Marussia-Virgin: Die Zukunft beginnt in Monza

Ursprünglich wollte Marussia-Virgin

im Gleichschritt mit Lotus nach vorn

Während der Sommerpause gönnten sich auch die Mitarbeiter von Marussia-Virgin eine zweiwöchige Pause. Die Fabrik war geschlossen, berufliche Anfragen durften per E-Mail nicht beantwortet werden. So schaffte es nicht einmal Timo Glock, sich von seinem Team in den Ferien neue Autogrammkarten zu besorgen. Von der Marketingabteilung kam nur eine automatische Urlaubsmeldung zurück.

Der deutsche Formel-1-Pilot nahm die Szene mit Humor. Glock ist es ohnehin viel wichtiger, dass das Team endlich einer sportlich positiveren Zukunft entgegensteuert - mit Hilfe von McLaren. "Diesen klaren Schnitt wollten wir eigentlich schneller hinbekommen, aber das hat nicht funktioniert. Diese Entwicklung war aber Grundlage für meine Vertragsverlängerung", sagt er. "Wichtig ist mir, dass vom Team das Signal gekommen ist: Wir wollen nach vorne, egal wie", erklärt Glock. "Man kann jetzt nicht sagen, dass wir 2014 um die WM fahren werden, aber generell ist es der richtige Weg. Ich fühle mich sehr wohl. Mit den Leuten, mit denen ich zusammenarbeite, verstehe ich mich sehr gut. Die Stimmung passt und man hört mir zu, geht auf mich ein." Glocks Input bezüglich der Verbesserung des Autos wird nun von anderen Ohren aufgenommen. Nicht mehr Nick Wirth ist für den technischen Part bei Marussia-Virgin verantwortlich, sondern mehr und mehr hat Pat Symonds das Ruder übernommen. Der frühere Cheftechniker von Renault soll das Team auf Kurs bringen. Allerdings muss man sich noch ein wenig in Geduld üben.

"Ich bin nach dem Training in der Sommerpause nun ein Kilogramm leichter - das ist unser Update für Spa-Francorchamps", lacht Glock mit Blick auf das kommende Formel-1-Rennen. "Spass beiseite: Es wird das gleiche Auto sein. Updates planen wir für Monza und Singapur." Die neuen Entwicklungen gelten als Testballons im Hinblick auf 2012. "Diese neuen Teile werden uns mal eine gewisse Richtung geben, nachdem wir einige Bereiche neu strukturiert haben. Wir wollen schauen, wie es funktioniert. Eine ganz lange Zeit zuvor hat es nicht richtig funktioniert. Das war eindeutig", meint der Hesse. "Die intensive Abstimmung mit McLaren war bezüglich dieser Updates noch nicht möglich. Das wird alles ins 2012er-Auto gehen. Die Zusammenarbeit läuft aber schon. Ein Modell für den Windkanal wird derzeit gebaut. Anfang September soll dies fertig sein und im Windkanal stehen. Das Modell im Simulator sollte bis dorthin auch fertig sein. Es läuft alles gut an", meint der Deutsche zur neuen Kooperation mit dem erfolgreichen Unternehmen aus Woking.

"Wenn die ersten Aerodynamikruns gefahren werden, dann kann es passieren, dass wir im Windkanal beispielsweise am Heckflügel herausfinden, dass man mit einem kleinen Update einen großen Fehler beheben kann. Wenn wir dort mit wenig Aufwand einen grossen Sprung machen könnten, dann werden wir das natürlich tun", so die Aussichten. "Die gesamte Arbeit ist komplett anders, deutlich strukturierter. Es ist fast ein ganz neues Team", lobt Glock den Umbruch in seiner Mannschaft. Sichtbare Erfolge werden sich erst 2012 einstellen. Bis dorthin muss man sich die Konkurrenz irgendwie vom Leibe halten. Zuletzt kam HRT den Marussia-Virgin-Piloten oft recht nahe. "Das Kräfteverhältnis ist von Strecke zu Strecke verschieden. Wir müssen schauen, dass wir klar vor denen bleiben", sagt Glock mit Blick auf die Hackordnung. "Ich würde sagen, dass wir auf den meisten Strecken besser sind, wenn aber Kurse wie Kanada kommen, dann sehen wir nicht gut aus." Die aerodynamische Effizienz scheint beim HRT-Auto mindestens ebenbürtig zu sein. "Wir müssen aus unserem Paket das Maximum herausholen. Ich muss hundert Prozent abliefern. So Kleinigkeiten wie in Budapest, wo ich Nick Heidfeld mit meinem fünf Sekunden langsameren Auto zehn Runden hinter mir halten konnte, das sind meine Erfolgserlebnisse", erklärt Glock seinen persönlichen Wettbewerb ohne realistische Chance auf WM-Zähler.

20.8.2011