Vettel hält 5 Stopps für möglich

Sebastian Vettel rechnet am Sonntag

mit einer Boxenstopp-Orgie

An seinem ersten Trainingstag als zweifacher Weltmeister fasste Sebastian Vettel einen ordentlichen Rückstand auf die Konkurrenz von McLaren aus: Lewis Hamilton hielt den drittplatzierten Red-Bull-Piloten am Freitag in Südkorea um 1,8 Sekunden auf Distanz, der Zweitplatzierte Jenson Button war nur unwesentlich langsamer als sein Teamkollege. Doch die Zeiten sind nicht viel wert, da beide Sessions bei regnerischen Bedingungen über die Bühne gingen. Im Interview spricht Vettel über die Erkenntnisse des Tages, die Herausforderung der Reifen und die Beziehung zu seinem Renningenieur Guillaume Roquelin.

Frage: Sebastian, was hast du heute gelernt?

Sebastian Vettel: Hat Spass gemacht heute, waren schwierige Bedingungen. Für Samstag und Sonntag sind trockene Bedingungen angesagt, dann ist die Frage, inwiefern man die Informationen, die man heute sammeln konnte, benutzen kann. Möglicherweise ist es aber bei den nächsten Renn-Wochenenden nass. Leider hat die Strecke nicht wirklich abgetrocknet, weshalb wir die Reifen nicht probieren konnten. Es war heute nicht einfach, McLaren hat bei diesen Bedingungen unglaublich stark ausgesehen, ansonsten glaube ich sind wir da schon irgendwo vorne dabei. Der Rest wird sich morgen zeigen, vor allem ob die Reifenwahl die richtige war.

Wie schön ist es, wieder im Auto zu sitzen?

Sehr schön. Gut, dass sich gleich wieder was bewegt, dass es weitergeht.

Diese 1,8 Sekunden sind also auf die Reifen zurückzuführen?

Heute hatten wir ja alle die gleichen Reifen, aber ich glaube, das interessante Thema am Wochenende wird sein, ob die Reifen vielleicht nicht zu weich sind, sprich, nicht lange genug halten, und wir deswegen zu oft zum Wechseln an die Box kommen müssen.

Man spricht von vier Stopps.

Wir können maximal fünf machen - mehr Reifen haben wir nicht. Vielleicht nehmen wir am Ende einen Satz Intermediates, um ins Ziel zu kommen. (grinst) Wir werden sehen. Möglicherweise läuft es besser, als wir alle glauben, oder schlechter. Es ist kaum vorhersehbar. Die Strecke ist recht hart für die Reifen, obwohl wir im ersten Sektor eine lange Gerade haben. Danach gibt es aber kaum Pausen. Es ist nicht einfach. Wie ich gesagt habe, ist das, was wir heute gelernt haben, nicht viel wert, aber das Auto fühlt sich gut an - das ist das Wichtigste.

Wenn es am Freitag und am Samstag regnet, wo nimmt man dann die Erfahrung her, welchen Reifen man am Sonntag im Rennen nimmt?

Tja, man hat keine Erfahrung. Man nimmt die Erfahrung, die man von den letzten Rennen hat, auf dem gleichen Reifen - auch wenn das schon eine Zeitlang zurückliegt. Die Frage ist, ob die Reifenwahl hier nicht vielleicht ein bisschen zu optimistisch war. Das wird sich erst am Sonntag zeigen, heute konnten wir diese Frage noch nicht beantworten. Aber es sitzen alle im gleichen Boot. Morgen ist das Qualifying entscheidend, also wird sich da noch nicht richtig zeigen, ob der Reifen hält. Im Rennen kann das dann ganz anders aussehen.

Was habt ihr heute versucht? Ging das mehr in Richtung Rennabstimmung oder habt ihr geschaut, wie schnell die Strecke geht?

Das ist schwer zu sagen. In Hinblick auf Sonntag kann man nicht allzu viel machen, sollte es am Sonntag trocken sein. Wir haben versucht, den verfügbaren Intermediate-Satz zu nutzen, ich glaube, wir haben knapp 30 Runden damit gefahren - der war dann am Ende auch ziemlich fratze, viel ist da nicht mehr drauf. Das Auto rutscht sehr viel, aber hie und da konnten wir glaube ich schon ein paar Dinge probieren und haben unter anderem zwei Frontflügel verglichen und ein paar Kleinigkeiten aussortiert, was die Fahrbarkeit angeht. Also das, was man bei den Bedingungen machen kann.

14.10.2011





"Das ist sehr limitiert. Ein echter Test ist fast unmöglich, weil sich die Bedingungen ständig ändern. Die Strecke hat sehr langsam abgetrocknet und trotzdem wurde es immer wieder hier etwas schneller, an anderen Stellen etwas schmieriger. Es ist sehr schwierig, etwas Stichfestes aus diesem Tag mitzunehmen."
Frage: "Du hast gesagt, dass dieses Renn-Wochenende vielleicht schwieriger wird, weil alle durch die vorzeitige WM-Entscheidung frei fahren können."
Vettel: "Ich glaube nicht, dass es schwieriger als die anderen Wochenenden sein wird. Das wäre schlecht für die anderen, wenn sie bisher mit Halbgas gefahren wären. Ich rechne nicht damit, dass es schwieriger wird als bei den anderen Rennen. Wir werden sehen, wer sehr konkurrenzfähig ist - heute Nachmittag war bei diesen Bedingungen McLaren sehr stark, aber wir haben das schon mehrmals am Freitag gesehen, daher ist es schwer zu sagen."

Frage: "Du betonst immer wieder, wie wichtig dein Umfeld ist. Wie wichtig ist dein Renningenieur, Guillaume Roquelin?"
Vettel: "Sehr wichtig. Er ist derjenige, der zu mir spricht, kein anderer. Ich denke, es ist ganz wichtig, dass man mit den Leuten, die man um sich herum hat, wie zum Beispiel den Renningenieur, aber auch den zweiten Ingenieur, der dahintersteht, sehr vertraut ist. Letzten Endes muss man sich glaube ich verstehen, ohne miteinander zu reden. Das setzt voraus, dass man zum einen Vertrauen hat, zum anderen aber sein Gegenüber - auch wenn man es nicht direkt sieht - kennt. Und das genauso gut umgekehrt."

"Oft ist es wichtig, wenn wir am Auto arbeiten, dass man die gleiche Sprache spricht, dass man weiß, wovon man redet, dass man weiß, wie man das dann einzuschätzen hat. Wenn ich sage, das geht nicht, oder es wird schon passen, dann weiß der Renningenieur genau, wie er das dann einzuordnen hat - wenn er mich kennt und das tut er - und wie ich das dann umzusetzen habe auf der Strecke."

Frage: "Du bist im Simulator schon die Strecke in Indien gefahren. Was fällt dir dazu ein?"
Vettel: "Naja, es geht bergauf, bergab - mehr als man glaubt. Ansonsten schaut die Strecke ganz interessant aus. Ich war selbst noch nicht dort, aber ich freue mich schon, denn eine neue Strecke ist auch immer eine neue Herausforderung. Man muss sich schnell einschießen. Der Simulator hilft, aber letzten Endes muss man das dann auf der echten Strecke erledigen."
Frage: "Was hältst du von Indien als Land? Warst du schon dort?"
Vettel: "Nein, noch nicht. Ich kenne nur die vielen Bilder - volle Züge und so weiter. Ich denke, es wird ganz interessant. Die Ecke, wo die Rennstrecke liegt, ist auch nicht so bekannt. Vielleicht ist es noch ein bisschen ein wilderes Indien, als die touristischen Punkte, deshalb freue ich mich."