Sauber: Da wäre noch mehr möglich gewesen

Freud und Leid auf einen Blick:

Sauber-Pérez ist auf dem Weg zu Platz 7, hinten wird der defekte Sauber von Kobayashi abtransportiert

Die fatale Sekunde:

Schumi unterschätzt dieWirkung der Heckflügel-Aktivierung und touchiert Kobayashi

15.02 Uhr Lokalzeit. Eine Minute, die Peter Sauber (67) nicht mehr vergisst. Eine Silverstone-Minute voller Emotionen. Mit Ärger und Freude.

«Ja, mit diesem unnötigen Foul hat Schumacher nicht nur sehr früh das Rennen von Kobayashi zerstört, sondern vielleicht auch einen noch grösseren Tag für uns», sagt Sauber im BLICK-Gespräch.

In diesem Moment, es ist 15.02 Uhr, stolziert keine vier Meter neben Sauber die GP-Legende Michael Schumacher (42) durchs Fahrerlager und würdigt seinen früheren Chef (Marken-WM) keines Blickes.

«Ein Wort der Entschuldigung wäre sicher dringelegen, denn er ist Kamui in einer Kurve einfach ins Heck gefahren», sagt Sauber. Man merkt es deutlich: Der Teambesitzer ist sauer.

Freude über Gratulationen vpm reichsten Mann der Welt.

Milliardär Carlos Slim und Peter Sauber begrüssen sich wie alte Freunde

Keine zehn Sekunden nach der stillen Schumi-Begegnung taucht von der anderen Seite Carlos Slim (71) im blauen Blazer auf. Der reichste Mann der Welt aus Mexiko. Er strahlt. Von Leibwächtern keine Spur. Sauber steht auf und nimmt die Gratulationen des Multi-Milliardärs entgegen. Die beiden fallen sich wie alte Freunde um den Hals. Und die beiden haben auch allen Grund zum Feiern: Sergio Pérez (21) aus Guadalajara bringt den Sauber auf dem 7. Platz ins Ziel – 6 Punkte.

«Und die darf ich diesmal wohl behalten», lacht Pérez, der vor sechs Wochen im Monaco-Hafen noch am Tod vorbei fuhr. «Das war eine harte Zeit, aber jetzt bin ich wieder fit. Leider hatte ich hier auf den Geraden keine Chance, an Rosberg vorbeizukommen.»

Der superschnelle GP-Neuling, schon auf der geheimen Ferrari-Liste, erinnerte sich gestern sofort an den WM-Start in Australien, als beide Sauber punkteten: 7. Pérez, 8. Kobayashi. Doch drei Stunden nach dem Jubel wurden Sauber wegen der Heckflügel-Schlamperei um zwei Millimeter alle 10 Punkte weggenommen.

Auch Pérez wird von Slim geherzt. Wird er im Aztekenland der neue Nationalheld, wird er der Nachfolger von Pedro Rodriguez? Der beste Mexikaner starb heute vor 40 Jahren bei einem Interserie-Rennen auf einem Ferrari vom Aargauer Herbert Müller. Heute findet im Londoner Stadtteil Mayfair (Inmaculada Conception) eine Gedenkfeier statt – mit dem ganzen Mexiko-Clan des Sauber-Teams!

Kobayashi steht bei allen Jubelszenen und der traditionellen Tequila-Party bei Sauber etwas verloren da. «Unglaublich, schon wieder Schumacher. Hat er in Valencia nicht schon Petrow einfach weggeräumt?» Wie damals gab Schumi auch jetzt in der Mercedes-Mitteilung «meinen Fehler» zu. «Ich hatte bei der Aktivierung des Heckflügels die Wirkung unterschätzt!» Solche Aussetzer hatte Schumi, der gestern eine Stop-and-Go-Strafe (10 Sekunden Boxenhalt) kassierte, früher eher selten…

Nun, der Crash passierte in der 9. Runde – und da lag Kobayashi als Achter noch vier Plätze vor Pérez! Aber noch schlimmer: Beim Foul wurde wohl der Ölkühler des Japaners beschädigt. Der fehlende Öldruck beendete nach 23 Runden das Rennen von Kobayashi. «Das war ein neuer Motor, also gingen wir kein Risiko ein und haben das Ding abgestellt.

Quelle: BLICK

11.7.2011