McLaren: Voller Selbstvertrauen nach Belgien

Geht es nach McLaren, könnte es in Belgien

so weitergehen wie in Ungarn

So schnell ändern sich die Zeiten in der Formel 1: Beim Heimrennen in Silverstone fiel die McLaren-Truppe noch mit einer fehlerhaften Leistung und nicht funktionierenden Updates auf, bei den zwei folgenden Rennen auf dem Nürburgring und auf dem Hungaroring fuhren Lewis Hamilton und Jenson Button dann aber glorreiche Siege ein. Vor allem beim Umgang mit den Reifen hat sich die Truppe aus Woking stark verbessert - dass man nach Silverstone auf weitere grosse Updates verzichtete, sorgte für zusätzliche Stabilität.

Doch nun stellt sich die Frage, ob McLaren die starke Form in der Sommerpause konservieren konnte und ob man in der Weltmeisterschaft mit regelmässigen Zielankünften vor Red Bull doch noch eine Rolle spielen kann. Derzeit fehlen Hamilton 88 Punkte auf WM-Leader Sebastian Vettel, bei Button sind es 100 - keine sehr erbauende Perspektive. Dennoch freut sich Hamilton auf das Rennen auf der längsten Strecke im Formel-1-Kalender - in Spa-Francorchamps: "Nach einem Monat ausserhalb des Cockpit glaube ich, dass sich jeder Fahrer nun auf das nächste Rennen auf einer Strecke wie Spa-Francorchamps freut, die ganz klar eine der grossartigsten Strecken der Welt ist."

Hamilton: Wetter spielt keine Rolle

Der Brite macht seiner Vorfreude weiter Luft: "Spa war schon immer eine meiner Lieblingsstrecken - dort fühlt man sich wirklich am Limit, das ist in einem Formel-1-Auto wirklich toll. Ich freue mich schon auf meine erste schnelle Runde am Freitagmorgen. Kurven wie Eau Rouge, Pouhon oder Blanchimont sind fantastisch, einfach weil sie so schnell sind - vor allem Pouhon ist unglaublich, weil man sich am Limit des Gripniveaus befindet, mit dem Gas spielt und versucht, nicht zu viel Geschwindigkeit beim Lenken zu verlieren. Das hinzukriegen, gibt dir ein tolles Gefühl." Die Begeisterung des WM-Dritten erhält durch die vergangenen zwei McLaren-Siege zusätzliche Nahrung: "Wir gehen in einer ziemlich günstigen Position in dieses Renn-Wochenende - wir haben die vergangenen zwei Grands Prix gewonnen und das Auto fühlt sich stark an. Wir haben hart an der Verbesserung des Setups gearbeitet. Unser Selbstvertrauen ist derzeit wirklich inspirierend, wodurch wir etwas mehr pushen können, speziell im Qualifying." Wie schon bei den vergangenen drei Rennen könnte es auch in Spa wieder regnen: "Es ist natürlich gut möglich, dass das Wochenende durch das Wetter beeinträchtigt wird, aber ich kann ehrlich gesagt mit allen Streckenbedingungen leben - ich kann es bloss nicht mehr erwarten, wieder mit dem Auto rauszufahren."

Button hofft endlich auf Glück in Spa

Teamkollege Button outet sich wie die meisten Fahrer im Feld als Spa-Fan: "Ich liebe es, in Spa rennzufahren, hatte dazu aber leider zuletzt wenig Gelegenheit, da ich bei den letzten zwei Belgien-Grands-Prix ohne eigene Schuld abgeschossen wurde. Dieses Jahr hoffe ich auf etwas mehr Glück." Der Weltmeister 2009 durfte während der Sommerpause seinen Sieg in Ungarn auskosten. "Es hat sich grossartig angefühlt, mit einem Sieg in Ungarn in die Sommerpause zu gehen", bestätigt der McLaren-Pilot. "Dieses Rennen hätten wir bei trockenen genauso wie bei nassen Bedingungen gewinnen können. Das sollten wir in Spa im Hinterkopf behalten, denn es wird wahrscheinlich nass und trocken sein - und alles dazwischen auch an irgendeinem Punkt des Wochenendes."

Button will Red Bull unter Druck setzen

Trotz des enormen Rückstands hat Button die WM noch nicht ganz aufgegeben: "Einmal mehr ist es unser Ziel, die Führenden in der Weltmeisterschaft, besonders Red Bull, unter Druck zu setzen. Unser Auto fühlt sich derzeit definitiv sehr fahrbar an, daher glaube ich nicht, dass uns die richtige Reifenwahl an diesem Wochenende sehr beeinträchtigen wird. Wir haben nach dem Rennen in Valencia viel über den Pirelli-Medium-Reifen gelernt und ich glaube, dass wir uns seitdem doch ziemlich verbessert haben." Der McLaren-Pilot glaubt nicht, dass DRS in Spa eine besondere Rolle spielen wird. "Ich bin noch immer nicht sicher, wo wir es verwenden dürfen", gesteht er. Die Antwort: nach Eau Rouge auf der langen Kemel-Geraden. Button weiß: "Nach Eau Rouge den Berg hinauf gab es durch den Windschatten immer viele Gelegenheiten, um den Windschatten zu verwenden und in Les Combes hinein dann zu überholen. Es wird interessant, ob DRS zusätzlich zur Show beitragen kann - es wird hoffentlich ein weiteres großartiges Wochenende für die Formel 1."

Whitmarsh: Macht Teamwork den Unterschied?

Teamchef Martin Whitmarsh freut sich ebenfalls, dass die Sommerpause beendet ist, zumal nun Spa-Francorchamps auf dem Programm steht: "Es handelt sich um einer der großartigsten Strecken der Formel 1 - und um einen Ort, wo man den Eindruck erhält, dass immer das Unerwartete passiert. Wie wir alle aus der Vergangenheit wissen, ist das Wetter hier berüchtigt und unbeständig. Und da das Feld so eng beisammen liegt, erhält solides und effektives Teamwork eine besondere Bedeutung. Eine gute Reifenwahl zu einem kritischen Zeitpunkt im Rennen könnte am Ende einen enormen Unterschied machen." Whitmarsh weiss, wie wichtig die kommenden Rennen sind: "Die letzten europäischen Rennen werden den Saison-Endspurt prägen. Daher ist es wichtig, dass wir sie aggressiv und selbstbewusst angehen, bevor es zu den letzten Überseerennen weitergeht. Das gesamte Team ist erfrischt, entspannt und voller Energie zur Arbeit zurückgekehrt. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Vorteile davon auf der Strecke sehen werden. Unsere Ingenieure und Strategen sind hungrig auf die nächsten Aufgaben, unsere Mechaniker sind fit und bereit, um die exzellenten Fortschritte fortzusetzen, die sie diese Saison durch schnelle und zuverlässige Arbeit in der Box und in der Boxengasse gemacht haben." Der Brite ortet keine Ermüdungserscheinungen bei seinem Rennstall: "Obwohl wir drei der letzten fünf Grands Prix gewonnen haben, sind wir immer noch extrem entschlossen, stärker als bisher zu sein. Immer wieder hat das McLaren-Team seine Beharrlichkeit und seine Entschlossenheit bewiesen, besonders in so einer entscheidenden Phase in der Weltmeisterschaft. Wir sind für diesen Kampf mehr als bereit und werden jedes Rennen geniessen."

20.8.2011