Renault RS27: Leistung nicht das einzige Kriterium

Geringer Spritverbrauch und gute Fahrbarkeit sind

die Vorteile des RS27

Der Renault-Motor gilt nicht als das leistungsstärkste Aggregat im Feld, dennoch liegt man mit Sebastian Vettel und Red Bull aussichtsreich in der Weltmeisterschaft. Jede Pole-Position wurde in dieser Saison von einem Renault-Motor errungen. Dazu kommen weitere sieben Siege von Sebastian Vettel, die nicht nur auf motorenschonenden Strecken herausgefahren wurden.

Mercedes und Ferrari sollen auf dem Papier die leistungsstärkeren Motoren besitzen, dennoch gibt es noch weitere Komponenten, die über die wahre Performance eines Aggregats entscheiden. So war für den Doppelsieg in Spa die Dosierbarkeit der Leistung ein wichtiger Schlüsselfaktor sowie die abrufbare Power über das gesamte Drehzahlband. "Es gibt kein Geheimnis, warum wir in Spa sehr erfolgreich waren. Motorleistung ist auf der Strecke in Belgien sehr wichtig, doch gerade bei den Bedingungen, die in Spa herrschten, war ein berechenbarer Motor am Kurvenausgang entscheidend", sagt Cyril Dumont, Motoreningenieur von Renault. "Wenn man als Fahrer aus einer Kurve beschleunigt und das Drehmoment gleichmässig einsetzt, fährt es sich für den Piloten deutlich einfacher." Dumont ist der Meinung, dass der Motor nicht nur an der reinen Leistung gemessen werden sollte. "Ich denke, dass unser Aggregat viele gute Eigenschaften besitzt. Sicherlich ist er gut fahrbar, aber man darf auch andere Dinge wie Spritverbrauch oder die Kühlung nicht ausser Acht lassen. Es ist ebenfalls eine Stärke unseres Motors, dass er sehr hitzebeständig ist und kleinere Kühllösungen angebracht werden können."

Zuverlässigkeit ist die Stärke von Renault

Renault hatte vor der Motoren-Homologierung 2007 einen der besten und stärksten Motoren im gesamten Feld. Nicht alle Teams nahmen das Reglement so genau wie Renault und während man bei den Franzosen die Motorenabteilung deutlich geschrumpft hatte, entwickelte man bei Mercedes und Ferrari an den Motoren weiter. Man durfte zwar keine leistungsbezogenen Änderungen mehr durchführen, jedoch durfte man Teile zugunsten der Haltbarkeit austauschen. Böse Stimmen behaupten, dass dadurch aber auch etwas Leistung dazugewonnen werden konnte. Nicht umsonst durfte Renault den RS27-Motor zur Saison 2010 angleichen. "Wir haben fast nichts an dem Motor geändert", erzählt Dumont. " Wir haben der FIA 2007 einen Motor überreicht und durften nur Teile zur Verbesserung der Zuverlässigkeit austauschen. Daher hat sich zwischen den heutigen Motoren und den Motoren, die 2007 eingesetzt wurden, wenig geändert."

In der Saison 2011 dürfen pro Fahrer nur noch acht Motoren über die gesamte Saison eingesetzt werden, jedoch dürfen die Aggregate beliebig oft getauscht werden, was Renault dazu veranlasst, mehrere Motoren zu den Rennen mitzunehmen: "In Spa hatten wir für jeden Fahrer bei Red Bull drei Motoren an der Rennstrecke", teilt der Franzose mit. "Wir haben das fünfte Aggregat in Belgien eingesetzt. Für die restlichen Rennen verbleiben drei neue Motoren, womit wir für das Saisonende gut aufgestellt sind."

Renault entscheidet aber nicht alleine, wann welcher Motor verwendet wird. Die Teams haben dabei ein Mitspracherecht. "Die Entscheidung wird zwischen Renault und Red Bull getroffen. Wir erstellen einen Plan für die Saison und gehen dabei auf die Wünsche von den Teams ein", berichtet Dumont. "Für leistungsfordernde Strecken wie Spa oder Monza können neue Motoren eingesetzt werden, wobei in Ungarn ein gebrauchtes Aggregat zum Einsatz kommt."

7.9.2011