Superweiche Reifenmischung bereitet Sorgen

Die superweiche Reifenmischung sorgt für schnelle

Runden, baut aber rasch ab

Der erste Trainingstag auf dem Hungaroring deutete an, dass die Reifen, im Zusammenspiel mit den äusseren Bedingungen, wieder eine entscheidende Rolle spielen werden. Pirelli hat die Mischungen weich und superweich für Ungarn zur Verfügung gestellt. Speziell der linke Vorderreifen wird stark belastet und stellt das Kriterium dar, wann der Boxenstopp fällig wird. "Die Zielkurve ist wie Schmirgelpapier", beschreibt Force-India-Testfahrer Nico Hülkenberg. "Die Strecke hier ist generell hart für den linken Vorderreifen."

Über die harte Mischung äusserten sich die Piloten am Freitag durchwegs positiv. Die superweiche Mischung ist deutlich schneller, aber hält auch nicht lang. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist das schwierig einzuschätzen", meint Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari. "Es wäre schön, wenn sie 20 oder 25 Runden überstehen würden. Ich schätze, dass wir am Sonntag etwa 20 Runden pro Satz schaffen werden. Wenn ich heute 16 Umläufe geschafft habe, dann sollten am Sonntag 20 drin sein."

HRT-Fahrer Daniel Ricciardo ist sich nicht ganz sicher, wie lange die Pneus halten werden. "Der weiche Reifen sollte okay sein, aber die superweiche Mischung wird nicht viele Runden halten. Im Qualifying wird sie über zwei Runden eine gute Leistung liefern, aber dann baut sie ab. Im Rennen wäre ich überrascht, wenn jemand 15 oder 20 Runden fahren kann. Ich erwarte aber nicht, dass ich viel länger fahren kann."

Noch deutlicher drückt es Sergio Perez (Sauber) aus. "Zehn Runden halten die superweichen, danach lassen sie schon nach." Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery hat den Freitag interessiert beobachtet. "Auf der Stoppuhr liegen ungefähr acht Zehntelsekunden zwischen den beiden Mischungen. Wir kalkulieren noch die Strategie. Es könnte mit der weichen Mischung drei Stopps geben. Wenn jemand mit superweich fährt, dann vier. Das ändert sich natürlich, falls die Temperaturen steigen. Wir gehen davon aus, dass im Qualifying mit der superweichen Mischung gefahren wird. Im Moment glaube ich, dass im Rennen die superweichen Reifen nur im ersten Abschnitt eingesetzt werden. Ich habe mir drei, vier Autos angesehen. Der Pneu vorne links verschleißt stark und setzte das Limit für die Rundenanzahl. Bei steigenden Temperaturen wird das sicher schlimmer."

Speziell das Wetter ist ein entscheidender Faktor. "Am Donnerstag hat es geregnet und auch am Freitag hätte es regnen sollen. Aber es ist sehr warm geworden", sagt Hembery. "Die Temperaturunterschiede sind gross. Das macht es für die Teams sehr schwierig, die Strategie zu verstehen. Im ersten Training war es noch dazu sehr schmutzig und es wurde kaum gesäubert. Hoffentlich wird das am Samstag getan, denn ansonsten könnten die Reifen viel Pickup aufsammeln. Das wollen wir natürlich nicht." Vom Freitag darf man aber nicht komplett auf den Rennsonntag schliessen. "Es ist schon interessant, weil wir immer die gesamten Daten vom Freitag sammeln, aber im Rennen fahren die Teams oft mit der härteren Mischung die schnellsten Rundenzeiten - bei gleichen Temperaturen. Natürlich spielt die Benzinmenge auch eine Rolle, aber diese Tatsache ist nicht leicht zu erklären."

Im Hintergrund arbeitet Pirelli bereits an den Reifen für die kommende Saison. Die Konstruktion der Hinterreifen wird leicht verändert. Bei einem Test in Monza werden die Forschungsergebnisse auf der Strecke überprüft werden. "Wir werden die Strukturen der Hinterreifen für das kommende Jahr testen. Nach Monza gibt es noch einen Test. Anschließend bringen wir die Produkte nach Abu Dhabi für den Nachwuchsfahrertest." Eigentlich wollte Pirelli schon in diesem Jahr die Konstruktion ändern, aber so einfach geht das in der Formel 1 nicht. "Wir wollten vor Melbourne etwas ändern, aber das konnten wir nicht, weil wir die Konstruktion verändern wollten. Die Teams haben ihre Modelle und Simulationen auf die aktuellen Reifen ausgelegt, also konnten wir keine neuen Reifen einführen. "Wir müssen die Schulter verändern, um den Verschleiss zu minimieren. Dann könnten wir aggressiver bei der Wahl der Mischungen vorgehen. Der Fahrer würde mehr Traktion spüren. Dann gibt es noch die Modellreifen für den Windkanal. Bis September müssen wir alles festgelegt haben und den Teams liefern, damit sie ihre Autos für die kommende Saison anpassen können."

30.7.2011