Sutil: "Wir befinden uns auf dem richtigen Weg"

Adrian Sutil ist nach seinem starken Heimrennen

gut gelaunt

Die Stimmung bei Adrian Sutil ist gut. Mit einem sechsten Platz im Gepäck reiste der Force-India-Pilot an den Hungaroring. Am vergangenen Wochenende zeigte der Deutsche bei seinem Heimrennen auf dem Nürburgring eine starke Leistung und hielt mit einer guten Taktik beide Mercedes-Werkspiloten in Schach. In der Eifel herrschten kühle Bedingungen. Dagegen ist für Ungarn wärmeres Wetter angesagt. Das beunruhigt Sutil aber nicht, auch wenn ihm der Reifenverschleiss ein wenig Sorgen bereitet. Im Interview spricht der 28-Jährige über die aktuelle Situation.

Frage: Mit welchem Gefühl bist du an den Hungaroring gereist?


Adrian Sutil: Alles ist möglich. Es ist erst die erste Saisonhälfte vorbei. Wir sehen im Moment recht stark aus. Wir wollen diese Performance so lange wie möglich halten, oder noch besser sein. Es kommen jetzt ein paar gute Rennstrecken für uns. Wir befinden uns auf dem richtigen Weg.

Wie lauten die Gründe für den Aufwärtstrend?

Beim Auto haben wir in den vergangenen Rennen einige Schritte gemacht. In Silverstone bestand schon die Chance für die Top 8 mit beiden Autos. Aufgrund der Strategie hatten wir das leider verpasste. Auf dem Nürburgring haben wir es dann wieder probiert. Es lag an der Performance des Autos. Wir waren im Qualifying und im Rennen sehr stark. Vielleicht haben uns die niedrigen Temperaturen auch geholfen. Wir wissen was wir tun müssen. Es kommen auch noch neue Teile. Es ist wie ein grosses Puzzle. Manchmal verändert man nicht viel, aber wenn man das richtige Teil verändert, dann funktioniert plötzlich alles. Dann hat man Vertrauen, fährt eine gute Runde und ist gleich ein paar Plätze weiter vorne.

Ihr habt lange an dem neuen aerodynamischen Konzept gefeilt. Jetzt scheint es zu funktionieren. War das der entscheidende Schritt?

Ja, hoffentlich geht es so weiter. Das sollte eigentlich auch so sein. Jetzt habe ich bei Saisonhalbzeit schon 18 Punkte auf dem Konto. Wir sind auf dem richtigen Weg, müssen aber immer noch aufholen. Wir müssen unser Potenzial maximieren. Für das gesamte Team ist es gut, dass wir jetzt endlich gute Ergebnisse haben. Jeder weiss, dass das der Auftakt für einige gute Rennen war. Man braucht manchmal Erfolg, damit man darauf aufbauen kann.

Könnte euch die Hitze in Ungran Probleme bereiten?

Es sollte kein richtiges Problem sein, aber es wäre wahrscheinlich besser, wenn es etwas kühler wäre. Die Reifen halten bei uns unter heißen Bedingungen nicht so lange. Bei kühleren Temperaturen ist das besser. Das gesamte Wochenende auf dem Nürburgring waren wir wirklich gut. Wir werden es sehen. Ich glaube, dass wir auch bei wärmeren Bedingungen konkurrenzfähig sind.

Vor zwei Jahren war der Hungaroring keine Strecke, auf die du dich sehr gefreut hast, weil der Force India auf Kursen mit viel Abtrieb nicht gut funktioniert hat. Hat sich das nun komplett geändert?

Ich glaube, wir haben auf Hochgeschwindigkeitskursen immer noch ein paar Vorteile. Das Auto ist jetzt aber überall recht konstant. Im Monaco waren wir im Qualifying um Platz zehn herum. Die Situation ist nicht mehr wie vor zwei Jahren, wo wir auf schnellen Kursen sehr gut waren, dafür auf langsamen sehr schwach. Ich erwarte ein normales Wochenende. Hoffentlich holen wir viele Punkte.

Kann man sagen, welches Teil, oder welche Entwicklung den Ausschlag für den Leistungssprung gebracht hat?

Das kann man nie so genau sagen. Es ist ein Zusammenspiel. Wir hatten für den Nürburgring ein gutes Update. Der Unterboden war modifiziert. Das hat ganz gut funktioniert. Wir haben viele Teile, die manchmal nicht funktionieren. Die probieren wir immer wieder aus und manchmal funktionieren sie. Das hängt von der gesamten Spezifikation des Autos ab.

Habt ihr auch für den Hungaroring einige Neuheiten dabei?

Nicht wirklich. Es sind nur Kleinigkeiten am Unterboden. Wir werden Freitagmorgen noch einen anderen Heckflügel testen, den wir allerdings schon bei einigen Rennen dabei hatten. Wie gesagt, wir haben einige Teile, die je nach Strecke gewechselt werden. Das richtige große Update gab es am Nürburgring.

Wird es ein sehr taktisches Rennen, falls es trocken bleibt?

Auf dieser Strecke kann man nicht soviel gutmachen. Es ist wie in Monaco. Wenn man im Verkehr steckt, kommt man da nur schwer durch. Man hat eine Chance auf der Geraden, aber ich glaube nicht, dass sie lange genug ist. Die Taktik und das Qualifying sind hier sehr wichtig.

Die Boxenstopps sind ebenfalls wichtig. Eure Stopps befinden sich im Vergleich zu den anderen Teams im Mittelfeld. Was kann man noch verbessern?

Manchmal hatten wir ein paar grosse Patzer. Das macht den Durchschnitt dann wieder schlechter. Beim letzten Rennen war es sehr gut. Es gab keinerlei Fehler. Wir arbeiten natürlich immer daran es noch besser zu machen. Eine Garantie dafür gibt es nicht.

Bist du vor einem Boxenstopp nervös?

Ich sage immer zu den Leuten, dass sie ruhig bleiben sollen. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. Man sieht natürlich immer wieder Probleme. Manchmal verkantet der Schlagschrauber mit der Radmutter und da ist schnell eine halbe oder eine Sekunde verloren. Das geht ganz schnell. Als Fahrer ist es entscheidend, dass man auf den Zentimeter genau anhält. Das ist Übung. Man darf dabei nicht zu hektisch sein.

Wie sieht deine Situation für das kommende Jahr aus?

Nichts Besonderes. Ich kann darüber nichts sagen. Im Moment konzentriere ich mich auf meine Leistung an diesem Wochenende. Es ist noch zu früh dafür.

Die meisten Teams werden mit der gleichen Fahrerpaarung weitermachen. Ist Force India deshalb für dich die beste Option?

Wer weiss, was passieren wird. Ich habe immer gesagt, dass ich in diesem Team glücklich bin. Solange es vorwärts geht, desto glücklicher bin ich. Ich halte meine Augen offen und sehe dann, was möglich ist.

Was denkst du über den Turbomotor ab 2014?

Er wird etwas anders zu fahren sein. Bis dahin wird die Entwicklung aber weit fortgeschritten sein. Ich denke nicht, dass wir Turbolöcher oder etwas in dieser Richtung haben werden. Es wird interessant werden. Ich mag aufgeladene Motoren. Bislang bin ich damit aber nur auf der Strasse gefahren. Es ist ein effizienter Motor. Ich weiss aber noch nicht, was ich genau erwarten kann.

27.7.2011