Webber über die Ehe mit Renault

Das Red-Bull-Kleid schmiegt sich perfekt

um das Triebwerk von Renault

Mark Webber hat in 15 Rennen 194 Punkte geholt. Im Vorjahr waren es im Vergleichszeitraum deren 202, also nicht um Welten mehr. Trotzdem führte er vor zwölf Monaten die WM an und hatte dabei vier Siege auf dem Konto. Einem Triumph jagt der Australier im Jahr 2011 noch hinterher. Dennoch hat der Routinier mit seiner Konstanz zum beinahe sicheren Sieg in der Konstrukteurs-WM beigetragen. Nur in Monza verbuchte Webber den einzigen Red-Bull-Ausfall in diesem Jahr. Die Konkurrenz ist dem britisch-österreichischen Team zuletzt etwas näher gerückt. Da die WM bereits entschieden ist, liegt die Konzentration aller Teams bereits auf 2012.

Es gibt nur kleine Änderungen im Regelbuch. Die grösste Anpassung betrifft das Heck mit dem Verbot des angeströmten Diffusors. Adrian Newey ist bekannt dafür, dass er bei grossen Reglementsänderungen ein fantastisches Auto bauen kann. Für 2012 macht sich Webber allerdings keine Sorgen, dass die Konkurrenz an Red Bull vorbeiziehen könnte. "Ich schätze, unsere Konkurrenz bevorzugt es, wenn die Regeländerungen gering bleiben. Sie werden wahrscheinlich nervös, wenn Adrian ein großsses Arbeitsfenster hat. Er hat aber bewiesen, dass er auch ein gutes Auto bei kleinen Regeländerungen bauen kann. Das wir auch im kommenden Jahr der Fall sein", ist der Australier überzeugt. Eine grosse Rolle werden die Reifen spielen. In der zweiten Saisonhälfte haben die Teams das Geheimnis des schwarzen Goldes herausgefunden.

Die gewonnenen Erkenntnisse fliessen auch in die neuen Autos für die kommende Saison ein. "Wir fahren zum ersten Mal mit diesen Reifen auf den jeweiligen Strecken. Ich würde gerne einen Qualifyingreifen sehen. Die Pneus sind sehr sensibel. Die Teams lernen auf jeder Strecke. Man hat Fernando Alonso in Singapur und Suzuka gesehen", spricht Webber die unterschiedliche Performance des Ferrari an. "Die Autos haben sich auch stark geändert." Ein Teil des Red-Bull-Erfolges ist auf die Konstanz im Team zurückzuführen. Dazu gehört auch Renault als Motorenpartner. Aus der ehemaligen Zweckehe ist eine gegenseitige Liebe geworden. "Am Anfang war es eine ziemliche Herausforderung, denn es gab unterschiedliche Motorenreglements. Es ist uns gelungen, dass der Motor auf einem ziemlich hohen Niveau funktioniert. Das Team hat Renault auch dabei geholfen, mehr aus ihrem Motor herauszuholen", beschreibt Webber die Partnerschaft. "Wir wissen, dass der Auspuff jetzt eine Rolle spielt, es gibt viele unterschiedliche Dinge, die abseits der Strecke Aufmerksamkeit erfordern und Zeit benötigen. Das Zusammenspiel von Motor und Chassis ist sehr wichtig. Die Kontinuität war immer sehr gut und war ein Kernthema. Wenn man alle drei Jahre den Motor wechselt, dann ist das sehr hart - in punkto Design, Personal und so weiter. Das war bei uns sehr gut. Wenn man so einen Partner besitzt und mit ihm alle guten Ergebnisse einfährt, dann ist die Ehe umso schöner. Nichts währt ewig, aber wir werden noch lange zusammenarbeiten und es ist eine gute Partnerschaft."

Seit dem Vorfall zwischen Lewis Hamilton und Felipe Massa in Suzuka sind die Rückspiegel wieder ein Thema geworden. Webber sieht darin aber kein Problem. "Es ist in Ordnung, aber ich weiss aus der Vergangenheit genau was er meint. Der Blickwinkel ist recht gut. Es gibt klarerweise auch blinde Stellen, aber es ist in Ordnung." Während Webber im Vorjahr noch um den WM-Titel kämpfte, verlief es diesmal nicht nach seinem Wunsch. Trotzdem kann ein Australier einen bedeutenden Titel holen. Casey Stoner kann an diesem Wochenende bei seinem Heimrennen auf Phillip Island MotoGP-Weltmeister werden. Verfolgt Webber seinen Landsmann? "Nicht wirklich. Rugby kommt für mich an erster Stelle, dann kommen die Motorräder. Es wäre natürlich toll, wenn es Casey es schaffen würde. Es liegt in seinen Händen. Er ist ein fantastisches Jahr gefahren. Die Honda passt auch gut zu ihm. Sollte Jorge (Lorenzo) ein starkes Wochenende haben, dann macht Casey es in Europa perfekt. Casey ist auf Phillip Island unschlagbar. Wenn ihn dort jemand besiegen würde, dann wäre ich sehr überrascht."

13.10.2011