Button hat Blut geleckt

Button wird vom neuen Weltmeister abgespritzt:

Jenson Button ist derzeit in der Formel 1 klar auf der Überholspur

Als Jenson Button im Jahr 2009 den Titel mit Brawn gewinnen konnte, sahen viele Beobachter darin nur eines: Er hatte eine einmalige Chance nutzen können. Sogar der britische Pilot selbst machte in der Folge nicht den Eindruck, als betrachte er einen erneuten Titelgewinn als realistisches Szenario. Sein Wechsel zu McLaren wurde als mutiger Schritt empfunden, denn immerhin muss sich Button seither dort der Konkurrenz eines gewissen Lewis Hamilton stellen.

Knapp zwei Jahre nach diesem Schritt sieht die Formel-1-Welt anders aus. Button hat sich überraschend gut gegen den vermeintlichen Überflieger Hamilton behaupten können. Mehr noch: Mit seiner ruhigen Art und dem schonenden Fahrstil konnte er sich weiter positiv profilieren. Fünf Podestplätze aus den vergangenen fünf Rennen sprechen eine deutliche Sprache. Button hat Blut geleckt, sieht einen weiteren Titelgewinn in der Formel 1 als realistisch an. Vor allem die Verbesserungen des aktuellen MP4-26 passen dem Briten ins Konzept. Er hat Vertrauen ins Auto, konnte auf der schnellen Suzuka-Strecke zum Sieg fahren. "Ich finde, unser Auto ist auf diesem Streckentyp schon seit ein paar Rennen gut. In Spa waren wir das ganze Wochenende sehr stark. Es scheint, dass wir das Auto in den mittelschnellen und schnellen Kurven deutlich verbessert haben, zumindest verglichen mit dem Red Bull, der in solchen Passagen in den vergangenen paar Jahren das Mass aller Dinge war", sagt er.

"Wir scheinen jetzt auf Augenhöhe zu sein, was gut ist", findet Button. "Dass unser Auto auf Strecken wie Spa oder Suzuka gut mithalten kann, ist der Schlüssel. Das sind Kurse, wo man eigentlich das Red-Bull-Logo auf den Asphalt malen konnte, weil das eindeutig deren Terrain war. Aber wir haben unser Auto dermassen verbessert, sodass wir sogar dort mithalten können - also auf Strecken, auf welchen wir Red Bull sonst hoffnungslos unterwegen waren." Die neue Stärke von McLaren macht Button Lust auf mehr. Der Champion von 2009 will angreifen, hat seinen Vertrag um mehrere Jahre (Zitat Button: "Das ist mehr als ein Jahr und weniger als zehn") verlängert. "Man könnte meinen, dass McLaren in den vergangenen zwei Jahrzehnten wenige Titel geholt hat, aber sie waren immer im Kampf um die Krone dabei", sagt der 31-Jährige. "Dass ich in den vergangenen zwei Jahren fünf Rennen gewinnen konnte, ist nicht allzu viel. Aber es ist trotzdem gut. Wir müssen hoffen, dass bald mal wieder alles zusammenpasst. Wir alle - also Lewis, ich und die Mechniker - haben uns weiterentwickelt. Es geht für mich alles in die richtige Richtung. Wenn wir bald in der Fabrik zurück sind, dann denken wir über das kommende Jahr nach", erklärt Button, der in den noch ausstehenden vier Rennen der Saison weiter um Siege mitfahren möchte.

"Wir arbeiten schon seit einiger Zeit im Windkanal und machen gute Fortschritte", sagt Teamchef Martin Whitmarsh mit Blick auf 2012. "Wir haben das Gefühl, dass wir so weit sind wie zu diesem Zeitpunkt schon seit ein paar Jahren nicht mehr. Wir müssen aber im Winter hart arbeiten, denn wir wollen am Jahresanfang ein stärkeres und schnelleres Auto haben. Heroische Aufholjagden sind in den vergangenen Jahren unser Ding geworden, aber das ist sicher nicht der Plan. McLaren hat in den vergangenen Saisons mehrfach eine schnelle Entwicklung zeigen können. Im kommenden Jahr möchte man an der Spitze beginnen, um sie dann per konstanter Fortschritte halten zu können. "Ich geniesse erst einmal den Moment", sagt Button. "Wenn wir die kommenden vier Rennen gewinnen können, dann haben wir eine gute Basis für 2012. Wenn das Jahr auf einem Hoch endet, dann ist es ein guter Anfang. Red Bull hat das zuletzt so gemacht. Wir müssen das auch schaffen."

11.10.2011