Ricciardo: "107 Prozent werden kein Problem"

Red-Bull-Youngster Daniel Ricciardo

hat immer ein Lächeln auf den Lippen

Daniel Ricciardo kennt den Nürburgring aus der Renault World-Series. Mit dieser Streckenerfahrung im Gepäck fuhr der Australier erstmals mit einem Formel-1-Boliden auf dem Hungaroring. Mit dem HRT wurde der Red-Bull-Youngster mit 6,7 Sekunden Rückstand Vorletzter. Beunruhigender ist allerdings die Tatsache, dass er damit weit hinter der 107 Prozentmarke war. Für den Samstag erwartet Ricciardo eine deutliche Steigerung und hat keine Bedenken vor der Nichtqualifikation. Im Interview schildert der 22-Jährige seine Eindrücke.

Frage: Wie fasst du deine ersten beiden Formel-1-Rennen zusammen?

Daniel Ricciardo: Deutschland war ein guter Schritt vorwärts, weil es in Silverstone eher ein langsamer Start war. Ich wollte mehr, aber ich durfte mir nicht viel erwarten. Am Nürburgring lief es besser und ich konnte ein paar positive Dinge mitnehmen. Heute lief es okay. Am Vormittag war es noch schmutzig, dafür war es im zweiten Training okay. Wir haben eine gute Plattform, auf der wir am Samstag aufbauen können.

Du kennst die Strecke aus der Renault World-Series. Hat dir das geholfen?

Ja, es hilft, aber die anderen Fahrer waren auch schon oft hier. Ich habe also keine Vorteile, aber ich brauche weniger Runden, um auf Tempo zu kommen.

Du warst am Freitag ausserhalb der 107 Prozentmarke. Musst du darauf hoffen, dass die Topteams in Q1 nicht die superweichen Reifen aufziehen?

Ich glaube nicht, dass das ein Problem wird. Hoffentlich fahren wir am Samstag etwas schneller und lernen von heute. Wir werden es sehen.

Du bist heute zum ersten Mal mit den superweichen Reifen gefahren. Wie war es?

Sie mussten mich ein bisschen damit fahren lassen, damit ich ein Gefühl dafür bekomme. Es war gut. Es ist schön, wenn man einen Reifen hat, der einem viel Grip bietet.

Was erwartest du morgen vom Qualifying?

Heute lief es positiv. Am Vormittag lief es nicht so optimal, aber darüber mache ich mir nie Sorgen, weil es erst das erste Training des Wochenendes war. Am Nachmittag habe ich die Lücke signifikant geschlossen. Die Zeiten sehen nicht so toll aus und zeigen nicht, wie es eigentlich ist. Ich kann am Samstag definitiv schneller sein. Es gibt Bereiche, wo ich mich verbessern muss. Wichtig ist, dass ich das Selbstvertrauen habe, um in dieser Kurve schneller zu sein, oder dort später zu bremsen.

Spürst du Druck, schliesslich warst du oft langsamer als dein Teamkollege Vitantonio Liuzzi?

Es gibt immer etwas Druck. Es gibt natürlich Leute, die mehr von mir erwarten. Aber andere haben wieder die Einblicke und wissen worum es geht. Es gibt immer Erwartungen. Vor jedem Training und speziell dem Qualifying muss man schauen, dass man das Optimum aus sich und dem Auto herausholt. Ich hatte bislang nicht viel Zeit im Auto, aber ich setze mich selbst unter Druck, dass ich näher an Tonio herankomme.

Auf dem Hungaroring wird mit maximalem Abtrieb gefahren. Spürst du hier mehr, dass es in diesem Bereich beim HRT-Boliden fehlt?

Diese Strecke ist bekannt für die hohen Abtriebseinstellungen. Man fährt hier ein ähnliches Aerodynamikpaket wie in Monaco. Das ist nicht unser stärkster Punkt. Wir wollen natürlich immer das Beste aus unserem Material herausholen. Auf dem Nürburgring konnten wir die Lücke zu Virgin schliessen. Heute haben sie sich ihren Vorsprung wieder herausgefahren. Der Hungaroring ist wahrscheinlich nicht die beste Strecke für das Team.

Kannst du den Unterschied zwischen dem Toro Rosso und dem HRT aus Fahrersicht beschreiben?

Die eigentliche Balance des Autos ist nicht so anders. Mein Fahrstil ist nicht anders. Man spürt aber, dass Anpressdruck fehlt. In den letzten drei Kurven kann ich die Geschwindigkeit nicht mitnehmen. Der HRT kann manchmal schwieriger zu fahren sein. Es ist aber immer schwierig, ein Auto am Limit zu bewegen. Manchmal muss man mit dem HRT schon kämpfen, das ist dann recht aufregend.

Du absolvierst jetzt dein drittes Rennwochenende und grinst immer noch wie am ersten Tag.

Ja (lacht). Ich habe noch nicht in den Spiegel gesehen und mir gesagt, dass ich jetzt ein Formel-1-Fahrer bin. Es fühlt sich noch nicht real an. Ich glaube, es ist besser, wenn ich nicht darüber nachdenke. Als Kind beobachtet man die Formel 1 und hält es für etwas Grossartiges. Wenn man dann dabei ist, dann sieht man, was man alles tun muss Es ist ein Rennauto. Drumherum ist die Aufmerksamkeit der Medien groß und es gibt unzählige Aktivitäten. Versteh mich nicht falsch, aber es ist ein Rennauto und ich versuche so schnell wie möglich zu fahren. Das mache ich seit ich neun Jahre alt bin. Die simplen Dinge sind immer noch gleich. Ich schätze, dass dich diese Dinge auf dem Boden halten. Natürlich ist es anders als meine Formel-Ford-Zeit. Es ist aber noch nicht lange her, da habe ich das nach der Schule gemacht. Es ist unglaublich, wie schnell man wächst und sich entwickelt.

30.7.2011