HRT möchte noch "spanischer" werden

"Hispania" ist nach dem Besitzerwechsel

aus dem Teamnamen verschwunden

Der Grand Prix von Deutschland zeigte, wo die Reise hingeht: Auf dem Heckflügel der HRT-Boliden prangte erstmals nur noch die Aufschrift "HRT" - der alte Teamname "Hispania Racing" sowie die spanische Flagge waren verschwunden. Zur Entschlüsselung: Hispania ist der Name des Immobilienkonzerns des spanischen Ex-Teambesitzers Jose Ramon Carabante, der aber vor einem Monat im Zuge der Übernahme durch die Investmentfirma Thesan Capital den Rennstall verlassen hat.

Bei Thesan Captial handelt es sich um den Investmentzweig der japanischen Bank Nomura - aus diesem Grund waren zunächst Gerüche aufgekommen, dass mit dem Abgang Carabantes auch die spanische Indentität des Rennstalls Geschichte ist, zumal auch die spanische Flagge nicht mehr auf den Heckflügel prangt. Doch das wird nun von Seiten des Teams dementiert. "Hispania war der Name der Business-Gruppe der früheren Besitzer", heisst es auf der offiziellen Internet-Seite des Teams. "Die Richtungsänderung bedeutete, dass sich auch der Teamname ändern muss. HRT wurde gewählt, da es der Name des Chassis' ist." Auch das Verschwinden der spanischen Flagge hat einen rein pragmatischen Hintergrund: "Die Flagge war Teil des Logos. Als das Logo geändert wurde, verschwand auch die Flagge. Sie wird aber zu einem gewissen Zeitpunkt auf das Auto zurückkehren."

Basis in Zukunft in Spanien?

Die neuen Eigentümer lassen keinen Zweifel daran, dass HRT auch in Zukunft ein spanischer Rennstall sein wird. "Der Eigentümerwechsel und der neue Teamname haben keine Auswirkungen auf die Essenz des Teams", stellt man auf der Internetseite klar. "HRT ist ein spanisches Team und das Ziel ist es, dieses Projekt auf solide, konkurrenzfähige Beine zu stellen und ihm zu internationalem Prestige zu verhelfen. Viele Spanier arbeiten daran, das möglich zu machen." Vieles deutet darauf hin, dass die neuen Besitzer wenig Interesse daran haben, dem Rennstall eine neue Indentität zu verleihen - vielmehr sollen rasch zumindest Teilerfolge her, damit man das Team bald wieder gewinnbringend verkaufen kann. Bleibt die Frage, ob Teamchef Colin Kolles an Bord bleibt. Ihm ist es zu verdanken, dass HRT noch existiert - er trug nach dem Ausstieg von Adrian Campos maßgeblich zur Rettung des Rennstalls bei. Seitdem operiert das Team von Kolles' Basis in Gräding. Das könnte sich laut der HRT-Internetseite aber in Zukunft ändern: "Das Team sitzt in Deutschland und das wird zunächst auch so bleiben. Wir ziehen aber andere Optionen für die Zukunft in Betracht - Spanien ist eine der Möglichkeiten. Wie bei den Fahrern wäre es auch gut, das Team nach Spanien zu bringen, aber derzeit hat es Priorität, an der Entwicklung des Autos für 2012 zu arbeiten."

Spanischer Fahrer ein Thema

Derzeit bekleidet der ehemalige Formel-1-Pilot Luis Perez-Sala den Posten des Supervisors für die neuen Eigentümer - womöglich arbeitet man mit ihm an einer spanischen Zukunftslösung für das Team, zumal Kolles seinen Rücktritt bereits bekannt gegeben hatte. Es scheint also durchaus möglich, dass man in Zukunft die spanische Identität sogar stärkt, anstatt sie zu schwächen. Darauf deutet auch hin, dass man ab der kommenden Saison über einen spanischen Fahrer nachdenkt: "Derzeit sind Tonio Liuzzi, Daniel Ricciardo und Narain Karthikeyan die HRT-Piloten", stellt man klar. "Das Team würde aber gerne nach Möglichkeit in der nächsten Saison einen spanischen Fahrer einsetzen. Bis zu einem Deal mit einem Fahrer ist es aber noch ein weiter Weg." Es gibt bereits Spekulationen, dass der ehemalige GP2-Pilot Javier Villa einer der Kandidaten ist, eine anderen Option wäre Racing-Engineering-GP2-Fahrer Dani Clos. Darauf möchte man aber nicht wirklich eingehen: "Ein spanischer Fahrer wäre eine gute Nachricht, aber wir sind weit davon entfernt, Namen zu nennen. Derzeit hat die Entwicklung des Autos Priorität."

HRT "im Prinzip" für Lockerung des Testverbots

Die Diskussionen darüber, das strikte Testverbot während der Saison zu lockern, finden selbst beim finanzschwächsten Team HRT Anklang: "Im Prinzip sind wir dafür", erklärt Teamchef Colin Kolles, schränkt aber ein: "Im Prinzip." Denn es komme letztendlich auf die richtigen Rahmenbedingungen an. "Es hängt davon ab, wo es ist, wie es gemacht wird, zu welchem Zeitpunkt", erklärt der Deutsche, für den am wichtigsten ist, dass auf der Teststrecke nicht wie früher Millionenbeträge verjubelt werden: "Der Kostenfaktor spielt dabei eine große Rolle. Wenn es wieder auf effiziente Art und Weise gemacht wird, dann sind wir mehr als glücklich darüber, testen zu gehen. Das würde auch uns helfen. Es kommt aber darauf an, wo du es machst. Wenn du in Ungarn ein Rennen hast und dann nach Jerez oder Paul Ricard reisen musst, dann ist es ein bisschen schwierig", so Kolles. "Aber es macht Sinn, wenn du sagst: 'Wir haben hier ein Rennen, also bleiben wir noch zwei, drei Tage - und dann machen wir Sommerpause.' Denn das wären keine grossen Zusatzkosten." Derzeit wird vor allem der FOTA-Vorschlag intensiv diskutiert, die Wintertests von 15 auf zwölf Tage zu verkürzen und dafür nach den ersten Übersee-Rennen und vor dem Europa-Auftakt einen dreitägigen Test einzuschieben, zum Beispiel in Mugello. Reifenhersteller Pirelli hat jedoch bereits signalisiert, dass man einen Test auf einer aktuellen Grand-Prix-Strecke lieber hätte.
20.8.2011