Schumacher dreht in Jerez 78 Runden

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Schumi, der Rennfahrer-Hero, im unscheinbaren GP2-Boliden

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Bei Wind und Wetter dreht Kilometerfresser Michael Schumacher seine Runden. Der siebenmalige Weltmeister schuftet bei den privaten Testfahrten im südspanischen Jerez wie zu besten Zeiten für sein Formel-1-Comeback. Nachdem ihm am zweiten Arbeitstag ein heftiger Wolkenbruch am frühen Morgen fast einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte, liess Schumacher sogar die Mittagspause sausen und schob Überstunden.

"Das war doch schon mal ein grosser Fortschritt heute, immerhin konnten wir bestimmt 90 Prozent der Zeit doch im Trockenen fahren", sagte Schumacher. Insgesamt fuhr er am Mittwoch 78 Runden (345 km), ehe der große Regen einsetzte und der Testtag vorzeitig beendet war. Zuvor hatte er sogar zwei Long-Runs mit konstanten Zeiten hinter sich gebracht.

Schumachers Fazit fällt bislang durchweg positiv aus: "Die Tage hier in Jerez lohnen sich auf jeden Fall. Selbst wenn ich mal nicht fahren konnte, habe ich die Zeit für Gespräche mit Ingenieuren, Abstimmungsarbeiten und gemeinsamer Vorbereitung auf die Saison nutzen können." Der 41-Jährige fuhr am Mittwoch um 9.18 Uhr mit dem GP2-Boliden auf den zu diesem Zeitpunkt noch regennassen Kurs. Der siebenmalige Weltmeister drehte zunächst sechs Runden, danach wartete er in der Box auf trockenere Verhältnisse. Als die Bedingungen langsam besser wurden, durfte Schumacher bei Temperaturen von lediglich 12 Grad Celsius mit Slicks auf die Rennstrecke.

Schumacher hatte offenbar so viel Spass an der Sache, dass er die Mittagspause nach hinten verschob. Am Vortag hatte er am ersten Testtag 51 Runden (225,8 km) absolviert, ehe er den Arbeitstag wegen des schlechten Wetters etwas früher beenden musste. "Es geht darum, möglichst viele Kilometer zu fahren", sagt Schumacher. Der bei einem schweren Motorradunfall vor fast einem Jahr verletzte Nacken macht offenbar keine Probleme. "Die Kräfte in dem GP2-Auto sind allerdings auch nicht allzu hoch", sagt Schumacher, und ein bisschen Muskelkater sei schliesslich ganz normal. Seinen ersten Comebackversuch für den ehemaligen Arbeitgeber Ferrari hatte Schumacher im August 2009 wegen des lädierten Nackens aufgeben müssen.

In den zahlreichen Testpausen in Jerez gibt Schumacher zudem den Ingenieuren wertvolle Tipps zur Verbesserung des GP2-Rennwagens. So probierte er am Mittwoch einige neue Teile am Auto für die "Sprungbrett-Liga" zur Formel 1 aus. Ein GP2-Fahrzeug leistet 600 PS und damit 150 PS weniger als ein Formel-1-Rennwagen. "Das sind auf dieser Strecke in Zeit ausgedrückt sechs Sekunden pro Runde", sagt Schumacher.

Sein künftiger Teamchef Ross Brawn, unter dessen Regie Schumacher alle seine Titel gewann, heizte die Vorfreude seines Schützlings mit dem Versprechen eines WM-reifen Dienstwagens an. "Ich weiss, dass wir ein schnelleres Auto als im Vorjahr haben werden", sagte der Brite. Drohgebärden vernahm Schumacher dagegen von seinem früheren Arbeitgeber Ferrari, den er nach 14 Jahren für Mercedes verlassen hatte. "Wir wollen auch ihm beweisen, dass wir die Stärkeren sind", sagte Teamchef Stefano Domenicali.

Der Rekord-Weltmeister aber pflegt in Jerez längst seine neue Partnerschaft. Die Übungsfahrten sollen auch das Zusammenspiel mit seinen beiden Mercedes-Ingenieuren Andrew Shovlin und Peter Bonnington stärken. "Wie reagiere ich auf verschiedene Veränderungen, wie kommuniziere ich, wie stelle ich gewisse Probleme dar - da können sich meine Jungs jetzt schon ein gewisses Bild machen", beschrieb Schumacher die Routine-Arbeit auf der Rennstrecke.

Der künftige Mercedes-Pilot wird noch bis Donnerstag seine Runden auf dem ehemaligen Grand-Prix-Kurs in Andalusien drehen. Dann steht noch im Januar die grosse Team-Präsentation in Stuttgart auf dem Programm, ehe es Anfang Februar ernst wird. In Valencia wird Schumacher bei offiziellen Testfahrten erstmals im Formel-1-Silberpfeil sitzen. Erst danach dürfte wohl endgültig feststehen, ob der Nacken den enormen Belastungen standhält und Schumacher wie geplant beim Saisonauftakt 2010 am 14. März in Bahrain sein 251. Formel-1-Rennen fahren wird.

14.1.2010