Hamilton: Zwischen Genie und Wahnsinn

Lewis Hamilton:

Nach der Kollision mit Jenson Butten war das Rennen vorzeitig beendet

Lewis Hamilton polarisiert die Formel 1. Der einzige Vettel-Verfolger hat in den letzten beiden Rennen mit vier Kollisionen für Aufsehen gesorgt. Jüngst hatte der ehemalige Weltmeister mit Mark Webber und Teamkollege Jenson Butten innerhalb von nur acht Runden gleich zwei Zwischenfälle.

"Das ist das Wesen von Lewis' aggressivem Stil", erklärt David Coulthard. Der Schotte nimmt den umstrittenen Hamilton in Schutz: "Es ist einfach, über jemanden herzuziehen, wenn er in eine Serie von Zwischenfällen involviert ist. Doch deswegen hat Lewis so viele Fans auf der ganzen Welt. Das ist eine Phase, durch die er geht. Er denkt, dass er der beste Fahrer der Welt ist. Aktuell gibt ihm McLaren kein siegfähiges Auto. Das frustriert ihn. Er will gewinnen. Diese Leidenschaft, dieser Antrieb bringt ihn oft in die Nähe anderer Autos", erläutert Coutlhard. Was heute mit dem McLaren möglich war, bewies Teamkollege Butten wenig später recht eindrucksvoll.

Lotus-Ersatzpilot Karun Chandhok versteht Hamilton und wagt einen Blick in sein Gemüt: "Ich bin sicher, dass es an ihm nagt, dass er ohne Punkte leer ausgeht. Es ist seine Strecke und es sind die Bedingungen, die ihm liegen."

Deutlich härter geht RTL-Experte Niki Lauda mit Hamilton ins Gericht: "Was Hamilton hier gemacht hat, hat alle Grenzen gesprengt. Er ist komplett irre", bemerkt der Österreicher, der bisher immer für den unterhaltsamen Stil des Briten Partei ergriff. Doch damit ist es erst einmal vorbei. Lauda fordert von den Funktionären eine Bestrafung: "Wenn die FIA ihn nicht bestraft, verstehe ich die Welt nicht mehr. An einem Punkt muss auch mal Schluss sein mit den Spässen. Man kann so nicht fahren, weil dabei am Ende einer ums Leben kommt."

Auch Emerson Fittipaldi kritisiert den scheinbar übermotivierten Stil des China-Siegers: "Ich denke, dass Lewis ein ausserordentliches Talent ist, ein Weltmeister, aber manchmal ist er zu aggressiv, wenn er versucht zu überholen", bemerkt Fittipaldi gegenüber 'Totalrace'. "In Monaco hat er sich neben Felipe Massa gepresst und ihn in eine schwierige Position gebracht. Er hat Felipe wirklich in eine gefährliche Situation gebracht. Ich denke, es muss ein Limit für das aggressive Verhalten geben. Man muss die anderen respektieren und dennoch konkurrenzfähig sein."

13.6.2011