Williams: 2012 zurück in die Erfolgsspur?

"Rollstuhlgeneral" Frank Williams

ist für die Saison 2012 voller Zuversicht

Die erste Halbzeit der Saison 2011 markierte für das Williams-Team den schwächsten Start in ein Formel-1-Jahr überhaupt. Nach elf Grands Prix stehen für das erfolgsverwöhnte Team gerade einmal vier WM-Punkte zu Buche. In der Gesamtwertung liegt das Team, das nicht weniger als neun Konstrukteursweltmeisterschaften für sich verbuchen konnte, abgeschlagen auf Platz neun.

Als Folge des schwachen Saisonstarts wurde die Mannschaft aus dem britischen Grove in den zurückliegenden Wochen und Monaten massiv umstrukturiert. Anstelle des bisherigen Technikchefs Sam Michael, der Ende des Jahres seinen Hut nehmen wird, zeichnen Mike Coughlan, Mark Gillan und Jason Somerville für die Entwicklung des nächstjährigen Boliden verantwortlich. Zudem wird die überaus erfolgreiche Partnerschaft mit Motorenhersteller Renault ab der kommenden Saison wiederbelebt.

Ex-McLaren-Mann Coughlan, dessen Name vor allem durch seine Verwicklung in die berühmt-berüchtigte Spionage-Affäre bekannt wurde, steht bereits seit einem Monat bei Williams im Dienst und wird künftig die Rolle des Chefingenieurs übernehmen. Gillan, der in der Vergangenheit für McLaren, Jaguar und Toyota tätig war, beginnt im Oktober seine neue Aufgabe als leitender Betriebsingenieur. Somerville war vormals bereits für Williams tätig und tritt Ende August seinen Dienst als Aerodynamik-Chef an. Zuletzt arbeitete der Brite für Renault. "Wir haben ein paar neue Leute an Bord geholt und planen nun mit voller Kraft voraus", sagt Teamchef Frank Williams mit Blick auf die Veränderungen in der Teamstruktur gegenüber 'ESPN'. Bis der nächste Williams-Bolide das Konstruktionsbüro und den Windkanal verlässt, rechnet Williams mit einem Zeitraum von sechs Monaten. "Dieser Wagen wird der erste Schritt des Wiederaufbauprozesses sein", wie sich der "Rollstuhlgeneral" ausdrückt.

Keine Kritik an Sam Michael

Der Teamchef macht keinen Hehl daraus, dass das Team die eigenen Erwartungen in den zurückliegenden Jahren nicht erfüllt hat: "Ganz gleich ob du gewinnst oder verlierst, dieser Sport ist niemals einfach. Es ist eine Tatsache, dass wir über mehrere Jahre technisch nicht sehr gut aufgestellt waren. Daran gibt es nichts zu rütteln." Derzeit versuche die Mannschaft ihr Möglichstes, "sich selbst neu zu definieren, was sich eines Tages auszahlen wird". Seinem Noch-Technikchef Sam Michael macht Williams im Zusammenhang mit den jüngsten Misserfolgen allerdings ebenso wenig einen Vorwurf wie den beiden Piloten Rubens Barrichello und Pastor Maldonado.

"Sam Michael wurde in diese schwierige Lage hineingedrängt", findet der Teamchef, der darauf verweist, dass eine gewisse Zeit verging, "bis die technische Basis für die Zukunft geschaffen werden konnte". Das Manko auf diesem Gebiet habe man im Team zu spät realisiert. Die Voraussetzungen, unter denen Michael seinen Job antrat, waren demnach andere. Zudem hätte Michael "mehr Unterstützung verdient gehabt", wie Williams heute eingestehen muss.

Hoffnung auf erfolgreiches Saisonende und Vorfreude auf 2012

Im Hinblick auf die beiden Piloten Barrichello und Maldonado sieht Williams die Schuld für ausgebliebene Ergebnisse ebenfalls auf Seiten des Teams. "Es ist bedauerlich, dass wir in diesem Jahr nicht mehr Punkte haben einfahren können. An den Fähigkeiten der Fahrer, diese einzufahren, besteht jedoch kein Zweifel. Vielmehr haben wir es versäumt, ihnen ein Auto hinzustellen, mit dem sie in die Punkteränge fahren können", hält der Teamchef fest. Die Hoffnung auf einen erfolgreichen Abschluss der laufenden Saison hat Williams indes noch nicht aufgegeben: "Für uns geht es nun darum, eine bessere Performance zu zeigen und etwas vom Stolz zurückzugewinnen." Im Vorjahr schloss die Truppe aus Grove die Konstrukteurs-WM auf Platz sechs ab. "Es wäre eine grossartige Leistung, sollte uns das in diesem Jahr wieder gelingen", so der Boss.

Im Hinblick auf die kommende Saison, welche für Williams das Comeback der Zusammenarbeit mit Renault darstellen wird, wäre der "Rollstuhlgeneral" einer Lockerung des Testverbots nicht abgeneigt. "Das würden wir unterstützen", sagt er und fügt an: "Das Verlangen nach etwas mehr Testmöglichkeit ist immer da." Auf die neuerliche Zusammenarbeit mit Renault freut sich der Brite ganz besonders. Der RS27-Motor ist laut Williams "äusserst haltbar, leistungsstark, wettbewerbsfähig und definitiv auf einer Stufe mit Mercedes". "Der Motor wurde schon als das rote Geschoss bezeichnet", so der Brite mit Blick auf die erfolgreiche Verbindung Renaults zum Weltmeisterteam Red Bull, die dem Aggregat der Franzosen den Spitznamen "Red Bullet" einbrachte.

11.8.2011