Wie lange ist Peter Sauber noch dabei ?

Peter Sauber blickt auf ein Jahr zurück,

das man als zwiespältig betrachten muss. Der angestrebte 6. Rang in der Konstrukteurswertung wurde klar verpasst

Das Schweizer Formel-1-Team hat die Erwartungen in der abgeschlossenen Saison nicht erfüllen können. Schuld daran war eine missglückte zweite Jahreshälfte.

Am Ende konnte Peter Sauber doch noch aufatmen. Dank dem 9. Platz und den zwei WM-Punkten von Kamui Kobayashi beim abschliessenden Grand-Prix von Sao Paulo klassierte sich das Formel-1-Team aus Hinwil im 7. Rang der Konstrukteurswertung. Das ist imagemässig nicht nur besser als der achte Platz, sondern spült rund fünf Millionen Franken mehr an Prämien in die Kasse. Es handelt sich dabei um eine Summe, die der 68-jährige Patron aus dem Zürcher Oberland in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit noch so gerne in die Tasche steckt. Der Chef war also erleichtert und erklärte nach dem Saisonfinale in Brasilien gegenüber den Medien: «Das war heute ein wichtiges Resultat. Wir haben uns in der Konstrukteurs-WM im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz verbessert. Das ist wichtig für die Moral des Teams.»

Die verschenkten Punkte in «Down under»

Ende gut, alles gut bei Sauber? Nein. Das vor Saisonbeginn angestrebte Ziel von Rang 6 in der Konstrukteurswertung wurde deutlich verpasst. Force India fuhr 69 Punkte heraus, Sauber nur deren 44 – wie schon in der Saison 2010. Somit kann die Crew aus Hinwil und ihr charismatischer Boss mit diesem Jahr nicht zufrieden sein. Die Gründe für das letztlich enttäuschende Abschneiden können nicht in der mangelnden Qualität der beiden Fahrer gesucht werden. Gemäss vielen Beobachtern der Königsklasse deuteten der Japaner Kobayashi – der mit dem fünften Platz beim Hausecken-GP von Monte Carlo das beste Resultat erreichte – und der mexikanische Debütant Sergio Perez mehrmals ihr Potenzial an. Schon der WM-Start verlief turbulent und entgegen den Absichten: Beim GP von Australien schauten die Plätze 7 und 8 heraus – wegen reglementswidrigen Heckflügeln flogen die beiden Sauber-Piloten wieder aus der Wertung. Dieser Produktionsfehler kostete dem Schweizer Team happige zehn Punkte, der Ärger über die verschenkten Punkte war gross und setzte sich tief in den Köpfen der Teammitglieder fest.

Ein strategischer Fehlentscheid

Dennoch verlief die erste Saisonhälfte mit 33 Punkten aus 9 WM-Läufen recht gut und den Erwartungen entsprechend. Nach dem GP von Grossbritannien belegte Sauber jedenfalls den angestrebten 6. Rang. Doch dann folgten Rückschläge, die primär auf eine strategische Entscheidung zurückzuführen waren. Nachdem das Verbot des Anblasens des Heckdiffusors rasch wieder aufgehoben worden war, verzichteten die Hinwiler auf ihr Veto. «Die Weiterentwicklung dieser Technologie hatte das Team aus Kostengründen eingestellt, ihre direkten Rivalen nicht. Die profitierten danach von der Zusammenarbeit mit ihren Partnerteams und gewannen dank der Diffusoren gut 1,5 Sekunden pro Rennrunde. Hätte das Sauber-Team die Million Entwicklungskosten nicht gespart, hätte es in den letzten 10 Rennen kaum 46 (auf Force India) respektive 13 (auf Toro Rosso) WM-Punkte eingebüsst», schreibt der «Tages-Anzeiger» in einer Analyse und liegt wohl richtig (Artikel online nicht vorhanden). «Die zweite Saisonhälfte ist ärgerlich verlaufen», meinte der 68-jährige Teamchef rückblickend.

Wie lange ist der Chef noch dabei?

Nun, im kommenden Jahr müssen alle ohne angeblasene Diffusoren auskommen. Das mag ein Trost für Peter Sauber sein. Und was die unmittelbare Zukunft des tapferen Formel-1-Betriebs aus Hinwil betrifft, so darf mal festgehalten werden, dass der Boss angekündigt hat, dass er noch ein Jahr anhängt. Die Zeit danach lässt er allerdings offen. «Es ist sicher nicht meine Absicht, mit 70 noch an den Boxen zu stehen. Irgendwann muss man ja aufhören», erklärte er jüngst.

Eine Formel 1 ohne Peter Sauber – man kann sich das fast nicht vorstellen.

29.11.2011