Ferrari frisch ausgeruht und topmotiviert

Fernando Alonso peilt seinen ersten Sieg

im berühmten Spa-Francorchamps an

Nach der Sommerpause trifft sich der Formel-1-Zirkus in Spa-Francorchamps, wo auf der berühmten Ardennenstrecke der Grand Prix von Belgien ausgetragen wird. Ferrari hat sich seit Ungarn gut erholt und auf das letzte Saisondrittel vorbereitet. Fernando Alonso stand zuletzt viermal in Folge auf dem Podium. In Spa hat der zweifache Weltmeister in der Formel 1 noch nie gewonnen. Sein letzter Triumph stammt aus dem Jahr 2000, als er in der Formel 3000 den Gegnern um die Ohren fuhr. Teamkollege Felipe Massa hat bereits einen Sieg (2008) auf der längsten Strecke im Kalender gefeiert.

Ferrari und Spa - zwei Namen, die aus der Formel-1-Geschichte nicht wegzudenken sind. Auch in jüngster Vergangenheit hat das Traditionsteam dort viel erlebt. "Spa ist eine einmalige Rennstrecke. Sowohl, was die Länge betrifft als auch, was das Wetter anbelangt", sagt Teamchef Stefano Domenicali. "Letzteres spielt für gewöhnlich eine bedeutende Rolle und sorgt immer wieder für aufregende Rennen. Im Hinblick auf besondere Erinnerungen würde ich das Jahr 2004 nennen, als Michaels zweiter Platz in Spa seinen siebten Titelgewinn besiegelte. Dann wäre da noch der Sieg von Kimi 2009. Damals hatten wir eine sehr schwierige Saison. Ich persönlich erinnere mich auch an 1998. Michael war nach einer Kollision mit Coulthard an die Garage zurückgekehrt und ich musste mit ihm gehen, als er versuchte, in der Boxengasse ein 'freundliches' Wort mit David zu wechseln."

Technisch gesehen zählt Spa-Francorchamps zu den schnelleren und anspruchsvolleren Kursen im Kalender, wie Motorenchef Luca Marmorini betont: "Die Strecke ist sehr interessant und aus technischer Sicht auch sehr herausfordernd. Der Motor hat dort und auch in Monza eine viel größere Bedeutung als irgendwo sonst im Kalender. Damit meine ich, dass zehn PS rund drei Zehntel wert sind. Viel wichtiger ist jedoch, dass die Motoren auf diesen Strecken sehr lange unter Volllast laufen. Dementsprechend ist die Zuverlässigkeit sehr wichtig. In Spa spielt auch die aerodynamische Effizienz eine große Rolle. Einerseits ist eine gute Motorleistung gefragt, doch das alleine reicht halt nicht aus."

Alonso will endlich in Spa gewinnen

Vom Technikausflug zu den Fahrern. "Der Urlaub ist vorbei. Jetzt geht es zurück auf die Rennstrecke", freut sich Alonso. "Die zwei Wochen Ferien waren sehr nützlich für mich, damit ich nach dem stressigen Juli meine Batterien wieder auflade. Es war sehr schön, einige Zeit daheim mit Freunden und der Familie zu verbringen. Ich habe nichts Spezielles gemacht, aber ich habe eine Radtour in Asturien unternommen. Diese Radtour ist unter meinen Freunden schon zu einer Tradition geworden. Diesmal waren auch einige Leute vom Team dabei, darunter auch unser Sportdirektor Massimo Rivola. Es hat viel Spaß gemacht, aber es war auch ein gutes Training und eine nützliche Vorbereitung für den letzten Teil der Saison. Ich liebe Radfahren und es war toll, diese Zeit mit Freunden zu verbringen. Ich habe auch Leute bei Ferrari entdeckt, die diese Leidenschaft teilen. Wer gewonnen hat? Ich, aber nur weil ich fitter bin. Ich bin am Mittwoch in Spa angekommen. Ich kann es kaum erwarten wieder auf der Strecke zu sein und den positiven Lauf fortzusetzen, der in Valencia begonnen hat", ist Alonso wie immer hoch motiviert. "Wir haben einige neue Teile am 150° Italia, die hoffentlich unsere Performance etwas mehr verbessern. Ich bin mir der WM-Situation genau bewusst, aber das heißt nicht, dass wir das Handtuch werfen. Wir versuchen jedes Rennen zu gewinnen und am Ende wird zusammengerechnet. Ich habe in den vergangenen Wochen einige Male mit Stefano gesprochen und er ist so motiviert wie ich. Gute Ergebnisse werden wichtig sein, weil das Team grosse Anstrengungen nach dem schwierigen Saisonstart unternommen hat. Alle unsere Leute und die Fans verdienen das." Auch Massa hat seine Batterien aufgeladen und will den Aufwärtstrend fortsetzen.

Massa im Urlaub in Interlagos im Tourenwagen

"Ich bin jetzt wieder zurück in Europa, nachdem ich die kompletten Ferien daheim mit meiner Familie in Sao Paolo verbracht habe. Am Montag nach dem Budapest-Rennen bin ich nach Maranello gefahren und war einen Tag lang im Simulator. Anschliessend bin ich gleich nach Brasilien geflogen", schildert Massa sein Ferienprogramm. "Was ich so getan habe? Um ehrlich zu sein, nicht viel. Ich habe Freunde und Familienmitglieder getroffen, die ich nicht oft sehe. In Brasilien ist es gerade Winter, weshalb ich nicht das Gefühl hatte, richtige Ferien irgendwo zu unternehmen. Da ich für die Arbeit viel reise und in Hotels bin, war ein Urlaub daheim das Beste für mich. Aber selbst daheim war ich an einer Rennstrecke und zwar in Interlagos. Es war ein ganz anderes Gefühl als an einem Grand-Prix-Wochenende. In Brasilien gibt es eine Meisterschaft, die von FIAT unterstützt wird. Es gibt eine Monoposto-Klasse, eine Tourenwagenserie und eine Serie für Motorräder. Der Testtag im Tourenwagen hat Spass gemacht. Das hat mich an meine Zeit erinnert, als ich im Jahr 2001 Alfa Romeos gefahren bin. Da alle zu Beginn der Woche in Maranello wieder mit der Arbeit angefangen haben, habe ich viel mit Stefano und meinem Renningenieur Rob Smedley telefoniert, damit ich alles über ihren Urlaub erfahre. Wichtiger war natürlich, wie die Vorbereitungen für Spa laufen", brennt auch Massa auf den nächsten Grand Prix. "Obwohl aufgrund des FOTA-Abkommens keine Arbeit erlaubt war, wurde schon vor der Pause viel für die Rennen in Belgien und Italien gearbeitet. Wir werden in Spa einige Updates haben, darunter auch neue Flügel. Alles läuft in die Richtung, die wir erwartet haben. Wie die meisten anderen Fahrer auch, liebe ich es in Spa zu fahren. Ich habe auch gute Erinnerungen an meinen Sieg im Jahr 2008 und den zweiten Platz in der Saison davor. Im Vorjahr verpasste ich als Vierter das Podium nur knapp. Ich will 2008 wiederholen!"

Nach Spa und Monza stehen noch sechs Überseerennen an. Die Zeit vergeht wie im Flug. So ist auch Massas letzter Triumph (Brasilien 2008) schon eine Weile her. "Wir starten jetzt die letzten acht Saisonrennen. Das bedeutet, das noch viele Grand Prix vor uns liegen. Ich stimme mit Domenicali überein, dass wir als Team einfach so viele Rennen wie möglich gewinnen müssen, ohne zu sehr auf die WM zu blicken. Persönlich gesehen will ich meinen ersten Saisonsieg schaffen. Es werden keine leichten Monate, aber wir werden nicht aufgeben. In Spa herrscht immer eine tolle Atmosphäre und ich meine jetzt nicht das Wetter. Es ist eine dieser Strecken, wo man die Geschichte spürt. Ich habe die Pause genossen und mich erholt, aber jetzt bin ich ausgeruht und will wieder Rennen fahren. Wir alle bei Ferrari wollen unseren Fans zeigen, dass wir uns in den letzten acht Rennen besser schlagen können, als wir es in den ersten elf gemacht haben."

25.8.2011