Sauber: Debüt für Red-Bull-Auspuff

Kobayashi beim 1. Freien Training:

Der Japaner fuhr mit dem modifizierten Sauber nur auf Platz 17, während Perez mit der alten Version auf Platz 5 landete

Wie fast alle anderen Teams bringt auch Sauber ein umfangreiches Update zum bevorstehenden Grand Prix von Spanien in Barcelona. Neben einem neuen Frontflügel, neuen Bremsbelüftungen und neuen Barge-Boards kommt am kommenden Wochenende eine neue Version des auspuffangeströmten Diffusors zum Einsatz.

Bei der Modifikation haben sich Technikchef James Key und seine Designer am Vorbild Red Bull orientiert. Zunächst ist der Einsatz aber nur am Freitag sicher: "Wir probieren, mit dem neuen Auspuff zu fahren", kündigt Teamchef Peter Sauber an. "Es gibt ein neues Aeropaket. Wir gehen davon aus, dass es etwas bringt und dass man das auch auf der Stoppuhr feststellen kann. Sicher ist man da aber nie, weil man es ja nicht testen kann."

Auspuff-Idee im Herbst zunächst verworfen

Die Grundidee, Auspuffgase unter dem Auto durchzuleiten, hatten Sauber-Ingenieure übrigens schon im Herbst 2010: "Das wurde ausprobiert, hat aber nicht funktioniert. Dann hat man es zur Seite gelegt", bestätigt Sauber. "Nachher hat man kopiert. Das braucht natürlich schon Zeit. Es geht nicht nur darum, mit diesen Gasen die richtige Stelle an der Hinterachse zu treffen, sondern man muss ja auch noch dafür sorgen, dass das Auto hinten nicht abbrennt."

Barcelona wird bereits der dritte Praxistest sein: "Wir sind zum ersten Mal in Schanghai damit gefahren. Das war nicht zufriedenstellend. In der Türkei war das zweite Mal, allerdings im Regen, was es am Freitagmorgen ein bisschen schwieriger gemacht hat. Dort hat man positive Veränderungen festgestellt. Die wurden jetzt zusammen mit den Erkenntnissen von Schanghai umgesetzt. Jetzt hoffen wir, dass es morgen funktioniert", so der Schweizer.

Ziel ist es, mit den Updates das Kräfteverhältnis von Istanbul mindestens zu halten: "Davon gehe ich aus. Alles andere wäre eine Enttäuschung", erklärt Sauber, der mindestens sechstbestes Team sein möchte. Am Entwicklungswahn von McLaren und Co. beteiligt sich seine Truppe aber nicht: "Bei uns gab es zwischen Rollout und Melbourne ein grosses Update, das andere haben wir jetzt. Dazwischen gab es fast nichts - nur etwas Kleines in Kuala Lumpur."

Die Sauber-Zwischenbilanz nach vier von 19 (oder maximal 20) Rennen lautet: Platz sechs in der Konstrukteurs-WM, acht Punkte - und nur zwei Zähler Vorsprung auf Toro Rosso, vier auf Force India. Man müsse daher differenzieren: "Auf der einen Seite ist es das Fahrzeug und die Fahrer, auf der anderen Seite sind es die Resultate", sagt Sauber und fügt selbstkritisch an: "Mit den Resultaten sind wir sicher nicht zufrieden."

Immer noch verärgert über Melbourne

"Wir haben durch eine Disqualifikation im ersten Rennen zehn Punkte verloren. Das tut sehr weh, denn wir haben im Vorjahr 44 Punkte gemacht. Wenn man im ersten Rennen zehn streicht, ist das sehr viel", ärgert er sich. "Sonst hätten wir 18 Punkte. Das wäre okay, denn dann hätten wir ein bisschen ein Polster zu Toro Rosso. Die bekamen vier Punkte geschenkt - auch Force India und Ferrari. Das wäre nicht nötig gewesen. Der Schaden ist also deutlich größer als die zehn Punkte."

"Die Performance des Fahrzeugs ist eigentlich gut, nur die Effizienz ist schlecht", gibt Sauber zu Protokoll. "In Schanghai und der Türkei haben wir nur je einen Punkt gemacht. In der Türkei hätten wir deutlich mehr machen können." Kamui Kobayashi arbeitete sich von ganz hinten nach vorne, doch hinter Sebastien Buemi war dann Endstation, während der Vorwärtsdrang von Sergio Perez hinter dem langsameren Williams von Pastor Maldonado gestoppt wurde.

Den Fahrern macht Sauber aber nicht den geringsten Vorwurf: "Kamui bringt das, was wir erwartet haben. Wir waren im letzten Jahr schon sehr zufrieden mit ihm", lobt der 67-Jährige. "Perez bringt mehr, als ich von ihm erwartet habe. Dass er schnell ist, damit haben wir gerechnet, aber dass er das von Anfang an so zeigen kann, das ist nicht selbstverständlich. Seine Konstanz ist für einen Rookie aussergewöhnlich."

20.5.2011