James Key: "Sauber-Konstanz ist nicht brillant"

Technikdirektor James Key möchte die Leistungen

bei Sauber konstanter machen

Sauber kämpft auch auf dem Hungaroring munter im Mittelfeld mit. Die Hauptgegner der Schweizer sind Renault und Force India. Formel-1-Neuling Sergio Perez schaffte den Sprung ins Q3, fuhr dort allerdings keine Runde und sparte sich einen Reifensatz. Deshalb wird der Mexikaner von Startplatz zehn starten. Teamkollege Kamui Kobayashi verpasste den letzten Abschnitt knapp und wird von Rang 13 angreifen.

"Es war eng. Wir dachten, dass es hier aufgrund der Strecke und den Bedingungen besser laufen würde als auf dem Nürburgring", sagt Technikdirektor James Key. "Gestern waren unsere Sektorzeiten gut balanciert. Es gibt also kein grosses Problem. Es ging darum, über Nacht die Gesamtperformance zu verbessern. Vor dem Qualifying war es schwierig abzuschätzen, wo wir stehen, denn es war sehr eng mit Renault und Force India. Es ist gut, dort zu sein wo wir sind. Force India hat definitiv einen Fortschritt gemacht. Es kommen für sie auch sehr starke Strecken mit Spa und Monza. Bei uns muss man sagen, dass unsere Konstanz nicht brillant ist. Es gibt bestimmte Strecken, wo wir wissen, dass wir Probleme bekommen können. Bei anderen wissen wir, dass es für uns gut laufen wird. Wir müssen versuchen konstanter zu werden", fasst Key die allgemeine Situation von Sauber zusammen.

Die Formschwankungen sind im Zusammenspiel von Auto, Strecke und Reifen zu suchen. "Strecken wie Silverstone, wo man den Reifen mehr belastet, sind für uns besser als ein 'Stop-and-Go' Kurs wie Kanada. Auf dem Nürburgring hat man ein paar schnelle Kurven, aber es ist nicht so wie hier, wo es ständig Richtungswechsel gibt. Mit der mittleren Mischung kommen wir nicht so gut klar. Mit den weichen Reifen ist alles okay und überraschenderweise auch mit den harten Sorten. Beim mittleren Reifen ist man schnell über das Arbeitsfenster hinausgeschossen, oder man liegt darunter. Es hängt stark von den Bedingungen ab", beschreibt Key. "Wir waren von Beginn an von der mittleren Mischung nicht begeistert. Sie konnte im Rennen nichts Besonderes bewirken. Auf dem Nürburgring haben einige Leute den Wechsel darauf bis zum Ende hinausgezögert. Es ist kein guter Rennreifen, mit dem man sich auch nicht qualifizieren kann. Die weiche Mischung ist dafür sehr gut. Sie hält lange, wie wir in Istanbul und hier gesehen haben, und sie kommt schnell auf Temperatur. Persönlich denke ich, dass sie in Zukunft in die Richtung entwickeln sollten, die sie mit der weichen Mischung eingeschlagen haben." Sollte Pirelli ihre Sorten für die Zukunft überarbeiten? "Vier Mischungen sind okay", findet der Techniker. "Es sollte immer an beiden Enden ein Extrem geben. Wenn die mittlere Mischung etwas härter wäre, länger hält und ein breiteres Arbeitsfenster bieten würde, dann hätte man einen Reifen in der Mitte."

Auf dem Hungaroring waren die Reifen an den beiden Trainingstagen ein grosses Thema. "Bisher haben wir einen hohen Reifenverschleiss gesehen. Wir haben noch keine genauen Daten, weil uns die Longruns diese nicht geliefert haben. Ich gehe davon aus, dass die meisten Teams drei Stopps oder sogar mehr machen werden." Viele Fahrer berichteten ausserdem, dass ich das Griplevel in den unterschiedlichen Streckenpassagen stark unterschied. Speziell die letzte Kurve machte Probleme.

"Es ist für alle gleich. Es kommt dann darauf an, wie die Teams und der Fahrer damit umgehen. Ich finde nicht, dass man es ändern sollte, aber es sollte vermieden werden. Man könnte so unnötige Dinge ausschließen, wenn man eh schon drei verschiedene Reifensätze am Freitag hat und die Bedingungen knifflig sind. Am Samstag war es nicht so ein grosses Problem. Pirelli ist davon ausgegangen, dass sich die Unterschiede im Griplevel legen werden, wenn mehr Gummi auf der Bahn liegt. Das ist am Samstag auch passiert." Speziell in der Qualifikation hat man gesehen, dass einige Fahrer Reifen für das Rennen sparten. "Es ist schwierig zu sagen, weil es darauf ankommt, wie sich die Strategien im Rennen entwickeln. Ich denke, man wollte beide Mischungen sparen. Wir sind in Q3 keine Runde gefahren, um einen Satz zu sparen. Man redet hier von drei Runden. Wir haben uns für unsere Strategie entschieden. Okay, wir hätten im Qualifying noch ein, zwei Plätze weiter vorne stehen können, aber es ist wichtiger, die Reifen zu sparen."

Sauber liegt zu Saisonhalbzeit auf dem sechsten Rang der Konstrukteurwertung, also genau im Mittelfeld der zwölf Teams. Das Weltmeisterteam von Red Bull hat einen anderen Fahrzeugansatz in der Formel 1 eingeführt. Wenn man sich den RB7 von der Seite ansieht, dann ist das Heck viel Höher als die Front des Autos. Damit steht es ganz anders im Wind. Wird Sauber dieses Konzept kopieren? "Wir haben uns das angesehen. Es gibt natürlich Gründe, warum man das umsetzt", sagt Key dazu. "Einige dieser Gründe sind aber nicht tauglich auf unserem Auto. Es gibt Vor- und Nachteile. Man muss zum Beispiel einen sehr gut funktionierenden angeströmten Diffusor haben. Wenn man das tut, nimmt man sich Potenzial im Heckbereich, aber auch beim Frontflügel. Man muss also schon sehr früh das Auto um dieses Konzept herum entwickeln."

31.7.2011