Hamilton: "Manchmal tritt man ins Fettnäpfchen..."

Lewis Hamilton

war nach dem Rennen in Monte Carlo nicht gerade bester Dinge...

Verschwörungstheorien, ein Ramborennen und als Krönung noch ein ganz schlechter Witz: Formel-1-Pilot Lewis Hamilton hat eine reichlich misslungene Woche hinter sich. Als der Brite nach seinem enttäuschenden sechsten Platz in Monaco auch noch einen "Rassismus-Streit angezettelt hatte" ('The Sun'), war die Schmerzgrenze endgültig überschritten. "Vielleicht weil ich schwarz bin", antwortete Hamilton auf die Frage, warum er zuletzt so oft bestraft worden sei.

Es hätte Witz sein sollen, ein Zitat der Komik-Figur Ali G., so versuchte Hamilton sich später rauszuwinden. Er marschierte nochmals zu den Rennkommissaren, diesmal ausnahmsweise aus eigenem Antrieb. "Ich war da, um für Frieden zu sorgen. Ich habe mich entschuldigt, und sie haben es verstanden", behauptet der Weltmeister von 2008 und fürchtet nun keine Strafe mehr durch den Automobil-Weltverband FIA. "Sie haben mir versichert, dass sie den anderen in der FIA alles erklären werden." Es sei, so sah Hamilton am "schlimmsten Wochenende meiner Karriere" spät ein, "ein kleiner Witz" gewesen, der "zum unglücklichsten Zeitpunkt kam und nicht lustig war".

"Er habe den Rennkommissaren erläutert, "dass ich aufgebracht sei. Bei solchen Rennen ist das halt so", meint Hamilton. "Da sagt man nicht immer das Richtige. Wir haben unseren Frieden gemacht. Sie akzeptierten meine Entschuldigung und brachten Verständnis auf. Wir schüttelten uns die Hände und gingen auseinander. Sie sagten: 'Es war ein hartes Wochenende. Machen wir weiter.' Sie wünschten mir einen guten weiteren Saisonverlauf." Rückblickend stellt Hamilton sein Handeln während des besagten TV-Interviews selbst in Frage: "Hätte ich es sagen sollen oder hätte ich besser den Mund gehalten? Ich wollte witzig sein, aber es war nicht witzig. Man liegt nicht immer richtig, wenn man versucht, witzig zu sein", gibt der Formel-1-Weltmeister von 2008 zu Protokoll und merkt an: "Manchmal tritt man dabei ganz schön ins Fettnäpfchen und beleidigt jemanden."

Hamilton wettert gegen alles und jeden

In der renommierten 'Times' bekam Hamilton am Montag sein Fett weg. "Vettel war es, der den Grossen Preis von Monaco gewann. Aber Hamilton klaute ihm die Schlagzeilen mit einem explosiven Interview, das einen unbedachten rassistischen Spruch enthielt und noch lange bis in die Nacht hinein nachhallte", schreibt das Blatt. Ob der 26-Jährige, fraglos ein begnadeter Fahrer, die Aussage wirklich nur witzig gemeint hatte, darf bezweifelt werden. Im betreffenden Live-Interview der 'BBC' gab er von Anfang bis Ende den Verfolgten. Dass er fünf Mal in sechs Rennen bei den Rennkommissaren habe antreten müssen, sei "ein absolut blöder Witz", sagte Hamilton.

Über Neuling Pastor Maldonado (Williams), den er übermotiviert um sein mit Abstand bestes Karriere-Ergebnis brachte, spottete der Brite: "Diese Fahrer sind so was von lächerlich." Eine Kollision mit Felipe Massa (Ferrari), die ebenfalls der McLaren-Pilot verschuldet hatte, erklärte er mit den Worten: "Er fährt in mich rein, und ich bekomme natürlich die Strafe, aber so läuft das ja immer."

Massa fordert eine Strafe für Hamilton

Als Massa davon hörte, riss dem Brasilianer der Geduldsfaden. "Was er angestellt hat, war unglaublich - nicht nur mit mir, sondern auch mit einigen anderen Fahrern", sagte der Ferrari-Pilot: "Er muss bestraft werden, und zwar ordentlich, sonst lernt er nichts. Da muss sich die FIA unbedingt etwas für ihn ausdenken."

Seit zwei Wochen häufen sich die Ansätze von Arroganz und Verfolgungswahn bei Hamilton, der seit zwei Monaten von Davids Beckhams Berater Simon Fuller, dem Erfinder des weltweit erfolgreichen DSDS-Formats, betreut wird. Vor dem Rennen hatte er Michael Schumacher und die Toro-Rosso-Fahrer beschuldigt, ihn in Barcelona aus Freundschaft zu Sebastian Vettel blockiert zu haben. Seine rücksichtslosen Attacken in Monaco bezeichnete Hamilton dann als "starke Manöver" und "gute Show". McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh versuchte auf joviale Art, Brisanz rauszunehmen. "Das ist eben Lewis", sagte er. "Er war enttäuscht, aber er gibt niemals auf. Deshalb ist er so ein fantastischer Fahrer. Ich bin froh, dass er sich entschuldigt hat." Vergeben und vergessen werden die Vorwürfe aber allenfalls, wenn Hamilton das tut, was er versprochen hat, nämlich "erstmal den Mund halten". Solche Wochenenden stellten schliesslich "den Charakter auf den Prüfstand". Dass momentan wirklich alle gegen ihn sind, hat er jedenfalls selbst zu verschulden. An seiner Hautfarbe liegt es ganz sicher nicht.

31.5.2011