Smörebröd - Gericht besiegelt Aus von Saab

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Das Aus des schwedischen Traditionsautobauers Saab ist nach monatelangem Siechtum so gut wie besiegelt: Ein schwedisches Bezirksgericht wies am Donnerstag den Antrag auf ein kontrolliertes Konkursverfahren zurück und zerstörte damit die Hoffnungen von 3600 Beschäftigten auf den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Mit dem Antrag auf Gläubigerschutz hatte der Konzern die Schlinge um seinen Hals aus hoher Verschuldung, unbezahlten Gehältern und Lieferantenrechnungen lockern und das Vertrauen der Gläubiger zurückgewinnen wollen.

Das Bezirksgericht von Vanersborg in Westschweden erklärte auf seiner Internetseite, es sehe keinen Grund für die Annahme, dass eine Restrukturierung des Konzerns Aussicht auf Erfolg habe. Experten hatten bereits im Vorfeld bezweifelt, ob Saab genug Substanz für ein derartiges Gläubigerschutzverfahren habe. Die niederländische Saab-Mutter Swedish Automobile kündigte Einspruch gegen den Gerichtsentscheid an. Das Unternehmen wolle am Freitag über die weitere Entwicklung informieren.

Swedish Automobile hatte für Saab eine Sonderform des schwedischen Konkursverfahrens beantragt, bei der unter Aufsicht des Gerichts eine freiwillige Restrukturierung absolviert wird. Damit vermeidet das Unternehmen eine vollständige Pleite, für die Gläubiger läuft es jedoch weitgehend auf das Gleiche hinaus. Experten wie der Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer sehen nun keine Zukunft mehr für Saab, die mehr als 60 Jahre als Kultmarke galt und schon einmal vor dem Aus stand. 2010 hatte die damals noch unter Spyker firmierende Swedish Automobile Saab vor der Schließung durch General Motors bewahrt: "Es ist nicht möglich, für Saab eine Lösung zu finden, weil das Unternehmen zwischen allen Stühlen sitzt. Es ist weder mit BMW, Audi oder Volvo wettbewerbsfähig noch kann es sich mit Kleinserienherstellern wie Ferrari oder Rolls-Royce messen", sagte Dudenhöffer, der das CAR-Institut an der Uni Duisburg-Essen leitet.

Sein Kollege Stefan Bratzel vom Center of Automotive in Bergisch-Gladbach fügte hinzu: "Die Lage für Saab ist fast aussichtslos. Jetzt muss im Zuge einer Insolvenz gesehen werden, ob sich in den nächsten Monaten ein Käufer für die Reste von Saab findet. Dabei geht es insbesondere um die Technologie und die Marke."

Von dem Gläubigerschutz hatte sich die niederländische Muttergesellschaft Swedish Automobile erhofft, dass der schwedische Staat bei der Zahlung der Gehälter für die Mitarbeiter einspringt. Ausserdem wollte das Unternehmen weiter Zeit gewinnen, damit chinesische Investoren die Genehmigung für einen Einstieg bei Saab erhalten. In seinem Kampf ums Überleben hatte der Anfang 2010 in den Besitz von Swedish Automobile übergegangene Traditionsautobauer die Konzernmehrheit an den chinesischen Autohändler Pangda und den Konzern Zhejiang Youngman Lotus Automobile verkaufen wollen. Dadurch sollten 245 Millionen Euro in die Kassen von Saab gespült werden. Die Vereinbarung musste aber noch von den Behörden in China genehmigt werden. Medien hatten zuletzt berichtet, dass Youngman keine Erlaubnis der chinesischen Behörden für einen Einstieg bei Saab erhalten werde. Der staatliche Autokonzern SAIC oder der Sportwagenbauer Great Wall Motor würden von den chinesischen Beamten als eher geeignet angesehen. China will die Schlagkraft seiner Automobilindustrie erhöhen und strebt eine Konzentration auf wenige grössere Unternehmen an.

Die Saab-Beschäftigen hatten ihre Löhne und Gehälter im Juni und Juli nur mit Verspätung erhalten, nachdem das Unternehmen Firmenimmobilien verkauft hatte. Auf ihre August-Gehälter warten sie noch immer.

Die Produktion von Saab stand seit April weitgehend still, weil die Zulieferer auf offenen Rechnungen sitzenblieben und keine Teile mehr schickten. Im ersten Halbjahr verneunfachte sich der Verlust bei Saab, die Nettoverschuldung schwoll auf 284 Millionen Euro Ende Juni an.