Ecclestone: "Ich habe nichts zu verbergen"

Bernie Ecclestone

hat keine Angst vor den deutschen Ermittlungsbehörden, gibt aber zu, Fehler gemacht zu haben

Durch die Anklageerhebung der Staatsanwaltschaft München gegen den ehemaligen Risikovorstand der Bayerischen Landesbank (BayernLB), Gerhard Gribkowsky, wurde bekannt, dass Bernie Ecclestone tatsächlich 44 Millionen US-Dollar (umgerechnet gut 30 Millionen Euro) an den Beschuldigten überwiesen hat.

Der Formel-1-Geschäftsführer gab diese Woche erstmals zu, dass er den Betrag selbst über Scheinfirmen auf Mauritius und den Britischen Jungferninseln angewiesen hat. Allerdings bestreitet er nach wie vor vehement, dass es sich dabei um Schmiergeld gehandelt habe; vielmehr habe Gribkowsky gedroht, Details über Ecclestones Imperium dem Finanzamt in London zu melden, woraufhin Ecclestone bereitwillig bezahlt hat. Erpressung will er das aber nicht nennen.

Keine Angst vor den Ermittlern

Viele hatten daran gezweifelt, dass der 80-Jährige dieses Wochenende an den Nürburgring kommen wird, wo die deutschen Ermittlungsbehörden, allen voran die Staatsanwaltschaft München, theoretisch Zugriff auf ihn haben. Doch Ecclestone kam tatsächlich und scheint sich von den jüngsten Enthüllungen nicht beeindrucken zu lassen: "Ich habe nichts zu verstecken", soll er laut 'Daily Telegraph' gegenüber Journalisten gesagt haben. Der Brite betont, dass er bislang nicht angeklagt ist, und kritisiert die deutsche Justiz: "Es ist schon ein merkwürdiges System hier", wundert er sich. "Wenn dich jemand strafrechtlich verfolgen will, kommt der Staatsanwalt und sagt, was du seiner Meinung nach getan hast. Das gibt er dann an ein Gericht weiter. Das Gericht schaut sich das an und sagt: 'Was für ein Haufen Mist!' Oder: 'Jetzt erheben wir Anklage.' Sie haben gegen mich aber nicht Anklage erhoben." Für Verwunderung sorgt jedoch, warum Ecclestone gerade jetzt zugegeben hat, das Geld an Gribkowsky überwiesen zu haben, obwohl ihn Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger angeblich gebeten hat, darüber in der Öffentlichkeit zu schweigen. Aber: "Die Staatsanwaltschaft hat diese Woche eine Pressemitteilung herausgegeben. Wenn sie reden können, dann kann ich auch reden", rechtfertigt sich der Formel-1-Geschäftsführer.

Ecclestone gibt sich selbstsicher

"Ich habe nichts zu verbergen", stellt er klar und zeigt keine Angst vor Gribkowsky: "Wie soll er mir etwas anhängen? Wenn er das tun möchte, dann müsste er lügen." Immerhin gibt Ecclestone aber zu, dass es ein Fehler war, auf Gribkowskys Forderung einzugehen und das Geld zu überweisen: "Im Nachhinein ist man eben immer klüger", zeigt er sich einsichtig, betont aber erneut: "Macht euch keine Sorgen! Es gibt nichts, was mich beunruhigen könnte. Es gibt viele Dinge im Leben, von denen wir uns wünschen, dass wir sie nie getan hätten", gibt Ecclestone zu Protokoll und hält fest: "Es ist nicht meine Art, mir drohen zu lassen. Glaubt mir, in meinem Leben wurde ich schon ein paar Mal richtig bedroht." In der Causa Gribkowsky fühle er sich aber nicht schuldig, weil er nur einem Ratschlag gefolgt ist: "Die Rechtsanwälte haben mir empfohlen, das Geld zu bezahlen."

23.7.2011