Gottmars Truppe packt den Stier an den Hörnern

Die Schweiz hat mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung die Fussballwelt überrascht und einen der Grossen in einem wichtigen Turnier bezwungen – 1:0 gegen den Europameister Spanien an der Fussball-WM 2010. Die Taktik Coach Hitzfelds ging auf.

In der 74. Spielminute traf der Schweizer Angreifer Eren Derdiyok nach einem inspirierten Dribbling aus kurzer Distanz nur den Pfosten. Ein 2:0-Sieg wäre gegen ein ohne Wettkampfglück aufspielendes spanisches Team allerdings zu viel des Guten gewesen.

Den siegbringenden Treffer hatte in der 52. Minute der Mittelfeldspieler Gelson Fernandes ebenfalls aus kurzer Distanz nach einem Abpraller erzielt.
Das Schweizer Abwehrdispositiv war in der WM-Partie der Gruppe H auf das Unterbinden der vor allem aus dem Zentrum lancierten spanischen Angriffe ausgelegt. Der finale Pass der Iberer auf ihre Spitzen David Villa und später Fernando Torres – Prunkstück in der erfolgreichen spanischen Taktik an der Euro 08 – konnte so oft und oft verhindert werden.

Der stark favorisierte Europameister hatte damit gegen die Schweiz das Nachsehen – ohne schlecht gespielt zu haben. Das Wettkampfglück war den Spaniern nicht gerade hold (Abschlussversuch folgte auf Abschlussversuch), den Schweizern allerdings schon (Lattentreffer Iniestas in der 70. Minute).

Der Schweizer Nationaltrainer (G)Ottmar Hitzfeld hat mit seinem so vorsichtigen wie einsichtigen Konzept den Schweizer Exploit taktisch ermöglicht. Nach dem Spiel sagte er: «Wir waren konzentriert. Ich habe versucht, die Nervosität von der Mannschaft zu nehmen.» Er fügte hinzu: «Wir wollten nicht zu offensiv spielen, wollten die Spanier ab der Mittellinie angreifen.» Diese Taktik ging auf.

Hitzfeld, der sich unmittelbar nach Spielende bekreuzigte, hat die nüchterne Schweizer Spieltaktik auch für die Partie gegen die Chilenen angekündigt, am Montag, den 21. Juni, ab 16 Uhr der nächste Gegner des Schweizer Teams.

Nach dem Spiel brachte es der Schweizer Torschütze Gelson Fernandes auf den Punkt: «Wir haben als Mannschaft gut gespielt. Wir haben uns etwas versteckt. Aber wir haben solide gespielt.»

Ist das nicht schön? Die Schweizer Fussballzwerge schlagen den grossen Favoriten Spanien und Sébastien Buemi führte seit Clay Regazzoni als erster Schweizer wieder mal ein Formel-1-Rennen an beim GP von Kanada. Wenn auch nur für eine Runde. Hoffen wir, dass die Fussballer ihr Hoch für mehr als nur eine Runde beibehalten können.

17.6.2010