Kobayashi und sein Koffer

Kamui Kobayashi

hat sich mit Humor und Kampfstärke in der Formel 1 etabliert

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Sergio Perez in Monaco holte wieder einmal Kamui Kobayashi die Kohlen für Sauber aus dem Feuer. Der kampfstarke Japaner fuhr sich in einem turbulenten Rennen auf Platz fünf nach vorne und schüttelte damit endgültig sein Abonnement auf zehnte Plätze ab.

"Ich habe Peter Sauber schon nach Barcelona gesagt, dass ich diesen zehnten Platz nicht mehr will", sagt Kobayashi im 'Blick'. Über die errungenen zehn Punkte freut er sich besonders. "Monaco gehört sicher nicht zu meinen Lieblingspisten, aber einmal im Jahr geht das. Sonst wildern wir ja nur noch nachts um die Ecken von Singapur. Ich fühle mich auf superschnellen Pisten am wohlsten."

Entsprechend positiv blickt der Japaner nun dem kommenden Rennen in Kanada entgegen. Die Strecke in Montreal ist für den Sauber-Piloten massgeschneidert. Im vergangenen Jahr hatte Kobayashi auf der Ile Notre Dame allerdings Pech. Schon in der allerersten Runde war nach einem Unfall das vorzeitige Aus besiegelt. Der 24-Jährige hat also mit der kanadischen Strecke eine Rechnung offen.

Mit seinen spektakulären Fahrten hat sich Kobayashi seit seinem Debüt als Ersatzmann von Timo Glock 2009 in Brasilien in die Herzen der Fans und in die Notizbücher vieler Teamchefs gefahren. Doch von einem vorzeitigen Abschied vom Team von Peter Sauber will er nichts wissen. "Weil er Vertrauen in mich hatte", sagt er, "und weil ich ihm in der Formel 1 fast alles verdanke. Zudem erfülle ich meine Verträge immer bis zum letzten Tag."

Kobayashi wird sich in den kommenden Wochen vielleicht noch mehr zu seinem Team bekennen. Möglicherweise wird der Japaner seinen Wohnsitz in die Schweiz verlegen. "Ich habe kein Haus, keine Wohnung. Ich weiss nicht, wo ich wohne", sagt der Sauber-Pilot, der erst kürzlich seine Wohnung in Paris räumte. "Dorthin werde ich nicht zurückkehren. Ich habe keine Basis mehr, aber dafür einen großen Koffer. Mit dem ziehe ich im Moment von Hotel zu Hotel", berichtet Kobayashi über sein derzeitiges Nomadenleben. "Ich bin ja sowieso immer unterwegs. Doch nun muss ich mir selber schon eine Frage stellen: Wo zahle ich jetzt meine Steuern?"

1.6.2011