Coulthard begeistert die unvorhersehbare Formel 1

David Coulthard

freut sich über die grosse Spannung in dieser Saison.

Der BBC-Kommentator und ehemalige Formel-1-Fahrer David Coulthard blickt auf das erste Saisondrittel zurück und wagt eine Prognose für das anstehende Rennwochenende in Kanada, wo es nur selten einen normalen Rennverlauf gibt. Dafür gibt es laut Coulthard eine ganze Reihe von Gründen: "Durch die Kombination aus aufbrechendem Fahrbahnbelag, großer Beanspruchung der Reifen und harter Belastung der semipermanenten Rennstrecke für die Bremsen und Motoren kam es in der Vergangenheit in Montreal zu einigen ungewöhnlichen Rennen. Darüber hinaus sollte man die 'Wall of Champions' nicht vergessen."

Obwohl die Strecke sich gänzlich vom Strassenkurs in Monte Carlo unterscheidet, geht der Schotte davon aus, dass erneut die drei Teams Red Bull, McLaren und Ferrari den Sieg untereinander ausmachen werden. "Mit seinen vielen langen Geraden ist es der komplette Gegensatz zu Monaco. Die Geschwindigkeiten sind sehr hoch - an einigen Stellen über 320 km/h", erklärt Coulthard. "Aber seltsamerweise sind die Kurven überwiegend langsam und fordern eine gute Traktion. So wie man es in Monaco sehen konnte, waren die McLaren und Ferrari im Vergleich zu Red Bull gut unterwegs. Ich denke, dass wir eine Wiederholung der Ereignisse in Montreal erwarten können. Das bedeutet, dass hier anstatt einem oder zwei Jungs eher fünf oder sechs eine Siegchance haben", meint der ehemalige Red-Bull-Pilot.

Durch seinen Siegeszug erarbeitete sich Sebastian Vettel einen ordentlichen Vorsprung in der WM-Wertung. Nach Meinung von Coulthard hätten die Rennen auch anders ausgehen können. "Wir hatten bis jetzt sechs Rennen und wissen nun, dass die Mischung aus Leistungsvermögen, Können und Glück es Sebastian Vettel erlaubt hat, die Mehrzahl der Rennen zu gewinnen", analysiert Coulthard das erste Saisondrittel. "Es steht aber außer Frage, dass Lewis Hamilton in Monaco Pech hatte oder Jenson Button gewonnen hätte, wenn die Dinge nach seinem Wunsch gelaufen wären."

Der Schotte freut sich über die bisherige Saison, in der der Rennverlauf nur selten vorhersehbar war. Auch für das kommende Rennwochenende fällt es ihm schwer, eine genaue Prognose zu wagen. "Wie wir nun wissen, gab es eine ganze Reihe von Rennen, die mit viel Glück auf eine Reise ins Ungewisse führten, indem man über 50 Runden auf einem Satz weicher Reifen unterwegs sein konnte. Niemand hätte das vorhergesagt, dies in Kanada zu machen ist genauso unmöglich. Ist das nicht toll, dies nach all den Jahren mit ziemlich vorhersehbaren Rennen zu behaupten?"

Den mässigen Saisonstart von Ferrari führt Coulthard auf das Aerodynamik-Paket des italienischen Rennstalls zurück. Dieser Nachteil gegenüber den anderen Topteams sollte sich laut seiner Meinung in Montreal genauso wenig auswirken wie zuletzt in Monaco, wo Fernando Alonso mit dem zweiten Platz die beste Saisonplatzierung gelang. "Das grösste Problem bei Ferrari scheint der fehlende Abtrieb zu sein. Da mechanischer Grip in Monaco offensichtlich wichtiger war, hat sie dieses Defizit dort kaum beeinträchtigt. Dies sollte in Kanada genauso sein, wo es keine einzige schnelle Kurve gibt", meint Coulthard. Der Schotte traut dem italienischen Team in Kanada sogar den ganz grossen Coup zu: "Da Ferrari mit weniger Abtrieb an den Start gehen wird, werden sie vielleicht in einer besseren Ausgangsposition sein als Red Bull und McLaren vor ihnen. Aber das kann man nie genau sagen. Es ist beinahe zur Gewohnheit geworden, dass in Montreal das über die gesamte Saison schnellste Auto in Montreal nicht dominieren kann."

9.6.2011