Brawn: Waren beim Personalabbau "zu optimistisch"

Mercedes-Teamchef Ross Brawn

hat aus den Fehlern gelernt

Die Mercedes-Kritik von Gerhard Berger nach dem Grand Prix von Belgien schlug hohe Wellen. Der Österreicher warf dem Rennstall vor, Nico Rosberg in Spa im Kampf um Platz fünf hinter Michael Schumacher zurückgepfiffen zu haben, und kritisierte, man solle sich lieber darauf konzentrieren, endlich ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen.

Der zweite Teil von Bergers Kritik zielt genau auf die Achillesferse des Rennstalls von Ross Brawn ab: Auch im zweiten Jahr ist es Mercedes nicht gelungen, den Topteams ernsthaft die Stirn zu bieten. "Ich weiss nicht, was Bergers Motiv für diese Aussagen ist", zeigt sich der Teamchef gegenüber 'Formula1.com' etwas verwundert. "Ich habe ihnen auch nicht besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet. Ich kenne ihn persönlich und ich schätze, dass er bloss etwas Spass hat. Aber es ist wahr: Unser Auto ist noch nicht stark genug. Doch jemand wie er sollte wissen, wie schwierig es ist - und ich bin sicher, er weiss es."

Brawn gibt Fehler beim Personalabbau zu

Der Brite macht kein Geheimnis daraus, dass es weder an den Fahrern, noch am Motor liegt, dass Mercedes bisher hinter den Erwartungen liegt. "Der Motor hat bewiesen, dass er stark genug ist. Er hat schon viele Rennen gewonnen", stellt Brawn klar und verweist auf das Jahr vor der Mercedes-Übernahme, als sein Team Weltmeister wurde. "Ich habe mit diesem Motor Rennen gewonnen. Und ein Team hat dieses Jahr mit diesem Motor Rennen gewonnen. Der Motor ist also grossartig. Wir haben grossartige Fahrer. Wir haben ein sehr gutes Team, eine gute Strategie, Boxenstopps - alle Ingredienzen passen. Wir benötigen nur ein stärkeres Auto." Dem ehemaligen Ferrari-Technikchef wird in der Formel-1-Szene vor allem nachgesagt, besonders gut mit Menschen umgehen zu können - dennoch dürfte er in Sachen Personal in der Mercedes-Ära noch nicht das Optimum herausgeholt haben. Im Vorjahr setzte man noch auf die Strategie, das Team durch einen raschen Personalabbau schneller auf die Vorgaben des Ressourcen-Restriktion-Abkommens einstellen zu können, nun gibt Brawn zu, diesbezüglich "vielleicht etwas zu optimistisch" gewesen zu sein und zu viel Personal eingespart zu haben.

Gelingt 2012 ein grosser Schritt vorwärts?

"Wir müssen an die Grenzen des Erlaubten gehen", bestätigt der Mercedes-Teamchef, dass man die Strategie geändert hat. "Es ist wahr, dass die anderen Teams immer noch von ihrer Grösse profitieren, da sie bessere Möglichkeiten haben, um Änderungen zu machen. Wir haben noch etwas Luft nach oben. Wir füllen diesen Raum jetzt und ich erkenne bereits die Verbesserungen." Vor allem Technikchef Bob Bell, den man Renault abwarb, dürfte sich als Goldgriff erwiesen haben: "Sein Einstand war vor allem auf strategischer Ebene eine grosse Hilfe für das Team und die zusätzliche Stärke in anderen Bereichen erlaubt es uns, bessere Arbeit zu leisten." Brawn meint, dass es nun keine Ausreden mehr gibt, schliesslich habe man inzwischen die gleichen Möglichkeiten wie die Topteams: "Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass wir bei den Ressourcen, bei der Kapazität und bei den Bemühungen, die wir in das neue Auto stecken, einen Nachteil haben. Ich schätze, dass wir einen großen Schritt vorwärts machen werden."

15.9.2011