Schumacher kontert auf Lauda-Kritik

Michael Schumacher ärgert sich über die Kritik

von so manchem Formel-1-Experten

Zahlreiche Experten, darunter auch Niki Lauda, haben Michael Schumacher angesichts dessen Erfolglosigkeit nahegelegt, die aktive Formel-1-Karriere zu beenden. Egal ist das dem siebenfachen Weltmeister nicht: "Natürlich wäre es mir lieber, wenn ich nicht damit konfrontiert würde und gewisse Leute ihren Mund halten würden", gibt er zu.

"Auf der anderen Seite weiss ich auch, dass diese Leute dafür bezahlt werden, ihren Mund aufzumachen und darüber zu reden", erklärt Schumacher im Interview mit der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung'. "Wenn jeder aufhören müsste, der sich auf meinem Niveau bewegt, dann würden viele nicht mehr fahren." Genauer gesagt "Minimum" die Hälfte des aktuellen Fahrerfeldes, vermutet der Mercedes-Pilot. Auch wenn er derzeit nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen kann, ist Schumacher mit seinen Leistungen nicht grundsätzlich unzufrieden. Dabei war das Comeback gar nicht geplant: "Als ich meinen 40. Geburtstag gefeiert habe, sagte ich zu meiner Frau: 'So, Schatz, das ist jetzt der Moment, wo definitiv meine sportliche Karriere zu Ende ist. 40 - Feierabend!' Ich hatte ja 2006 aufgehört, weil ich die Lust nicht mehr verspürte. Für mich war das Thema so etwas von abgehakt. Aber das war eine Fehleinschätzung."

Auf die Idee, es noch einmal zu probieren, kam Schumacher im Jahr 2009, als Felipe Massa nach seinem schweren Unfall in Budapest für den Rest der Saison ausfiel. Ferrari ging damals auf den deutschen Altstar zu, der daraufhin in Mugello testete und ernsthaft vorhatte, ein Comeback zu geben. Wegen ärztlicher Warnungen aufgrund eines am Jahresanfang erlittenen Motorradunfalls musste dieser Plan jedoch abgeblasen werden. Doch dann hat sich Schumacher vom Erfolg des Brawn-Teams einfangen lassen, wie er inzwischen eingesteht: "Dieses Team ist 2009 Weltmeister geworden, dann kommt Mercedes dazu, meine Wenigkeit. Angesichts dieser Konstellation denkt man natürlich, dass man ganz weit vorne fährt", gesteht er. "Dass es anders kam, ist zu verstehen, wenn man im Team drinsteckt. Aber von aussen war das damals nicht zu erkennen."

Schumacher: "Ich konnte nicht loslassen"

Seit Michael Schumacher vor anderthalb Jahren aus seiner dreijährigen Formel-1-Pause in den Grand-Prix-Zirkus zurückgekehrt ist, fällt vielen Beobachtern der Szene immer wieder auf, dass der Rekordweltmeister längst nicht mehr so verbissen wirkt wie während seiner Zeit bei Benetton und Ferrari. Schumacher gibt im Gespräch mit der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' zu, dass er "insgesamt ein bisschen relaxter" geworden ist. Er empfinde "diese Entspannung zum richtigen Zeitpunkt als wohltuend" und habe gelernt, dass ihm dadurch kein Nachteil entstehe. "Trotzdem bin ich voll konzentriert zur Stelle, wenn es notwendig ist", sagt Schumacher. Im ersten Teil seiner Formel-1-Karriere habe ihm dieses Wissen gefehlt, ihm Nachhinein betrachtet hätte er wohl einige Dinge anders gemacht. "Diese fehlende Gelassenheit hat mich manchmal selbst an mir gestört, aber ich konnte nicht loslassen, ich konnte es nicht ändern. Diese 'Scheuklappen und durch'-Mentalität, das war ein Beschützerinstinkt, den ich mir selbst aufgebaut habe", sagt der 42-Jährige. Er habe niemanden in seine Welt reinlassen wollen, wodurch er manche Leute "vor das Scheinbein getreten" habe. "Ich wollte mir keine Ablenkung erlauben."

25.8.2011