KIA Rio: der schnittige Koreaner bläst zum Angriff

Die Koreaner sind die Shooting-Stars der Autowelt und drängen massiv an die globale Zulassungsspitze. Auch VW ist zunehmend im Visier: Während Hyundai mit dem i40 den Passat angeht, rückt Kia mit dem neuen Rio dem Polo zu Leibe. Ein Kleinwagen mit elegantem, ernsthaftem Design, besonders hochwertigem Innenraum, fortschrittlicher Technik und sparsamen Motoren? Bisher war die Antwort einfach: ein VW Polo. Doch im September ist es damit vorbei. Denn dann geht die vierte Generation des Kia Rio an den Start. Und die Koreaner wollen es nicht mehr beim Gerangel mit den anderen Asien-Importeuren und den Europäern aus der zweiten Liga belassen.

Klares Design, feines Interieur

Das klingt nur so lange nach Grossmannssucht, bis man mit dem neuen Rio zur ersten Testfahrt startet. Gezeichnet vom einstigen Audi-Mann Peter Schreyer ist der Rio nicht nur von aussen eine markante Alternative im Einerlei der immens grossen Kleinwagenflotte. Besser noch: Der Wagen mit der markanten Chromspange im Kühlergrill, den riesigen Scheinwerfern, der sportlichen Flanke und dem hohen Heck ist auch innen eine Augenweide. Vorbei die Zeiten des tristen Einheitsgraus und der billigen Plastiklandschaften: Der Rio glänzt mit Chrom und Klavierlack und schmeichelt den Fingern mit weichen Oberflächen.

Dazu gibt es bequeme Sessel, auf denen vorne auch Grossgewachsene entspannt reisen. Weil der Radstand auf 2,57 Meter und die Länge auf 4,05 Meter gewachsen sind und die Koreaner obendrein die Sitzlehnen ein wenig ausgehöhlt haben, bietet der Rio zudem drei Zentimeter mehr Kniefreiheit im Fond als der Vorgänger und letztlich auch hier genügend Platz für Erwachsene. Das Kofferraumvolumen wächst um sechs Prozent auf 288 Liter. Auch in dieser Disziplin ist der Rio dem Polo also immerhin acht Liter oder eine kleine Einkaufstüte voraus.

Sparsam, aber nicht allzu spassig

In Fahrt bringen den Koreaner wahlweise vier Motoren mit 1,1 bis 1,4 Litern Hubraum und 75 bis 109 PS, zwei davon sind Diesel. Für alle Motoren gibt es auch ein EcoDynamics-Paket, zu dem neben Spritsparreifen und Schalthinweisen auch eine Start-Stopp-Automatik gehört. Dann sinkt der Verbrauch des Basis-Diesels auf 3,2 Liter und unterbietet sogar den Polo Blue Motion. Aber selbst der stärkste Motor ist auch ohne Spartechnik mit 5,3 Litern zufrieden.

Nur bei der Dynamik-Wertung fällt ein wenig Schatten auf den strahlenden Glanz des koreanischen Herausforderers: Das Fahrwerk ist solide und komfortabel abgestimmt, die Motoren sind leise und die Getriebe machen einen knackigen Eindruck. Aber die Lenkung, die in der Stadt noch den agilen und handlichen Anspruch des Rio stützt, wirkt bei flotter Fahrt zu synthetisch und lässt die nötige Rückmeldung vermissen. Und zumindest der grosse Benziner gibt sich bei den ersten Testfahrten noch ein wenig lustlos. Zwar schafft er mit etwas Geduld und Spucke über 180 km/h und auch der offizielle Spurtwert ist mit 11,5 Sekunden nicht so schlecht. Doch beim ständigen Anfahren an den vielen Mautstellen rund um Seoul braucht man mit gerade einmal 137 Newtonmetern Drehmoment einen langen Atem. Obwohl der große Diesel deutlich langsamer beschleunigt (14,5 Sekunden), wirkt er mit seinen 220 Nm deutlich antrittsstärker und fährt dem Benziner in der Praxis mühelos davon.

Niedrigerer Preis, bessere Ausstattung

Die Zeiten, in denen Kia seine Autos allein über den Preis verkauft hat, sind vorbei, sagt Europachef Paul Philpott. Er nennt jetzt vor allem Design, Technik-Ausstattung und die Sieben-Jahres-Garantie als Kaufgründe. Doch die forsche Preispolitik der deutschen Hersteller machen die Koreaner deshalb trotzdem nicht mit. Im Gegenteil: Obwohl grösser und besser ausgestattet, ist der Rio beim Generationswechsel sogar billiger geworden und startet nun bei 19'920 Franken – sechs Airbags und ESP inklusive. Ein halbwegs vergleichbarer Polo ist fast anderthalbmal so teuer.

Preis: ab CHF 19'250.00

Mehr Infos unter www.kia.ch

12.7.2011