Villeneuve stänkert über Räikkönen

Jacques Villeneuve kann nicht verstehen,

warum Massa kritisiert wird

Seit seinem Rauswurf beim BMW Sauber F1 Team 2006 ist Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve nur noch Beobachter in der Formel 1. Der Stern des Kanadiers begann zu sinken, als er sich zunächst bei BAR 2003 an Neo-Teamkollegen Jenson Button die Zähne ausbiss und dann 2004 bei Sauber nicht mit Felipe Massa mithalten konnte. Seine guten Leistungen an der Seite von Nick Heidfeld konnten seine Karriere schliesslich nicht mehr retten.

Jetzt sorgt der 40-Jährige einmal mehr mit polarisierenden Kommentaren für Aufmerksamkeit. Ziel der Attacke: der finnische Ex-Formel-1-Pilot Kimi Räikkönen, der nach einigen gescheiterten McLaren-Anläufen 2007 mit Ferrari seinen einzigen WM-Titel holte. "Kimi hat die WM nur durch Glück gewonnen, er hat es nicht verdient", posaunt Villeneuve gegenüber 'TotalRace' hinaus und verweist auf seinen ehemaligen Teamkollegen Massa: "Felipe hätte es viel mehr verdient. Er war stets viel fähiger als Kimi - es war leicht, ihn zu schlagen."

Wird Massa unter Wert geschlagen?

2007 war Massas Teamkollege Räikkönen nur als WM-Dritter hinter Lewis Hamilton und Fernando Alonso in das Saisonfinale in Interlagos gegangen - sein Rückstand auf die Spitze betrug zwei Rennen vor Schluss ganze 17 Zähler (für einen Sieg erhielt man damals noch zehn Punkte). Doch die McLaren-Teamkollegen blieben in Brasilien unter den Erwartungen und Massa schenkte Räikkönen schliesslich den Sieg und machte ihn damit zum Weltmeister. 2008 wendete sich das Blatt und Massa erwies sich über die Saison hinweg als der schnellere Ferrari-Pilot. Der Brasilianer scheiterte aber in einer der knappsten Titelentscheidungen gegen Hamilton - es war der bislang letzte Sieg Massas in der Formel 1. 2010 wechselte Doppel-Weltmeister Alonso nach Maranello und überstrahlte Villeneuves Ex-Teamkollegen. "Das Problem ist, dass Alonso gekommen ist und Ferrari-intern rasch an Macht gewann", zeigt Villeneuve mit Massa Mitgefühl. "Wenn so etwas passiert, dann entsteht Energie, die dir die Leute geben - in diesem Fall Alonso. Es wirkt so, als ob es an ihm liegen würde, wenn das Auto gewinnt. Dadurch entsteht für den anderen Fahrer eine schwierige Situation, er hat eine doppelte so schwere Aufgabe. Doch das muss Massa nun bewältigen."

Villeneuve stellt sich hinter Massa

Der Weltmeister 1997 traut dies dem langjährigen Ferrari-Piloten zu: "Er hat den Speed. Er hat die Fähigkeit, stark zu fahren, im Auto zu arbeiten. Daran habe ich überhaupt keinen Zweifel. Aber er muss noch mehr tun, denn es ist Alonsos Team. Das ist normal, denn er ist ein zweifacher Weltmeister. Das ist die Logik. Wenn dein Teamkollege ein zweifacher Weltmeister ist, dann ist es normal, dass es sich auf ihn konzentriert." Im Gegensatz zu Alonso muss sich Massa hingegen ständig der Kritik von Ferrari und der Presse stellen. Ferrari-Boss Luca di Montezemolo hatte den Brasilianer im Vorjahr scharf kritisiert und ätzte, dass in der zweiten Saisonhälfte angesichts der schwachen Leistungen nicht er, sondern sein Bruder im Ferrari gesessen habe. In regelmäßigen Abständen fordert die italienische Presse den Rauswurf Massas. Doch Villeneuve zeigt dafür wenig Verständnis: "Er hat Rennen gewonnen und beinahe eine Weltmeisterschaft, vielleicht sogar zwei. Er ist ein grossartiger Fahrer. Derzeit bringt er bei Ferrari starke Leistungen. Ich verstehe die Leute nicht, die in kritisieren."

12.8.2011