Renault: Neuer Simulator, neuer Motorenvertrag ?

Zwei grosse Namen:

Weder Lotus noch Renault stecken als Werk hinter dem Team

Nach einem starken Saisonauftakt ist Renault seit vielen Wochen wieder um Anschluss bemüht. Die Experimente mit einem innovativen Auspuffsystem warfen das Team phasenweise im Kampf an der Spitze recht weit zurück, mittlerweile ist man aber wieder auf dem Vormarsch. An diesem Wochenende in Monza kommen neue Teile zum Einsatz, die den R31 offenbar schneller machen. Beide Piloten schafften es im Qualifying in die Top 10.

"Es ist ermutigend. Vor allem aufgrund der Tatsache, dass wir hier noch gar nicht alle Teile des Updates dabei haben. Ein Grossteil kommt erst in Singapur ans Auto", freut sich Teamchef Eric Boullier. "Uns bringen die aktuellen Neuteile vielleicht zwei Zehntelsekunden. Der große Vorteil auf lange Sicht wird sein, dass wir bezüglich des Setups nun neue Möglichkeiten haben." Auf noch längere Sicht - also ab 2012 - will man wieder in den Kampf um Titel eingreifen. "Ich war froh, dass wir zu Saisonbeginn ein Auto hatten, das für Podestplätze gut war. Das war der Beweis, dass wir in unserer Technikabteilung definitiv ausreichend Know-how und Möglichkeiten haben", sagt der Franzose. "Dass wir das nicht haben halten können, lag eindeutig an der weiteren Entwicklung. Wir haben aber verstanden, warum wir bei diesem Wettlauf nicht mithalten konnten." Man zieht Konsequenzen: Aktuell wird ein neuer Simulator gebaut. Als Grundlage für den Simulator wird Technik aus dem Hause McLaren verwendet. "Aber die Software und alles weitere kommt von uns", betont Boullier. Renault hat bezüglich dessen einen Trumpf im Ärmel. Seit dem vergangenen Jahr ist der frühere Chef der Red-Bull-Simulationsabteilung bei Renault angestellt. Dessen Know-how soll dabei helfen, die neuen Möglichkeiten ab der Fertigstellung im März kommenden Jahres sofort voll auszuschöpfen.

Boullier ist bemüht, seinen Laden zusammenzuhalten. Die wichtigsten Schlüsselfiguren in der Technikabteilung sollen gehalten werden. "Im Fahrerlager findet derzeit ein sehr aggressives Headhunting statt. Überall werden gute Leute abgeworben und wir leiden darunter", sagt er. "Eine Vereinbarung über einen freiwilligen Verzicht von solchen Abwerbeversuchen sehe ich nicht. Wir haben zwar hier eine überschaubare Szene, aber so etwas kann man nicht wirklich kontrollieren. Man kann doch niemanden davon abhalten, wenn er irgendwo anders hingehen möchte. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch für das kommende Jahr ein konkurrenzfähiges Auto bauen werden. Es gibt einige Elemente, die uns noch besser machen werden. Das stimmt uns zuversichtlich", sagt Boullier mit Blick auf das kommende Jahr. Ein Kerneelement auf diesem Weg soll die weitere Zusammenarbeit mit dem Hersteller Renault sein, dessen Motoren man auch in Zukunft verwenden möchte. Red Bull hat einen entsprechenden Vertrag gerade um fünf Jahre verlängert.

"Wir stehen auch kurz vor der Verlängerung unseres Motorenvertrages mit Renault, aber man muss im Hinterkopf immer einen Plan-B haben", sagt der Teamchef. Die Mannschaft, die seit Beginn des Jahres im Besitz der Genii-Gruppe ist, trägt zwar den Namen Renault, aber dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass deren Motoren verwendet werden müssen. "Wir sind von Cosworth angesprochen worden. Die haben zuletzt Kunden verloren und sprechen nun mit fast allen. Aber es gibt da bisher keine konkreten Pläne", sagt Boullier. Ein Cosworth-Vertrag gilt demnach nur als absolute Notlösung. "Uns verbindet eine sehr enge technische Zusammenareit mit Renault. Ausserdem ist unser Partner Total als Bindeglied dazwischen. Es gibt also auch kommerzielle Gründe, die für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Renault sprechen", so der Franzose.

11.9.2011