Button und der unberechenbarste F1-Pilot

Jenson Button,

der sympathische McLaren-Star, feierte in Kanada einen heroischen Sieg

Ende 2009 fragten sich viele, ob Jenson Button mutig oder verrückt ist. Der Weltmeister stellte sich bei McLaren Lewis Hamilton und riskierte damit, seine Karriere zu ruinieren. Dies wäre zwei Jahre davor beinahe Fernando Alonso passiert, der damals klar als bester Fahrer der Formel 1 galt. Doch heute ist klar: Button hat die Hochrisiko-Aktion nicht nur überlebt, sondern liegt derzeit auch in der Weltmeisterschaft vor seinem britischen Teamkollegen, der beinahe schon zum McLaren-Inventar zählt.

"Ich bin heute noch happy mit dieser Entscheidung", stellt der Sieger des Grand Prix von Kanada gegenüber dem 'Blick' klar. Der Grund für den überraschenden Wechsel zu McLaren? "Ich wollte einen Neuanfang. Das hat mich motiviert. Und es zeigt auch mein Selbstvertrauen. Hätte ich die geringsten Zweifel gehabt, hätte ich mich nicht getraut, es mit Lewis aufzunehmen." Diese direkte Konfrontation mit den grossen Herausforderungen des Lebens mag für viele Menschen ungewohnt sein, Button handelte laut eigenen Angaben aber schon seit Kindheitstagen nach diesem Prinzip: "Das war schon in der Kartzeit so. Immer wenn ich in einer Kategorie oder in einem Team Erfolg hatte, bin ich weitergezogen und habe etwas Neues ausprobiert. Deshalb hatte ich mit Ausnahme vom letzten Jahr nie die Nummer eins auf dem Auto. Eingespielte Dinge langweilen mich schnell."

Warum Button und Hamilton harmonieren

Das gilt nicht nur für die Formel 1: "Ausserhalb des Rennautos kann ich nicht stillsitzen. Deshalb nehme ich an Triathlons teil." Buttons Einstellung stiess auch bei Teamkollegen Hamilton auf Bewunderung, behaupten Teaminsider. Die gemeinsamen Werbespots für den Hauptsponsor des McLaren-Rennstalls zeigen das gute Verhältnis der beiden Piloten. Doch wie ist es trotz des enormen Erfolgsdrucks in der Formel 1 möglich, mit dem Teamkollegen gut auszukommen? "Wir kommen miteinander aus", so Button, "aber wollen uns immer noch gegenseitig schlagen. Du arbeitest mit ihm für das Team, aber gegen ihn auf der Strecke, weil du ihn trotz allem Teamwork schlagen willst." Auf die Frage, warum die Beziehung so harmonisch abläuft, gibt der Brite eine überraschende Antwort: "Vielleicht, weil wir uns ausserhalb der Strecke aus dem Weg gehen."

Der unberechenbarste Zweikampf-Rivale

Auf der Strecke kamen sich die beiden diese Saison aber schon einige Male in die Quere. Der traurige Höhepunkt war die Kollision in Montreal, als ein übermotivierter Hamilton seinen Teamkollegen attackierte, dieser die Tür zumachte und es schliesslich zur Kollision kam. "Er ist ein Gegner wie jeder andere", sagt Button. "Natürlich sollten wir uns nicht ins Auto fahren."

Doch auch bei anderen Rennen gab es diese Saison bereits aufregende McLaren-Zweikämpfe. "Sein Überholmanöver in Schanghai war sicher sehr aggressiv, und da musste er schon sicher sein, dass ich mitspiele", findet Button. "Als ich ihn dann in Istanbul angegriffen habe, hat er mir dafür sehr viel Platz gelassen, überraschend viel Platz." Hamilton sei aber nicht der unberechenbarste Rivale in seiner Formel-1-Karriere. "Am schwierigsten war für mich David Coulthard im Zweikampf einzuschätzen", verweist der McLaren-Pilot auf einen Landsmann, mit dem er ebenfalls meist gut auskam. "Wenn du deine Räder nicht vor seinen hattest, hat es immer mit einem Crash geendet. Er hat einfach immer eingelenkt."

16.6.2011