Kanada: Starke Belastung der Bremsen

Die Bremsen werden in Kanada

auf eine Härteprobe gestellt

Für viele Beobachter stellt der Motor oder die Aerodynamik den Hauptgrund dar, warum ein Auto langsam oder schnell ist. Dabei werden die Bremsen oft ganz ausser Acht gelassen. Besonders im Vergleich zu Straßenfahrzeugen überzeugen die Leistungswerte einer Formel-1-Bremse. In Kanada wird die enorme Belastung der Bremsen besonders deutlich.

Für den am Sonntag auf dem Circuit Gilles Villeneuve stattfindenden Grand Prix ist es den Teams erlaubt, grössere Bremsbelüftungen als bei anderen Rennen zu verbauen. Die Bremsscheiben werden bis zu der maximalen Stärke (28 mm Breite, Durchmesser 278 mm) von den Teams ausgereizt. Das Material der Bremsbeläge ist ebenfalls für diesen Streckentyp angepasst, damit nach 70 Rennrunden die Gefahr einer gebrochenen Bremsscheibe möglichst gering bleibt.

Der härteste Bremspunkt der Strecke ist vor Haarnadel-Kurve, in der die Fahrer aus cirka 300 auf 60 Stundenkilometer abbremsen. Bei dieser Bremsung wird der Fahrer mit 5,5 G nach vorne gepresst - das entspricht dem Fünfeinhalbfachem des Körpergewichts. Die Piloten treten hierbei mit einer Kraft von 2.000 Newton auf das Pedal, was einer Hebeleistung von 200 Kilogramm entspricht.

Nach einem solchen Bremsmanöver erhitzt sich die Bremsscheibe auf bis zu 1.000 Grad Celsius, der Bremssattel wird lediglich 200 Grad heiss. Die Autos haben eine typische Bremskraftverteilung von 55 Prozent an der Vorderachse und 45 Prozent an der Hinterachse. Durch den Einsatz von KERS wird allerdings beim Bremsen viel Drehmoment an der Hinterachse erzeugt, sodass die Piloten die Bremsbalance weiter nach vorne verstellen müssen.

Durch die Verwendung des DRS und den vollen Treibstofftank zu Beginn des Rennens werden die Bremsen noch stärker belastet. Der Wagen hat durch den Einsatz von DRS eine größere Höchstgeschwindigkeit und durch den vollen Tank ein höheres Gewicht, das abgebremst werden muss. Aus diesen Gründen müssen die Fahrer während des Rennens sehr sorgsam mit ihrer Bremse umgehen, um am Ende nicht wegen eines Bremsdefekts, hervorgerufen durch zu starken Verschleiss, auszufallen.

8.6.2011