Formel 1 in Indien - Chandhok kann es kaum glauben

Karun Chandhok mit seinem Vater Vicky

in der Boxengasse der neuen Strecke

Über Jahre hinweg hat man in Indien für einen Grand Prix der Formel 1 gekämpft. Das Machtgerangel zweiter Motorsportverbände wurde beigelegt, Bauplätze gesucht, verworfen, wieder neu gefunden. Der Lohn der vielen Mühen: Am kommenden Sonntag findet in Noida, einem Distrikt südlich von Neu-Delhi, der erste Grand Prix des Landes statt.

Mit dabei gleich zwei indische Rennfahrer. Während Narain Karthikeyan im HRT mitfahren darf, konnte Karun Chandhok im Lotus nur am Freitag fahren. Dennoch ist die Freude beim Inder über die Ankunft der Königsklasse in seiner Heimat riesengroß. "Ich habe heute die Zeitung aufgeschlagen und vier Seiten über die Formel 1 gesehen - aber keine über Cricket", scherzt der Inder in der 'DNA India'. "Für den indischen Motorsport ist das ein historischer Augenblick." Die neu erbaute Strecke bekam bereits viel Lob seitens der Fahrer. "Ein paar kleine Probleme gibt es noch, aber insgesamt lief der erste Trainingstag gut ab", lobt Chandhok. Der Ablauf auf der Strecke hatte es ihm besonders angetan. "Die Streckenposten funktionierten gut, auch die Organisation. An den paar Ungereimtheiten, die es noch gibt, wird fieberhaft gearbeitet."

Die grosse Aufgabe aber steht in Indien noch bevor. Im Zuge der Formel 1 muss nun eine Motorsportbasis erwachsen, ein festes Grundgerüst für den Sport. "Es sollte nicht eine einwöchige Veranstaltung sein wie in der Türkei oder in Südkorea", so Chandhok. "Es wird eine landesweite Meisterschaft geben, auch Motorradrennen. Ich bin sicher, dass viele Hersteller Interesse haben werden. Einfach wird es nicht, aber wir müssen den Schwung mitnehmen." Der Auftakt jedenfalls ist gemacht, und vor allem der Freitag war zudem gefühlsbetont. "Ich stand mit meinem Vater in der Boxengasse", erklärt er. "Wir waren schon an so vielen Strecken, haben so viele Boxengassen und Garagen gesehen. Aber als wir zur Tribüne schauten, konnten wir kaum fassen, dass wir jetzt in Indien sind. All diese Arbeit, die in diese Strecke geflossen ist, macht es nur noch emotionaler für uns. Für mich gibt es jedoch auch eine Enttäuschung: Ich werde im Rennen am Sonntag nicht fahren", fährt er fort. "Hoffentlich werde ich in der Lage sein, im nächsten Jahr zu fahren - und nicht nur in Indien, sondern alle 19 Rennen."

29.10.2011