Vettel: Blau steht Hamilton nicht

Sebastian Vettel

nimmt den Diskussionen mit seiner Diplomatie sämtliche Energie

Egal was passiert, Sebastian Vettel ist scheinbar nicht aus der Ruhe zu bringen. Selbst die viel diskutierten Regeländerungen sieht der Red-Bull-Pilot gelassen und denkt, dass es alle treffen wird. Den Fehler von Montreal hat der Deutsche ebenfalls gut verarbeitet.

Frage: Wie siehst du Kanada mit zwei Wochen Abstand?


Sebastian Vettel: Ich denke, unterm Strich war es ein tolles Rennen. Natürlich war ich nach dem Rennen nicht ganz zufrieden mit dem Ausgang, aber ich glaube, man braucht dann ein bisschen Zeit für sich. Jetzt sind wir hier, die Sonne scheint wieder und wir greifen voll an.

Wie hast du den Fehler verarbeitet?

Wenn man die ersten Bilder nach dem Rennen gesehen hat, dann weiss man, wie ich empfunden habe. Im ersten Moment ist man natürlich enttäuscht, wenn der Sieg so nahe ist. Unterm Strich dauert es ein bisschen. Ich brauch dann ein wenig Zeit für mich, aber am nächsten Tag war es dann mehr oder weniger vergessen. Nach ein bisschen Zeit und Ruhe, man kann sich alles noch einmal anschauen, blickt man nach vorne.

Hat dich der Fehler verunsichert?

Was passiert ist, gibt keinen Grund zur Verunsicherung. Es war ein schwieriges Rennen, die Chance Fehler zu machen, war sehr hoch. Ich denke, es gibt viele Fahrer, die Fehler gemacht haben. Ich habe auch einen gemacht, leider zum Schluss.

Du hast die ganze Zeit den Fehler auf dich genommen. Aber das Team hat doch noch Potenzial, sich zu verbessern?

Wir sind ein Team. Das bin nicht nur ich oder beziehungsweise das ist nicht nur das Team. Es ist die Einheit. Zusammen arbeitet man an sich und versucht Dinge besser zu machen. Dass jeder Fehler macht, ist normal. Die Saison ist unheimlich lang, es kann viel passieren. Dann ist hier oder da der Boxenstopp nicht perfekt oder manchmal leistet man sich als Fahrer einen Fehler. Man versucht immer das Beste herauszuholen und immer am absoluten Limit zu operieren. Wenn dann was in die Hose geht, dann kommt es darauf an, wann und wie, und manchmal fällt es jedem auf, manchmal geht es unter, aber trotzdem muss man selbst jeden Fehler wahrnehmen. Dann gibt es einem die Gelegenheit, daraus zu lernen und es in der Zukunft besser zu machen.

Stimmt es, dass McLaren den Abstand weiter verkürzt hat?

Es war von Anfang des Jahres an recht knapp. Es ist immer abhängig, welche Strecke man als Beurteilung nimmt. Ich denke, das Kräfteverhältnis hat sich hier und da ein wenig verschoben. Manchmal waren wir ein bisschen dominanter, wie in Australien. Andere Male war es denkbar knapp und ich glaube hier wird es wieder eng. Letztes Jahr hatten wir hier ein gutes Rennen. Lassen wir uns überraschen. Es gibt Strecken, die uns mehr liegen und es gibt Strecken, die anderen Fahrern und Fahrzeugen entgegenkommen können.

Was spricht hier für euch?

Ich mag die Strecke. Generell ist es ein schöner Grand Prix hier, etwas besonderes, direkt am Hafen, direkt am Meer. Das macht immer recht viel Spass. Von der Strecke her ist es nicht einfach. Es ist ein Mix aus Kanada und Monaco. Auf der einen Seite gibt es sehr viele Geraden, aber auch viele langsame Kurven. Man muss sehr hart in die Bremsen. Es gibt keine richtig schnellen Kurven hier. Das spricht in der Regel nicht für uns. Aber wir waren auch allen Strecken sehr stark, auch auf einer Strecke wie Kanada, die uns auf dem Papier nicht so gefällt.

Man hat den Eindruck, dass Red Bull ein wenig eingebremst werden soll. Ist die Regel mit dem Motor-Mapping, das nun zwischen Qualifiying und Rennen nicht mehr verändert werden darf, ein großer Nachteil für euch?

Ich denke nicht, dass es ein grosser Nachteil ist. Es wird jetzt viel Tohuwabohu gemacht, aber ich denke es ist für alle ein Schritt nach hinten. Es wird alle ein bisschen einbremsen. Ob da jemand mehr darunter leiden wird, glaube ich nicht. Die Teams, die unseren Auspuff kopiert haben, werden genauso wie wir leiden. Wenn dann werden wohl eher die Fahrzeuge betroffen sein, die auch darauf ausgelegt waren, wie Mercedes und Renault.

Das Zwischengas-Verbot ist nun beschlossen. Welche Auswirkungen wird das für euch haben?

Ich glaube es ist genauso wie mit dem Mapping. Es wäre viel zu kompliziert, das zu erklären. Da blickt ja kein Schwein mehr durch (lacht;), was jetzt gerade erlaubt ist und was nicht. Wir nehmen es so, wie es kommt. Unterm Strich ist es für alle gleich. Ich glaube nicht, dass wir durch irgendeine Regelung einen grösseren Nachteil haben sollten.

Was sagst du zu Lewis Hamilton im Red-Bull-Overall


Steht ihm nicht. Es wird aktuell eben über Lewis geredet und wenn jemand anderes in unsere Garage kommt oder wir woanders hingehen, wird über ihn beziehungsweise uns geredet.

Wäre es eine Herausforderung ihn im Team zu haben?

Es ist so oder so eine Herausforderung. Ich denke es ist unwichtig, in welchem Anzug jemand steckt. Am Ende setzen sich immer die besten Fahrer in den besten Teams durch. Aber wer weiss, auf Anhieb gefällt es mir nicht. Blau steht ihm nicht.

Lewis hat viele riskante Manöver gestartet. Wo siehst du da die Grenze?

Schwierig. Man muss die Bedingungen betrachten. Man will immer überholen oder seine Position verteidigen. Seinem Gegner sollte man immer genug Platz übrig lassen. Niemand will eine Kollision verursachen.

Du scheinst seit dem WM-Titel deutlich stärker zu sein. Woran liegt das?

Man hat sich selbst etwas bewiesen. Den Titel kann einem keiner mehr wegnehmen. Das ist ein schönes Gefühl.

Du hast einen finnischen Physiotherapeuten. Welche Beziehung hast du zu ihm? Ist es eher ein Freund oder nur ein Kollege?

Ein bisschen von allem, wenn man mehrere Jahre mit jemandem so eng zusammenarbeitet. Es gibt nicht so viele Leute, die mich soviel zu Gesicht bekommen, wie er. Da entwickelt sich, glaube ich, auch eine Freundschaft. Ich denke, wenn die Chemie nicht stimmen würde, kommt man nicht so lange miteinander aus. Er ist an der Rennstrecke als auch Zuhause, wo die grössere Arbeit verrichtet wird und mehr geschwitzt wird. Ob Blitzableiter, Mädchen für alles, er schaut, dass es mir gut geht. Manche Leute denken, er sei nur da um mir den Schirm zu halten und die Wasserflasche zu tragen, aber ich glaube, es sind viel wichtigere Aufgaben, die hinter den Kulissen nicht jeder sieht.

Wie hast du deinen Auftritt bei "Wetten, dass..." empfunden?

Es war eine lustige Sendung und hat Spass gemacht. Ich war jetzt das dritte Mal dabei.

Haben dich Jennifer Lopez und Cameron Diaz nicht beeindruckt?

Sie haben mich jetzt nicht von der Couch gehauen (lacht;)

24.6.2011