Sauber hofft auf positiven Saisonauftakt

Kamui Kobayashi

ist mit seinen Gedanken bei den Menschen in Japan

Den ersten Sieg kann das Sauber-Team schon einmal auf der Habenseite verbuchen: Die Schweizer waren am schnellsten, was das Aussenden der traditionellen Pressemitteilung vor dem Saisonauftakt angeht. Diese steht nicht zuletzt wegen Kamui Kobayashi und diverser japanischer Sponsoren ganz im Zeichen der Erdbeben-Katastrophe in Japan.

Kobayashi macht sich natürlich Sorgen um seine Landsleute, aber "das Einzige, was ich zumindest in diesem Moment tun kann, ist, mich auf den Saisonauftakt in Melbourne zu konzentrieren", so der 24-Jährige. "Ursprünglich habe ich dem Rennen mit purer und grosser Freude entgegengesehen. Jetzt will ich unbedingt alles geben, um ein gutes Ergebnis einzufahren, das den Menschen in Japan vielleicht wenigstens ein kleines bisschen Hoffnung und eine positive Nachricht bringt."

Sauber wird von einigen Insidern, darunter auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug, zu jenen Teams gezählt, die hinter der absoluten Spitze für eine Überraschung sorgen könnten. Im Vergleich zum Barcelona-Test wird der C30 für Melbourne aber nicht mehr modifiziert: "Wir werden jene Ausbaustufe des Autos einsetzen, mit der wir den Test in Barcelona beendet haben. Wir haben lediglich kleine Modifikationen aufgrund der Testerfahrung vorgenommen", berichtet James Key.

Höhere Temperaturen als bisher

"Alle im Team freuen sich auf den Saisonstart in Melbourne, der Albert-Park ist eine gute Strecke für das erste Rennen", so der Technische Direktor des Teams aus Hinwil. "Es wird interessant zu sehen, wie sich die Dinge bei höheren Asphalttemperaturen entwickeln. Bisher hatten wir keine Gelegenheit, unter solchen Bedingungen zu testen, ebenso wenig wie die andern Teams. Entsprechend gibt es da ein paar Fragezeichen."

"Der Ablauf des Rennwochenendes wird etwas anders sein als bisher, weil die Reifen weniger konstant sind als früher. Da müssen wir versuchen, das Optimum herauszuholen", weiss Key und fügt an: "Wir freuen uns darauf, Sergio in sein erstes Formel-1-Rennwochenende zu begleiten, an dem der Druck natürlich höher sein wird als beim Testen. Aber ich bin sicher, dass er diese Herausforderung meistern wird."

Sergio Perez kommt als GP2-Vizemeister dank der Unterstützung des mexikanischen Telekommunikationsunternehmens Telmex in die Formel 1. Schon mit 21 Jahren wird "ein Traum" für ihn wahr: "Ich habe so viele Jahre davon geträumt, mein erstes Formel-1-Rennen zu fahren, und jetzt wird es passieren. Ich bin aufgeregt und freue mich unheimlich darauf", so der Rookie, der diesen Winter 2.990 Testkilometer absolviert hat.

"Es wird ein Wochenende werden, an dem ich mich sehr schnell auf vielfältige Dinge einstellen muss", sagt er und weiss, was ihn erwartet. "Die Rennstrecke ist für mich Neuland und ich erlebe all die Prozesse vom Training über das Qualifying bis zum Rennen zum ersten Mal. Ich habe noch keine Vorstellung, wie es für mich sein wird, wenn am Sonntag die Lichter der Startampel erlöschen, aber ich kann es kaum noch erwarten, das zu erleben."

Premiere für Perez

In der GP2 lernte der junge Mexikaner viele Grand-Prix-Strecken schon vor der Formel 1 kennen, im Albert-Park ist er allerdings noch nie gefahren. Auch das Land ist für ihn neu: "Ich war noch nie zuvor in Australien", gesteht Perez. "Natürlich habe ich mir die Streckenführung und andere Dinge angeschaut. So, wie ich das sehe, ist es eine schwierige Strecke, sehr herausfordernd. Es wird nicht einfach sein, den Grenzbereich zu finden, es wird hart."

"Im Gegensatz zu Sergio", widmet sich Key auch dem zweiten Sauber-Fahrer, "muss Kamui die Strecke nicht erst kennenlernen, deshalb kann er sich von Beginn an auf die Abstimmungsarbeit konzentrieren. Am Freitag wird es sehr wichtig sein, die richtige Richtung einzuschlagen. Angesichts der Ereignisse in Japan ist klar, dass das ein sehr schwieriges Wochenende für Kamui werden wird, aber jeder im Team wird ihn bestmöglich unterstützen."

"Der Albert-Park ist eine Stop-&-Go-Strecke mit Schikanen am Anfang und dann einigen mittelschnellen und schnellen Kurven gegen Ende der Runde", berichtet der Brite über den Kurs in Melbourne. "Es wird insofern interessant, als dass Melbourne eine Strecke ist, die vor allem die Hinterreifen stark beansprucht, während die Kurse, auf denen wir im Winter getestet haben, eher anspruchsvoll für die Vorderreifen sind."

"Das könnte die Balance des Autos beeinflussen, und falls die Streckentemperaturen höher sind, müssen wir den Hinterreifen mehr Beachtung schenken als beim Testen. Aber das ist Teil des Abstimmungsprozesses", relativiert Key, der genau weiss, worauf er sein Team für den bevorstehenden Saisonauftakt einstellen muss: "Wir werden so gut vorbereitet wie irgend möglich an die Aufgabe herangehen."

23.3.2011