliefert.

Warum gibt es keinen Protest gegen Red Bull?

"Innerhalb der Vereinbarung zur Kostenreduzierung (RRA) gibt es Mechanismen, mit denen die anderen Teams gegen uns hätten protestieren können. Das haben sie aber nicht getan. Deshalb kann ich nur sagen: Wir halten uns an das RRA", spricht Teamchef Christian Horner sein Team von jeglicher Schuld frei. Dass Red Bull angeblich die Windkanal-Zeiten überschritten hat, erklärte Motorsport-Konsulent Helmut Marko gegenüber 'Bild' damit, dass es sich beim hauseigenen Windkanal um ein 80 Jahre altes "Museum" handelt und man daher länger brauche, um die Maschine "hochzufahren". Da im RRA aber nur von der tatsächlichen Betriebszeit die Rede ist, dürfte es diesbezüglich kein Problem geben. Angeblich haben die Red-Bull-Mitarbeiter bei der Überprüfung durch Capgemini nicht alle Auskünfte gegeben, die laut dem RRA erforderlich waren. Markos Erklärung: "Wir geben die Auskunft, die wir geben müssen. Mehr nicht." Eine Aussage, die im ersten Moment widersprüchlich klingt, doch auch dafür gibt es einen Grund.

Red Bull beruft sich auf älteres RRA

Im Gegensatz zu anderen Teams beruft sich Red Bull laut 'Autobild motorsport' auf eine ältere Version des RRA, in dem nur die Verrechnungs-Methodik überprüft wird und man an Personal zulegen kann, wenn man weniger Geld für Zulieferer ausgibt. Zudem kann man mehr im Windkanal testen, wenn man auf Geradeaus-Tests verzichtet. In Singapur 2011 unterschrieben die Teams eine neue Version des RRA, das bis 2017 gelten soll, doch Red Bull weigerte sich. Dem österreichischen Team aus Milton Keynes stößt sauer auf, dass darin vor allem Einschränkungen bei der Aerodynamik hinzugefügt wurden. "Schauen Sie sich doch mal an, wie viele Leute in der Motorenschmiede von Mercedes arbeiten!", schiesst Marko gegenüber 'Autobild motorsport' gegen die Stuttgarter.

Was Marko und Horner fordern

"Wir wollen einfach nur, dass jedes Team seinen Stärken entsprechend investieren kann. Bei uns ist das die Aerodynamik, die gewisse andere Teams, die darin ihren Schwachpunkt haben, eingeschränkt sehen möchten", argumentiert der enge Vertraute von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz. Er fordert, dass bei den Beschränkungen auch "Motor und KERS mit einbezogen werden". Teamchef Horner schlägt freilich in die gleiche Kerbe: "Wir unterstützen das RRA, wenn es ausbalanciert und fair ist." Doch das ist seiner Meinung nach nicht der Fall: "Einige Dinge innerhalb des RRA funktionieren ganz gut, nämlich diejenigen, die leicht zu kontrollieren sind. Sei es nun das begrenzte Personal an der Strecke, das Testverbot oder die limitierten Kosten für Kundenmotoren. Uns ist aber wichtig, dass das Gesamtbild eines Teams berücksichtigt wird, nicht nur einzelne Elemente", fordert er wie Marko eine Ausdehnung auf Motor und KERS.

Personalaufstockung von kleinen Teams blockiert


Im Zuge der kostensenkenden Massnahmen in der Formel 1 haben sich die Teams vor der Saison 2010 darauf geeinigt, dass vor Ort maximal 45 Angestellte an der Rennstrecke arbeiten dürfen, plus zwei Extra-Ingenieure für jedes Team, das KERS einsetzt. Eine Initiative, diese Restriktion zu lockern, wurde nun zu Fall gebracht. Die Topteams haben sich dafür eingesetzt, von 45 plus zwei auf 55 erlaubte Mitarbeiter zu erhöhen, doch dagegen wehren sich die kleineren Rennställe. "Die großen Teams haben das versucht, aber es wurde innerhalb der FOTA blockiert", erklärt Martin Whitmarsh, Vorsitzender der Teamvereinigung. Diskutiert wurde das Thema im Rahmen der Verhandlungen über das Ressourcen-Restriktions-Abkommen (RRA), das die FOTA derzeit beschäftigt.

"Erlaubt sind 45 operative Mitarbeiter, 47 mit KERS", sagt Whitmarsh. "Und dann gab es noch andere Ausnahmen, also hat jemand gesagt: 'Warum machen wir es nicht geradlinig, nehmen die Ausnahmen heraus und gehen auf 55?' Ich war damit einverstanden, aber die kleinen Teams waren wohl psychologisch dagegen. Das sollten wir respektieren. Als wir 60, 70 oder 80 Leute vor Ort hatten und dann auf 45 gegangen sind, haben zuerst alle gesagt: 'Wie soll das gehen?' Aber in Wahrheit klappt es", so der McLaren-Teamchef.

14.11.2011