Malaysia: Zwei Fäuste und ein Halleluja

Erster Sieg für Sebastian Vettel, erster Ausfall für Michael Schumacher: Mit dem souveränen Triumph beim Grossen Preis von Malaysia hat Red-Bull-Pilot Vettel endlich in die Erfolgsspur gefunden und das Pech an seinen Freund Michael Schumacher weitergereicht. Der 41 Jahre alte Rekordweltmeister schied im dritten Rennen seit seinem Comeback erstmals aus, als sein Silberpfeil in der 10. von 56 Runde eine Radmutter verlor.

Die Mercedes-Ehre rettete Nico Rosberg, der hinter Vettel und dessen Teamkollegen Mark Webber auf Rang drei landete und den Silberpfeilen damit das erste Podium seit der werksseitigen Rückkehr nach 55 Jahren bescherte. "Es war nicht so einfach wie es aussah, aber ich habe es einfach in der ersten Kurve versucht. Ich habe es gerade so geschafft", meinte Vettel zu seinem erfolgreichen Start: "Danach ging es eigentlich nur noch um die Frage, wie ich mich von der Konkurrenz absetzen kann." Er habe allerdings "geschwitzt wie verrückt" und hatte wegen der grossen Hitze sogar auf Regen gehofft. "Ich bin froh, dass ich aus diesem Ofen jetzt wieder rauskomme", meinte der 22-Jährige: "Ich bin sehr glücklich, dass es im dritten Anlauf endlich geklappt hat. So zurückzukommen, ist sehr schön."

Schumacher erlebte das Ende des Rennens schon als Zuschauer. "In Kurve sechs wurde das Auto plötzlich sehr instabil, liess sich kaum noch lenken. Nachdem ich ausgerollt war, habe ich mir das natürlich angeschaut und festgestellt, dass die Radmutter weg war", beschrieb unterdessen Schumacher seinen Ausfall, nachdem er als Sozius auf einem Motorroller zurück zur Box gefahren worden war.

Vettel meldete sich durch den sechsten Sieg seiner Karriere, mit dem er in der ewigen deutschen Erfolgsliste mit dem hinter seinem Bruder Michael (91) zweitplatzierten Ralf Schumacher gleichzog, mit einem Schlag im Titelrennen zurück. Mit jetzt 37 Punkten hat er nur noch zwei Zähler Rückstand auf den neuen Spitzenreiter Felipe Massa (39) im Ferrari, der Siebter wurde. Dessen Teamkollege Fernando Alonso schied kurz vor Schluss aus und ist jetzt punktgleich mit Vettel.

Hinter den beiden folgen mit jeweils 35 Punkten Titelverteidiger Jenson Button im McLaren-Mercedes und Rosberg. "Es ist fantastisch für uns. Es ist toll, dass unser erster Podiumsplatz hier in Malaysia geklappt hat", meinte Rosberg mit Blick auf das "Heimspiel" im Land des Hauptsponsors Petronas und kassierte ein Lob von seinem prominenten Teamkollegen. "Dass Nico vorne dabei ist, war nicht anders zu erwarten. Er ist richtig gut unterwegs, aber das ist ja die Herausforderung, die mich reizt", sagte Schumacher, der in der WM-Wertung bei 9 Zählern blieb und damit jetzt nur noch viertbester Deutscher ist.

Denn Force-India-Pilot Adrian Sutil holte als Fünfter auf einen Schlag 10 Zähler, weil er seinen Freund und früheren Weltmeister Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes hinter sich gehalten hatte. "Der Zweikampf hat Spass gemacht", sagte Sutil. Den ersten Punkt in seinem dritten Formel-1-Rennen sicherte sich Williams-Pilot Nico Hülkenberg als Zehnter, war aber dennoch nicht ganz zufrieden. "Ich hatte mir mehr erhofft. Der Start war nicht ideal. Meine Hinterreifen haben stark abgebaut, zudem habe ich in der Box Zeit verloren, weil ich mein Lenkrad wechseln musste", meinte 22-Jährige. Virgin-Pilot Timo Glock schied wie Schumacher aus.

"Nico hat dem Team mit seinem Podiumsplatz einen tollen Lohn für all die harte Arbeit beschert. Nicos WM-Punkte nach drei Rennen können sich sehen lassen", meinte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, mahnte aber an: "Wir müssen uns weiter stark steigern." Bei Schumacher entschuldigte sich Haug: "Sorry, so etwas sollte nicht passieren und wir stellen das ab." Teamchef Ross Brwan sagte nach dem Rennen: "Michael war nach dem Start in einer guten Position und wir freuten uns auf ein gutes Rennen auch für ihn, aber leider kam es nicht dazu. Das Auto verlor eine Radmutter, ein Problem, das zuvor nie auftrat. Die Radmuttern werden in der Startaufstellung mehrmals geprüft; wir werden das untersuchen und eine Lösung finden."

Schumacher blieb trotz des erneuten Rückschlages nach den Plätzen sechs und zehn bei den ersten beiden Rennen in Bahrain und Australien gelassen und ruhig. "Auch diese Dinge gehören zum Motorsport dazu, die habe ich früher auch schon mitbekommen. Man kann sich darüber ärgern, man kann aber auch gelassen reagieren, sagen: "Das gehört zum Spiel dazu", und nach vorne schauen. Das ist eher das, was ich im Moment fühle", meinte er. Sich selbst sieht er schon voll im Fahrplan, sein Auto sei nicht mehr weit weg.

Vettel hatte den Grundstein zum Sieg bereits beim Start gelegt. Da fuhr er von Platz drei nicht nur am direkt vor ihm stehenden Rosberg, sondern auch an seinem von der Pole Position losgefahrenen Webber vorbei an die Spitze. Von dort aus kontrollierte er souverän das Rennen und hatte diesmal auch kein Pech mit der Technik. In Bahrain hatte ihn eine defekte Zündkerze vom ersten auf den vierten Platz zurückgeworfen. In Melbourne war er wie jetzt Schumacher wegen einer kaputten Radmutter ausgeschieden.

Wegen eines Regelverstosses hatte Vettel vorübergehend sogar um seinen Sieg zittern müssen. Die vier Renn-Kommissare entschieden aber nach einer Anhörung Vettels sowie der Auswertung des Rennvideos und der Telemetriedaten, auf eine nachträgliche Strafe zu verzichten. Vettel hatte unter geschwenkten Gelben Flaggen Lotus-Pilot Jarno Trulli in Kurve 4 des Sepang International Circuit regelwidrig überholt.

Dies ist normalerweise ein Verstoss gegen das Sportgesetz des Internationalen Automobil-Verbandes FIA. Die Kommissare hielten Vettel jedoch zu Gute, dass er seine Geschwindigkeit an dieser Stelle stark reduziert und zudem bemerkt habe, dass Trulli wegen eines offensichtlichen Problems langsam unterwegs gewesen sei.

Für mächtig Wirbel sorgte in den Anfangsrunden aber vor allem Lewis Hamilton, der sich schon eine Woche zuvor in Melbourne grossartige Rad-an-Rad-Duelle mit der Konkurrenz geliefert hatte. Von Platz 20 stürmte der McLaren-Mercedes-Pilot durch das Feld und lag nach zehn Runden schon in den Punkterängen. Für ein Schlangenlinien-Manöver gegen den russischen Renault-Fahrer Witali Petrow wurde der Hitzkopf von der Rennleitung allerdings verwarnt. Am Ende wurde der Brite Sechster. Auch das Ferrari-Duo Alonso und Massa war nach der völlig verpatzten Qualifikation um Schadensbegrenzung bemüht und kämpfte sich bis zur Hälfte des Rennens zumindest in die Top Ten.

5.4.2010