Mexiko dank Sauber im Formel1-Fieber

MEXICO ...

Ein ganzes Land macht Werbung am Heckflügel der Sauber-Boliden

Ganz Mexiko war am Sonntag im Freudentaumel über Sergio Perez' siebten Platz beim Formel1-Grand Prix von England in Silverstone.

Wird der Name Sauber in Mexiko schon bald so populär wie in Malaysia? Dort, am Äquator, galt die Schweizer Equipe lange Zeit als malaysisches Formel-1-Nationalteam. Der Grund dafür lag in der mehr als zehn Jahre langen Kooperation mit Malaysias staatlichem Öl- und Gasmulti Petronas. Jetzt ist der Konzern ein Hauptsponsor bei Mercedes-GP, dessen Fahrer Michael Schumacher Sauber-Fahrer Kobayashi von der Strecke zwirbelte. Apropos: Mit dem Stern aus Stuttgart war Sauber im Sommer 1991 vom Sportwagen-Team zum Formel-1-Projekt geworden. Bekanntlich hat sich der Mercedes-Vorstand damals ja schnell wieder aus der Affäre gezogen. Doch Sauber hielt an den Forme1-1-Plänen fest.

Nach Malaysia beziehungsweise zu Petronas pflegt Teamchef Peter Sauber (67) noch heute gute Kontakte. Ihm wurde dort auch eine grosse Ehre zuteil: Als bisher einziger F1-Teamchef erhielt er zur Inthronisation von Malaysias König eine Einladung.

Sauber ist Präsidentensache

In Mexiko mit seinen immerhin rund 112 Millionen Einwohnern bahnt sich nun Ähnliches an. Im Land der Azteken hat der Name Sauber seit Jahresbeginn einen noch nie dagewesenen Formel-1-Boom ausgelöst. Der Grund dafür ist die Partner- und Sponsorschaft mit einigen mexikanischen bzw. lateinamerikanischen Unternehmen wie Telmex und Claro (Telekommunikation), Disensa (Baumaterial, Zement), NEC Mexico (Technologie), José Cuervo (Tequila), México (Nationale Werbung) und Interprotección (Versicherung).

Diese Firmen haben eines gemeinsam: Sie gehören zum Imperium des wohl reichsten Mannes der Welt oder stehen mit ihm in Verbindung: Es ist der Mexikaner Carlos Slim Helú (71), der in Mexico-City lebt, dessen Familie ihre Wurzeln allerdings in Beirut im Libanon hat. Einer seiner drei Söhne ist Carlos Slim Domit (43), der Telmex-CEO. Er gilt als Race- und F1-Fan und fördert mit seinem Juniorprogramm Talente wie Sergio Pérez oder Esteban Gutiérrez. Da versteht es sich von selbst, dass Peter Sauber auch die Ehre hatte, bei der High-Society-Hochzeit von Carlos Slim Domit auf der erlesenen VIP-Liste der geladenen Gäste zu stehen. Nun fehlt nur noch eine Audienz beim Präsidenten von Mexiko.

Diese Begegnung auf höchster Ebene hat Sergio Pérez bereits hinter sich. Staatspräsident Felipe Calderón hat den 21-jährigen Sauber-Fahrer aus der Millionenmetropole Guadalajara schon in seinem Palast empfangen. Und Präsident Calderón war einer der Ersten, der sich nach dem heftigen Monaco-Crash bei Pérez nach dessen Befinden erkundigte. Kein Zweifel: Die Formel 1 ist in Mexiko zur nationalen Angelegenheit und zur Regierungssache geworden. Die Schweizer aus Hinwil im Zürcher Oberland sind drauf und dran, auch Mexikos F1-Nationalteam zu werden.

Demo mit den Pérez-Brüdern

Schon vor dem Saisonauftakt 2011 wurde dafür die Werbetrommel gerührt – mit einer Demonstrationsfahrt von Sergio Pérez mit dem Vorjahres-Boliden C29 in seiner Heimatstadt Guadalajara. Der Event, bei dem auch Sergios älterer Bruder Antonio mit einem NASCAR-Auto dabei war, wurde zu einem grossen Volksfest. Der Zuschauer-Aufmarsch war mehr als beeindruckend, im Grossraum Guadalajara leben rund 4 Millionen Menschen. Sergio und Antonio Pérez erinnern an die «GP-Hermanos» Pedro und Ricardo Rodriguez – und daran, dass ein neuer Mexiko-GP längst fällig ist.

13.7.2011