Lopez mit Heidfeld nicht ganz zufrieden

Gerard Lopez ist mit den Leistungen

von Nick Heidfeld nicht komplett zufrieden

Bruno Senna und Romain Grosjean dürfen freitags schon mal Formel-1-Luft schnuppern, Robert Kubica soll im September wieder im Simulator testen und die Bosse sind nicht zufrieden: Dass Nick Heidfeld auch 2012 für Renault fahren wird, gilt inzwischen als unwahrscheinlich. Nach Teamchef Eric Boullier übt nun auch Gerard Lopez, als Genii-Capital-Boss de facto Eigentümer des Renault-Rennstalls, Kritik am deutschen Routinier.

Der habe die hohen Erwartungen nach einem guten Einstand nicht erfüllt: "Ich bin mit Nicks Saisonvorbereitungen zufrieden, denn er hat uns sehr geholfen, das Auto zu entwickeln und die damit verbundenen Komplikationen zu meistern. Mit seinem ersten Saisonabschnitt bin ich zufrieden", erklärt Lopez im Interview mit 'ESPNF1', schränkt aber ein: "Nicht ganz zufrieden bin ich jedoch mit seinen Führungsqualitäten und seiner Leistung im Team."

Heidfeld führt nach elf von 19 Rennen im Stallduell mit Witali Petrow zwar 34:32 nach Punkten, liegt aber nach gewonnenen Qualifyings mit 3:8 zurück. Kubica hatte 2010 weit weniger Mühe mit dem als oftmals Paydriver abgehandelten Russen: 136:27 Punkte, 17:2 gewonnene Qualifyings. Zwar attestieren die Verantwortlichen Petrow eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, aber dass Heidfeld die Nase sicher vorne haben würde, hatte man doch gemeinhin angenommen. Stattdessen war es nicht "Quick Nick", der gleich beim Saisonauftakt auf das Podium fuhr, sondern Petrow - Heidfeld tat es ihm erst zwei Wochen später gleich. "Wir haben Nick geholt, weil er viel mehr Erfahrung hat als Witali", gibt Lopez zu Protokoll. "Mit dem Podium in Malaysia hat er auch sehr gute Arbeit geleistet, aber er war nicht konstant auf dem Niveau, das wir uns von einem erfahrenen Piloten wie ihm eigentlich erwarten."

Positiv bewertet der Geschäftsmann hingegen Petrows erhebliche Steigerung seit der vergangenen Saison, in der ihm noch viele Fahrfehler unterlaufen sind: "Witali reift genau so, wie wir es von ihm erwartet haben, und abgesehen von ein paar schlechten Rennen waren seine Leistungen recht konstant. Abgesehen von zweimal war er im Qualifying immer in den Top 10 und im ersten Rennen stand er sogar auf dem Podium", lobt er. "Er hat erst eineinhalb Formel-1-Saisons auf dem Buckel und wir erwarten von ihm noch eine Steigerung", so Lopez. "Er hat gezeigt, dass noch ein langer Weg vor ihm liegt und dass in Sachen Rennstärke noch einiges in ihm steckt, was zum Beispiel das Managen des Überrundungsverkehrs angeht. Aber das kommt mit mehr Erfahrung. Ich glaube, dass er die paar Schwachstellen noch ausmerzen kann und dann dort ist, wo er hingehört."

Lopez: Weltmeisterschaft noch nicht entschieden

Obwohl alles darauf hindeutet, dass Sebastian Vettel und Red Bull ihre WM-Titel erfolgreich verteidigen werden, kann sich Renault-Teameigentümer Gerard Lopez vorstellen, dass das Gesamtklassement im letzten Saisondrittel noch auf den Kopf gestellt wird. "Genau so, wie wir glauben, dass wir noch Vierter werden können, glaubt McLaren wahrscheinlich, dass sie im Kampf um den Titel nicht aufgeben dürfen, weil das so wäre, als würde man die ganze Formel 1 fallen lassen", wird der Genii-Capital-Boss von 'ESPNF1' zitiert. "Ich würde jemanden wie Fernando nicht abschreiben, aber sei es Jenson, Lewis oder Fernando: Wenn eines der Autos einen Leistungsschritt macht und dieser Schritt aus irgendeinem Grund beträchtlich ist, dann können sie noch um die Meisterschaft kämpfen." Allerdings schränkt Lopez ein: "Aber so, wie es jetzt aussieht, riecht es sehr stark danach, als würden Fahrer- und Konstrukteurstitel an Vettel und Red Bull gehen."

19.8.2011