Hat Howard genügend Verständnis für die Formel 1?

Lauda nach seinem schweren Feuerunfall

auf der Nürburgring-Nordschleife

Mit Spannung wartet die Formel-1-Szene auf den Blockbuster-Kinofilm "Rush", der den dramatischen Titelkampf der Saison 1976 zwischen James Hunt und Niki Lauda auf die Leinwand bringen soll. Erst kürzlich sorgte der Kinofilm "Senna" für einen unerwarteten Kinoerfolg - im Gegensatz zur Senna-Doku handelt es sich bei "Rush" aber um einen Spielfilm mit Schauspielern, während bei "Senna" ausschliesslich Original-Aufnahmen verwendet wurden.

Regisseur ist mit Ron Howard ein US-Amerikaner, der bereits historische Ereignisse wie die Apollo-13-Beinahekatastrophe und das legendäre Interview von Talkmaster David Frost mit US-Präsident Richard Nixon erfolgreich inszenierte. In Formel-1-Fankreisen stellt man sich die Frage, ob ein US-Amerikaner und Hollywood genügend Verständnis für den doch grossteils europäisch geprägten Formel-1-Sport besitzen und ob der Regisseur genügend Kenntnisse besitzt, um die Ereignisse authentisch umzusetzen.

Ist Insiderwissen wirklich wichtig?

Regisseur Howard erzählt 'Formula1.com', dass er sich derzeit intensiv mit der Materie auseinandersetzt: "Vor einigen Jahren habe ich den Monaco-Grand-Prix mit meinem alten Freund George Lucas besucht, aber das war rein zum Spass. Im letzten Monat war ich für meine erste Feldstudie in Silverstone und ich möchte im Laufe der Saison noch weitere Rennen besuchen. Ich genieße es wirklich, auch wenn ich hart daran arbeiten muss, mein Wissen über die Formel 1 zu vergrössern." Seine Wissenslücken sieht er aber nicht als Problem: "Ich hatte auch keine Ahnung von Raumfahrt, bevor ich 'Apollo 13' machte. Und ich hatte nur rudimentäres Wissen über Mathematik, bevor wir A 'Beautiful Mind' drehten. Der Formel-1-Rennsport hat seit 1976 einen großen Sprung nach vorne gemacht - diese Tatsache muss man gewissermassen anerkennen. Soweit ich Bescheid weiss, waren die Protagonisten der Vergangenheit Abenteurer mit einer Art sorglosen Unschuld. Heute ist die Formel 1 ein riesiges Geschäft."

Warum Howard an weltweiten Erfolg glaubt

Obwohl die Formel 1 in den Vereinigten Staaten bis heute nicht den Durchbruch geschafft hat und in der kommenden Saison in Austin in Texas diesbezüglich einen weiteren Versuch unternimmt, glaubt Howard, dass die Produktion auch in den USA ein Erfolg werden könnte. "Wenn wir unsere Arbeit gut machen und uns auf die Story und auf die enthaltenen Charaktere konzentrieren, dann wird der Film weltweit funktionieren."

Der Starregisseur erklärt die Gründe für seinen Optimismus: "Die Story beinhaltet so viel Elemente, die jeden interessieren. Man nehme zum Beispiel James Hunts persönliche Umgebung. Als er um die Weltmeisterschaft kämpfte, krallte sich Richard Burton seine Frau. Das sorgte in der Presse wochenlang für Schlagzeilen!" Abschliessend räumt Howard noch mit einem Vorurteil auf: "Es ist nicht wahr, dass wir in den Vereinigten Staaten die Formel 1 nicht verstehen. Wir hatten zwei Weltmeister - Phil Hill und Mario Andretti. Vielleicht haben wir es nur vergessen", lacht er.

11.8.2011