Australien-Grand-Prix mit geschönten Zahlen?

Wie viel bringt die Formel 1 der Stadt,

dem Bundesstaat und Australien?

In den kommenden Jahren soll der Grosse Preis von Australien in Melbourne definitiv stattfinden, doch die langfristige Zukunft des Rennens scheint immer unsicherer zu sein. Der Bundesstaat Victoria hat eine Regierung, die ganz offenbar die Courage besitzt, den Vertrag mit der Formel 1 nicht mehr zu verlängern.

Der Australien-Grand-Prix steht auch im Wettbewerb zu anderen Rennen, die in die Königsklasse eingestiegen sind oder noch einsteigen wollen. Das treibt die Preise nach oben und damit den Verlust ebenso. Denn keine Rennstrecke kann mit der Formel 1 operativ einen Gewinn einfahren, wenn Formel-1-Boss Bernie Ecclestone an seinen hohen Gebühren festhält.

Nach einer Studie von 'Ernst & Young' beschert das Rennen der Region zwar Einnahmen in Höhe von 39 Millionen australischen Dollar (rund 30 Millionen Euro), doch im Gegenzug kostet die Veranstaltung jedes Jahr 50,2 Millionen Dollar (rund 38,4 Millionen Euro). Nach Aussage der neuen Tourismusministerin Louise Asher hätte es der Vertrag nicht durch das Kabinett geschafft, wäre sie zu diesem Zeitpunkt Ministerin gewesen. Zudem liegt ein weiterer Schatten über der Veranstaltung. Nach Angabe der 'Herald Sun' gaben die Veranstalter an, dass im Verlauf der vier Veranstaltungstage 298.187 Zuschauer an die Rennstrecke gekommen waren. Die Untersuchung von 'Ernst & Young' ergab hingegen, dass es 123.787 Personen waren, davon waren lediglich 109.234 Zuschauer. 24.571 Zuschauer kamen aus dem Bundesstaat, lediglich 9.053 aus Übersee.

Demgegenüber stehen alleine 1,5 Millionen Besucher, die jedes Jahr nicht wegen der Formel 1 aus Übersee anreisen. Von den 5,5 Millionen Bürgern Victorias interessieren sich der Untersuchung zufolge lediglich 75.610 für einen Besuch des Rennens. Der Bericht schweigt sich übrigens darüber aus, wie viele der lokalen Besucher für den Besuch des Rennens tatsächlich bezahlt haben - viele dürften eingeladen gewesen sein. Den Werbewert des Rennens hat die australische Regierung 2009 mit umgerechnet rund 24,6 Millionen Euro angegeben. Kritiker in Australien hinterfragen, wie man auf diese Summe kommt, ob Touristen nur deswegen ins Land reisen, weil es den Grossen Preis von Australien gibt. Wegen des Formel-1-Rennens kamen wie bereits erwähnt lediglich rund 9.000 Touristen ins Land.

Premier Ted Baillieu widerspricht den kritischen Berichten und erklärt, dass die Regierung nach wie vor hinter der Veranstaltung steht: "Der Grand Prix war für Melbourne gut, gut für Victoria, gut für Australien", so Baillieu gegenüber der Nachrichtenagentur 'AAP'. "Vielleicht hätten wir nicht jene Bedingungen des Vertrages ausgehandelt, wie er im Moment existiert. Louise Asher hat schon gesagt, dass sie es anders gemacht hätte, aber das ist der Vertrag, den wir Moment haben. Wir haben versucht, die Kosten zu minimieren, und das werden wir auch weiterhin tun." Bei einer möglichen Verlängerung des Vertrages im Jahr 2014, werde man versuchen, sicherzustellen, dass sich das Rennen rechnet.

30.7.2011